Doktorarbeit über Wesenstest ist veröffentlicht

Andreas

Frau Mittmann -ähem Frau Dr. Mittmann - hat unter anderem den Wesenstest bei meiner Hündin geleitet.

Was schon lange gemunkelt wurde, ist nun veröffentlicht:
Die Doktorarbeit belegt aufgrund der wissenschaftlichen Auswertung der WT von über 400 Hunden, dass
- keine Unterschiede der Liste 1 ("unwiderlegbare Gefährlichkeitsvermutung" - lebenslanger Maulkorbzwang) gegenüber Liste 2 ("widerlegbare Gefährlichkeitsvermutung") vorhanden sind
- nur ein verschwindend kleiner Teil der Hunde gestörtes Aggressionsverhalten zeigt.

Lest selber:
Mittmann, Angela: Untersuchung des Verhaltens von 5 Hunderassen und einem Hundetypus im Wesenstest nach den Richtlinien der Niedersächsischen Gefahrtierverordnung vom 05.07.2000
Zusammenfassung

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die Wesenstests von 415 Hunden der Kategorie 1 (American Staffordshire Terrier und Bullterrier sowie Hunde vom Pitbull-Typus) und Kategorie 2 (Rottweiler, Dobermann und Staffordshire Bullterrier) ausgewertet. In diesen Tests wurde auf Grund der Niedersächsischen Gefahrtier-Verordnung (GefTVO) im Zeitraum von August 2000 bis Mai 2001 das Verhalten der Hunde im Hund-Mensch- und Hund-Umwelt-Kontakt überprüft. Es wurde untersucht, ob es einen signifikanten Unterschied im Verhalten zwischen den Tieren der Kategorie 1 und 2 gibt, der eine Aufteilung der Hunde in zwei Kategorien und die daraus resultierende, unterschiedliche Behandlung in rechtlicher Hinsicht rechtfertigte. Ferner wurde untersucht, ob es Hinweise auf eine Rassedisposition für gestört oder inadäquat aggressives Verhalten bei den getesteten Rassen und Hunden vom Pitbull-Typus gab.

Das Verhalten der Hunde wurde Kategorien (Skalierungen) zugeordnet. Dabei steht die Skalierung 1 für jedes Verhalten, bei dem keinerlei aggressive Signale beobachtet werden konnten. Die Skalierungen 2-7 stehen für aggressives Verhalten verschiedener Eskalationsstufen. Das Verhalten der Hunde wurde in 35 unterschiedlichen Situationen erfasst.

158 der 415 Hunde zeigten im Wesenstest in keiner der 35 Testsituation aggressives Verhalten (höchste erreichte Skalierung 1). Weitere 201 Hunde drohten in einer oder mehreren Situationen optisch und/oder akustisch (höchste erreichte Skalierung 2). Nur wenige Tiere zeigten als höchten Wert 3 (Schnappen mit stationärem Körper; zwölf Hunde) und 4 (Schnappen mit unvollständiger Annäherung; sechs Hunde). 37 Hunde reagierten mit der höchsten Skalierung 5 (Beißen oder Angreifen mit vorangegangenem Drohverhalten). Ein Tier reagierte mit der Skalierung 6 (Beißen ohne vorangegangenes Drohverhalten) und kein Tier mit der Skalierung 7 (Beruhigung nach Eskalation erst nach über 10 Minuten).

395 der getesteten Hunde reagierten nach dem Bewertungssystem den Situationen angemessen. Für diese 95 % der 415 getesteten Tiere gab es demzufolge keine Hinweise für gestört oder inadäquat aggressives Verhalten. 19 Tiere wurden als inadäquat aggressiv und ein Hund als gestört aggressiv beurteilt (zusammen 5 %). Die Situationen, in denen diese 20 Hunde vermehrt gestört oder inadäquat aggressives Verhalten zeigten, waren gekennzeichnet durch ungewöhnliche, schnelle oder abrupte Bewegungen.

Im Vergleich der einzelnen Rassen sowie der Hunde vom Pitbull-Typus ergab diese Untersuchung keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich des gezeigten aggressiven Verhaltens der Skalierungen 3, 4, 5 und 6. Die Aufteilung der Hunde in zwei Kategorien und die daraus folgende unterschiedliche Behandlung ist infolgedessen nicht gerechtfertigt.

Aufgrund dieser Ergebnisse ist der Wesenstest nach der GefTVO als Pflicht für alle Hunde der fünf getesteten Rassen und der Hunde vom Pitbull-Typus nicht zu rechtfertigen. Ungeachtet dessen ist der Wesenstest geeignet, um inadäquat und/oder gestört aggressive Hunde zu selektieren, und damit ein Werkzeug, um das Verhalten auffällig gewordener Hunde gleich welcher Rasse zu überprüfen. Darüber hinaus sind eine verantwortliche Hundezucht, eine gute Sozialisation der Welpen und eine sachkundige und verantwortungsbewusste Haltung aller Hunde unverzichtbar, um der Entstehung inadäquat und gestört aggressiven Verhaltens vorzubeugen und ein entspanntes Zusammenleben von Mensch und Hund zu gewährleisten.

Die komplette Dissertation (Doktorarbeit) ist veröffentlicht, aber als PDF-Dokument und hat die stattliche Größe von über 20 MB ! Wer sich das antun möchte,


Die entscheidenden Passagen hier noch mal zum Mitschreiben für Dickkopf-Minister Bartels:
Die Aufteilung der Hunde in zwei Kategorien und die daraus folgende unterschiedliche Behandlung ist infolgedessen nicht gerechtfertigt.
und

Aufgrund dieser Ergebnisse ist der Wesenstest nach der GefTVO als Pflicht für alle Hunde der fünf getesteten Rassen und der Hunde vom Pitbull-Typus nicht zu rechtfertigen.


Das sind doch gute Voraussetzungen für die bevorstehenden Gerichtsverhandlung über das Bundesgesetz und das niedersächsische Hundediskriminierungsgesetz!

Mehr Infos, wenn ich die 21815 kB runtergeladen habe, bin noch bei 18 % und hoffe, dass es demnächst keinen Stromausfall gibt...

Nachtrag:
Bin schon bei 39 % und hoffe weiter darauf, dass kein vereister Baum auf eine Freilandleitung fällt :)

"Meine"Tierärztin schreibt noch am Thema
"Untersuchung des Verhaltens der 13 Hunderassen der niedersächsischen Gefahrtierverordnung im Hinblick auf den Hund-Mensch und Hund -Umwelt Kontakt"

Außerdem schreibt eine weitere TÄ gerade diese Arbeit:
"Untersuchung des Verhaltens von Golden Retrievern im Vergleich zu den als gefährlich eingestuften Hunden nach der Niedersächischen gefahrtierverordnung vom 05.07.2000"

Vor allem der Vergleich Golden Retriever - "Kampfhunde" ist eine interessante Idee. Was würde passieren, wenn das Ergebnis wäre
95,1 % der Listenhunde bestehen, aber
nur 94,9 % der Golden Retriever bestehen ihn ???


Klar, es würde keinen interessieren. Aber eine Doktorarbeit muß veröffentlicht werden. Und wir wissen jetzt, dass es eine solche gibt.

Man stelle sich die Richter bei der Verhandlung über das Bundesgesetz vor:
entweder
Golden Retriever kommt auf die Liste (Zucht- und Importverbot, landesrechtlich verordneter Maulkorb- und Leinenzwang, Sachkundeschein, Mindestalter für Spazierengeher, lokalrechtliche Strafsteuer, Ausschluß von Retrievern bei den Versicherungen)
oder
es ist bewiesen, dass Rasselisten grundsätzlich Unsinn sind.
 
  • 19. März 2024
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Hi Andreas ... hast du hier schon mal geguckt?
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Hallo Andreas,
ich glaube das Ganze birgt nicht viel Neues außer das, was jeder weiß, die Hunde sind Klasse!!!
Interessant würden diese Test's erst, wenn man von jeder Hunderasse dieser Welt willkürlich 10 Exemplare so einem Test unterzieht. Gleichzeitig das Ganze an 10 willkürlich ausgesuchten Mischlingen.
Vielleicht wäre der Wesenstest für eine Zuchtbasis sogar von Vorteil um Tier mit schwachem Nervenkostüm herauszufiltern. Dann würde das Ganze auch Sinn machen. Obwohl der Wesenstest nur eine Momentaufnahme ist, hielte ich ihn für die Zuchtauswahl neben einer exzellenten Gesundheit der Tiere für unabdingbar. Ob das Tier schön ist, sollte erst nach diesen beiden Kriterien bewertet werden.Nach diesen Gesichtspunkten sollte eine Zuchtauslese stattfinden: Wesen, Gesundheit und dann kommt erst die chönheit. Ich denke, dann würden aber alle Züchter Amok laufen, weil ihr Zuchtpool dann verschwindend gering würde und die Käufer fänden sich vielleicht in ihrem Schönheitsideal nicht mehr bestätigt. Der rasse Hund würde es allenfalls nur gut tun.
Gruß Gundula
 
  • 19. März 2024
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LG Meike mit Benny
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Hi Andreas,

'ne echte Freude, Dein Beitrag.
Denn solche Doktorarbeiten können im Prinzip ja vor Gericht als wissenschaftlicher Nachweis gelten und so auch eine erneute Aufrollung des Falles begründen.

Würde passen, und zwar zur Problematik, die im Beitrag 'Sagt Min.Bartels mal die richtig die Meinung heute...' aufgeworfen wurde. Laut Dr. Baumgarte müsse im "Gesetzesfluß" ja immer wieder eine Anpassung vorgenommen werden, falls neue gesicherte Erkenntnisse auftreten zB.


Eins würde mich noch interessieren, woher rekrutiert Deine Ärztin eigentlich die Kandidaten? Nur vom Wesenstest wohl, oder? Und die Retriever?

greetinx
Kalim

P.S. Würde mir ja zu gerne auch die gesamte Dissertation runterladen. Bei meinem kleinen Comp jedoch vermutlich ein zeitlich aussichtsloses unterfangen.:unsicher:
 
Hallo,
Frau Mittmann hat die Daten aller zum Wesenstest angemeldeten Hunde als Material verwendet - sofern sie zu den genannten Rassen (/Typus) gehörten.

Jeder Besitzer mußte unterschreiben, das er mit einer anonymen Auswertung zu wissenschaftlichen Zwecken einverstanden ist.

Die Retriever werden von einer anderen TÄ untersucht. Ich vermute, dass sie ihre Retriever auf freiweilliger Basis zusammnsucht. Eine Hundeverordnung, nach der alle Retriever zum Test müssen, gibt es ja nicht. Allerdings müßte man doch auch ein paar "schwierige" Retriever aus dem TH oder testen, denn wer sich schon freiwillig meldet, der hat meist ein en guten Hund.

Aber wenn man z.B. dies hier leist, wird man schon zu den passenden Hunden kommen.
...Diese "Vermehrungszucht" hat nicht nur viele Krankheiten hervorgebracht, sondern auch von Aggressivität und Bissigkeit gegenüber Menschen ist die Rede. Prominentestes Opfer wurde RTL-Moderator Hans Meiser. Mit wunderschönen (gefälschten) Papieren übernahm er einen Welpen bei einem "Vermehrer", nahe der holländischen Grenze. Der Hund biss im Alter von 15 Monaten Familienmitglieder und Nachbarn und musste eingeschläfert werden....
 
(Wakans) Petra

@Andreas

Stellt sich die Frage, ob das am Hund, am Vermehrer oder an Herrn Meiser lag. Naivität und Nichtwissen kann er mit seinem Beruf für sich wohl kaum in Anspruch nehmen.

Viele Grüße
Petra
 
  • 19. März 2024
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Danke für den Tipp, Meike! Den Futtercheck (und vor allem die kostenlosen Futterproben :D) werde ich mir mal gönnen.
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Petra, Nichtwissen über Hunde kann diesem Herrn sehr wohl bescheinigt werden.

Ich erinnere mich noch gut an seine Talkshow über Kampfhunde und die Verordnungen. Die "Diskussion" bestand darin, dass Meiser mit seinen zurechtgelegten BILD-Argumenten die Gesprächspartner plattmachen wollte. Als ihn dann jemand auf seinen bissigen Golden Retriever ansprach, flippte er völlig aus und wurde äußerst ausfallend.
 
Hi Andreas,

gibt es das irgendwo als PDF?

Lieben Gruß
Meike

[edit] erst lesen dann schreiben... [/edit]
 
Ähem.. hast du es inzwischen selbst gefunden?



Sind über 20 MB !!!
es sind diverse Farbfotos drin und die Tabellen sind leider als Grafik statt als formatierter Text gespeichert.

Wenn du mich anmailst und mich freundlich bittest, könnte ich dir ne CD schicken (gilt nur für supernette Oberkampfschmuser, sonst wird mir das zu teuer)
 
Original geschrieben von Andreas

Wenn du mich anmailst und mich freundlich bittest, könnte ich dir ne CD schicken (gilt nur für supernette Oberkampfschmuser, sonst wird mir das zu teuer)


Mist verdammter....somit bin ich draußen :D
 
Ich erinnere mich noch gut an seine Talkshow über Kampfhunde und die Verordnungen.

ja ich auch, allerdings auch an eine andere Sendung, wahrscheinlich vor dieser "Kampfhundsch....", da ging es eben um nicht wesensfeste Goldies.

War, nachdem sie gerade richtig "IN" waren und auf Teufel komm raus vermehrt wurden!

Da hörten sich die Kommentare von Herrn Meiser anders an!

LG
Carmen
 
Original geschrieben von Wolfgang
Nichtwissen über Hunde kann diesem Herrn sehr wohl bescheinigt werden.

Das ist es, was ich ausgespart habe, aber gemeint habe. Die von Dir beschriebene Reaktion passt zu meinen Überlegungen.

Viele Grüße
Petra
 
Original geschrieben von Andreas
Ähem.. hast du es inzwischen selbst gefunden?



Sind über 20 MB !!!
es sind diverse Farbfotos drin und die Tabellen sind leider als Grafik statt als formatierter Text gespeichert.

Wenn du mich anmailst und mich freundlich bittest, könnte ich dir ne CD schicken (gilt nur für supernette Oberkampfschmuser, sonst wird mir das zu teuer)


Ui, danke für das Angebot. Ja ich hab es gefunden, hab deinen Text leider erst nur überfolgen und den Link nicht entdeckt.

Ich hab es mir mal komplett ausgedruckt, macht eine nette "Gute-Nacht-Geschichte" :)

Danke dir

Meike
 
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