30 junge Türken halfen bei Suche nach Golden Retriever
Hildesheim/Niedersachsen, 3.1.03
Normalerweise hätte Willi Rohlfes die Jungs nicht angesprochen. Niemals. Vier türkische Teenager im Halbdunkel des Ehrlicher-Parks. "Da ist man ja eigentlich vorsichtig", sagt Rohlfes. Doch es war kein normaler Tag. Golden Retriever Linus war verschwunden. Und bei der Suche nach Helfern war Rohlfes nicht mehr wählerisch.
Zwei Stunden zuvor war noch alles wie immer. Willi Rohlfes spazierte mit einem fröhlich tobenden Linus durch den Park. Plötzlich zerriss ein Knall das Gassi-Idyll: Eine Gruppe Jugendlicher hatte Linus einen China-Böller vor die Füße geworfen. Der Golden Retriever verschwand wie der Blitz im Unterholz. Und da stand Herrchen nun.
Willi Rohlfes war wütend: "Die fanden das wohl witzig, diese Spinner." Doch er war auch sicher, seinen Schützling bald wiederzufinden. Doch wohin er auch ging und wie oft er auch rief - Linus blieb verschollen.
Rohlfes rief seine Frau an: "Komm zum Ehrlicher-Park und bring eine Taschenlampe mit." Jennifer fackelte nicht lange. Ein Anruf bei der Mutter, die sofort vorbeikam, um sich um Niklas zu kümmern. Dann fuhr sie los.
"Ich würde einen Hund nie mit einem Menschen gleichsetzen", sagt Jennifer Rohlfes. "Doch als wir da im dunkler werdenden Park standen mit unserer Funzel und nach Linus riefen - das war schon schrecklich." Unangenehm erschien dem Ehepaar zunächst auch das Treffen mit den vier jungen Türken am Kehrwiederturm. "Man hat so seine Vorurteile, man hört ja wenig Gutes", gibt Jennifer Rohlfes zu.
Doch die Sorge um Linus war stärker als das Misstrauen. Und die Jugendlichen halfen. "Wir haben vor einer Stunde einen Hund gesehen", berichteten sie. Dann griffen sie zu ihren Handys und telefonierten. "Plötzlich standen statt vier Jungs 30 vor uns", staunt Willi Rohlfes. "Und alle wollten helfen."
In allen Richtungen durchkämmten sie nun den dunklen Ehrlicher-Park. Doch von Linus weiter keine Spur. Schließlich schlug einer der Jugendlichen vor, die Polizei zu rufen - was Jennifer Rohlfes voller Aufregung tat: "Ich habe den Beamten gar nicht zu Wort kommen lassen, sondern nur ganz energisch einen Suchtrupp gefordert."
Doch auch Jennifer Rohlfes musste einmal Luft holen - und das nutzte der Beamte prompt. "Ihr Hund sitzt schon seit einer Stunde in der Ambulanz des Städtischen Krankenhauses und wartet auf Sie", berichtete er. "Linus" war auf dem Parkplatz umhergelaufen, der Pförtner hatte ihn schließlich hereingeholt und die Polizei informiert.
Daraufhin machte sich die ganze Schar auf den Weg zum Krankenhaus - ein Hauch von "Emil und die Detektive" in Hildesheim. Die Rohlfes` verteilten reichlich Finderlohn und riefen schließlich die HAZ an: "Man hört soviel Schlechtes über ausländische Jugendliche - die Jungs haben wirklich verdient, dass diese Geschichte bekannt wird." Gern Geschehen.
An Silvester streifte das Ehepaar schon wieder durch den Ehrlicher-Park. Linus tobte durch den Schnee wie aufgezogen. Schlechte Erinnerungen hat er offenbar nicht. Und das "Hunde verboten"-Schild vor dem Krankenhaus-Eingang würdigte er keines Blickes.
Hildesheim/Niedersachsen, 3.1.03
Normalerweise hätte Willi Rohlfes die Jungs nicht angesprochen. Niemals. Vier türkische Teenager im Halbdunkel des Ehrlicher-Parks. "Da ist man ja eigentlich vorsichtig", sagt Rohlfes. Doch es war kein normaler Tag. Golden Retriever Linus war verschwunden. Und bei der Suche nach Helfern war Rohlfes nicht mehr wählerisch.
Zwei Stunden zuvor war noch alles wie immer. Willi Rohlfes spazierte mit einem fröhlich tobenden Linus durch den Park. Plötzlich zerriss ein Knall das Gassi-Idyll: Eine Gruppe Jugendlicher hatte Linus einen China-Böller vor die Füße geworfen. Der Golden Retriever verschwand wie der Blitz im Unterholz. Und da stand Herrchen nun.
Willi Rohlfes war wütend: "Die fanden das wohl witzig, diese Spinner." Doch er war auch sicher, seinen Schützling bald wiederzufinden. Doch wohin er auch ging und wie oft er auch rief - Linus blieb verschollen.
Rohlfes rief seine Frau an: "Komm zum Ehrlicher-Park und bring eine Taschenlampe mit." Jennifer fackelte nicht lange. Ein Anruf bei der Mutter, die sofort vorbeikam, um sich um Niklas zu kümmern. Dann fuhr sie los.
"Ich würde einen Hund nie mit einem Menschen gleichsetzen", sagt Jennifer Rohlfes. "Doch als wir da im dunkler werdenden Park standen mit unserer Funzel und nach Linus riefen - das war schon schrecklich." Unangenehm erschien dem Ehepaar zunächst auch das Treffen mit den vier jungen Türken am Kehrwiederturm. "Man hat so seine Vorurteile, man hört ja wenig Gutes", gibt Jennifer Rohlfes zu.
Doch die Sorge um Linus war stärker als das Misstrauen. Und die Jugendlichen halfen. "Wir haben vor einer Stunde einen Hund gesehen", berichteten sie. Dann griffen sie zu ihren Handys und telefonierten. "Plötzlich standen statt vier Jungs 30 vor uns", staunt Willi Rohlfes. "Und alle wollten helfen."
In allen Richtungen durchkämmten sie nun den dunklen Ehrlicher-Park. Doch von Linus weiter keine Spur. Schließlich schlug einer der Jugendlichen vor, die Polizei zu rufen - was Jennifer Rohlfes voller Aufregung tat: "Ich habe den Beamten gar nicht zu Wort kommen lassen, sondern nur ganz energisch einen Suchtrupp gefordert."
Doch auch Jennifer Rohlfes musste einmal Luft holen - und das nutzte der Beamte prompt. "Ihr Hund sitzt schon seit einer Stunde in der Ambulanz des Städtischen Krankenhauses und wartet auf Sie", berichtete er. "Linus" war auf dem Parkplatz umhergelaufen, der Pförtner hatte ihn schließlich hereingeholt und die Polizei informiert.
Daraufhin machte sich die ganze Schar auf den Weg zum Krankenhaus - ein Hauch von "Emil und die Detektive" in Hildesheim. Die Rohlfes` verteilten reichlich Finderlohn und riefen schließlich die HAZ an: "Man hört soviel Schlechtes über ausländische Jugendliche - die Jungs haben wirklich verdient, dass diese Geschichte bekannt wird." Gern Geschehen.
An Silvester streifte das Ehepaar schon wieder durch den Ehrlicher-Park. Linus tobte durch den Schnee wie aufgezogen. Schlechte Erinnerungen hat er offenbar nicht. Und das "Hunde verboten"-Schild vor dem Krankenhaus-Eingang würdigte er keines Blickes.