Sollen die Katzen jetzt an die Kette?
Hundetrainerin für Leinenzwang während der Brutzeit
Von unserem Redakteur Frank Bagdatopulos
Syke. Brut- und Setzzeit - die Natur richtet ihre Kinderstube ein. Hunde müssen vom 1. April bis 15. Juli an die Leine, so will es das Feld- und Forstordnunggesetz. „Das gilt streng genommen auch für Katzen“, sagt die Barrier Hundetrainerin Renate Liebert, „denn sie sind die größeren Jäger.“
Vielen Katzenhaltern sei das offenbar nicht bewusst, lassen sie doch ihre schnurrenden Sofatiger weiterhin Tag und Nacht frei durch die Landschaft spazieren, moniert Renate Liebert. „Ich möchte nicht von den Hundebesitzern ablenken“, betont die Barrierin, die seit elf Jahren den bellenden Vierbeinern Manieren beibringt. „Es gibt auch noch viele Hunde, die das Wild hetzen. Der Schaden, den Katzen anrichten, wird dagegen zumindest von den Besitzern oft gar nicht zur Kenntnis genommen.“
Liebert, die selbst auch Jägerin ist, appelliert daher an die zahlreichen Katzenfreunde in Stuhr, Syke, Weyhe und sonst überall, zumindest in diesen Wochen auf ihre Mini-Tiger besonders acht zu geben - und diese wenigstens abends und nachts im Haus zu lassen. „Das eine oder andere Nest würde dann geschont“, ist sie überzeugt. Als Katzenfeindin möchte die 50-Jährige aber keinesfalls gelten. „Ich mag auch Katzen und habe früher selber welche gehabt.“ Es komme ihr vielmehr darauf an, die Halter auf ein aktuelles Problem hinzuweisen.
Gefahr fürs Niederwild
Dass sie mit ihrer Meinung nicht alleine steht, bestätigt der Syker Hegeringleiter Hanshinrich Haartje: „Katzen sind für das Niederwild genauso schlimm wie Hunde, wenn nicht schlimmer. Sie gefährden praktisch alles, was brütet - von der Singdrossel bis zum Fasan und Rebhuhn.“ Hinzu komme, dass auch die Katzen zur Zeit ihren Nachwuchs zur Welt bringen.
Haartje: „Natürlich holen sie Futter ran und manche kommen in der Woche mit zwei, drei Junghasen zurück.“ Zum Schutz der Vögel empfiehlt der Waidmann, den Muschis ein Glöckchen umzuhängen.
Wer es freiwillig den Hundebesitzern gleichtun und seinen Maunzer an die Leine nehmen möchte, findet im örtlichen Fachhandel eine reiche Auswahl an bunten Bändern aus Veloursleder samt Halsband und Brustgeschirr.
Der Absatz dieser Accessoires ist zu Beginn der neuen Schonzeit allerdings nicht nennenswert angestiegen, stellt Volker Sonnemann vom H&S Tierdiscount fest. „Nur wenige legen ihre Katze an die Leine. Die meisten Halter haben offenbar die Vorstellung, eine Katze gehört nach draußen.“
Das meint jedenfalls auch die Sykerin Marita Beckmann, die eine Katze und einen Kater ihr eigen nennt. „Eine Katze an der Leine - das sieht doch doof aus!“ Und überhaupt, irgendwo müssten die Mäusefänger doch ihre Freiheit haben. „Da sollen erst einmal die Hundebesitzer ihrer Verpflichtung nachkommen und ihre Tiere anleinen.“
Von einem möglichen Leinenzwang für seinen Stubentiger „Daisy“ will auch Stefan Cordes nichts wissen. „Eher würde ich mein Grundstück mit einem Elektrozaun umgeben, um die Katze hier zu halten.“ Eine Leine sei nicht eben eine Wohltat für so ein freiheitsliebendes Wesen. „Das passt nicht in ein Katzenleben.“
Eine Lanze für ihren Kater „Bruno“ bricht Christiane Bauer. „Bis jetzt hat er noch keinen Vogel angebracht, nur ab und zu mal 'ne Maus.“ Leine - nein danke, sagt auch die Barrierin. „Ich kann doch nicht mit einem Kater Gassi gehen.“ Andererseits sei es auch schwierig, einer Katze zu erklären: Bis zum 15. Juli bleibst du im Haus! Vielmehr versuche sie, ihren „Bruno“ nachts reinzuholen. „Das klappt meistens, wenn ich ihn mit Fressen locke.“
Wohlgemerkt: Verpflichtet sind die Katzenhalter zu nichts. „Der Leinenzwang gilt nur für Hunde“, bestätigt Angelika Kehl vom städtischen Ordnungsamt in Syke. Und für Hundehalter gilt: „Wer sich nicht dran hält, riskiert ein kostenpflichtige Verwarnung oder ein Bußgeld.“ Katzenfreunde sollten aber das Jagdgesetz kennen. Danach sind Revierinhaber befugt, streunende Katzen (wie auch Hunde) in ihrem Jagdbezirk zu töten.
© 2002 nordwest.net
(Quelle: Weser-Kurier online vom 05.04.2002)
Hundetrainerin für Leinenzwang während der Brutzeit
Von unserem Redakteur Frank Bagdatopulos
Syke. Brut- und Setzzeit - die Natur richtet ihre Kinderstube ein. Hunde müssen vom 1. April bis 15. Juli an die Leine, so will es das Feld- und Forstordnunggesetz. „Das gilt streng genommen auch für Katzen“, sagt die Barrier Hundetrainerin Renate Liebert, „denn sie sind die größeren Jäger.“
Vielen Katzenhaltern sei das offenbar nicht bewusst, lassen sie doch ihre schnurrenden Sofatiger weiterhin Tag und Nacht frei durch die Landschaft spazieren, moniert Renate Liebert. „Ich möchte nicht von den Hundebesitzern ablenken“, betont die Barrierin, die seit elf Jahren den bellenden Vierbeinern Manieren beibringt. „Es gibt auch noch viele Hunde, die das Wild hetzen. Der Schaden, den Katzen anrichten, wird dagegen zumindest von den Besitzern oft gar nicht zur Kenntnis genommen.“
Liebert, die selbst auch Jägerin ist, appelliert daher an die zahlreichen Katzenfreunde in Stuhr, Syke, Weyhe und sonst überall, zumindest in diesen Wochen auf ihre Mini-Tiger besonders acht zu geben - und diese wenigstens abends und nachts im Haus zu lassen. „Das eine oder andere Nest würde dann geschont“, ist sie überzeugt. Als Katzenfeindin möchte die 50-Jährige aber keinesfalls gelten. „Ich mag auch Katzen und habe früher selber welche gehabt.“ Es komme ihr vielmehr darauf an, die Halter auf ein aktuelles Problem hinzuweisen.
Gefahr fürs Niederwild
Dass sie mit ihrer Meinung nicht alleine steht, bestätigt der Syker Hegeringleiter Hanshinrich Haartje: „Katzen sind für das Niederwild genauso schlimm wie Hunde, wenn nicht schlimmer. Sie gefährden praktisch alles, was brütet - von der Singdrossel bis zum Fasan und Rebhuhn.“ Hinzu komme, dass auch die Katzen zur Zeit ihren Nachwuchs zur Welt bringen.
Haartje: „Natürlich holen sie Futter ran und manche kommen in der Woche mit zwei, drei Junghasen zurück.“ Zum Schutz der Vögel empfiehlt der Waidmann, den Muschis ein Glöckchen umzuhängen.
Wer es freiwillig den Hundebesitzern gleichtun und seinen Maunzer an die Leine nehmen möchte, findet im örtlichen Fachhandel eine reiche Auswahl an bunten Bändern aus Veloursleder samt Halsband und Brustgeschirr.
Der Absatz dieser Accessoires ist zu Beginn der neuen Schonzeit allerdings nicht nennenswert angestiegen, stellt Volker Sonnemann vom H&S Tierdiscount fest. „Nur wenige legen ihre Katze an die Leine. Die meisten Halter haben offenbar die Vorstellung, eine Katze gehört nach draußen.“
Das meint jedenfalls auch die Sykerin Marita Beckmann, die eine Katze und einen Kater ihr eigen nennt. „Eine Katze an der Leine - das sieht doch doof aus!“ Und überhaupt, irgendwo müssten die Mäusefänger doch ihre Freiheit haben. „Da sollen erst einmal die Hundebesitzer ihrer Verpflichtung nachkommen und ihre Tiere anleinen.“
Von einem möglichen Leinenzwang für seinen Stubentiger „Daisy“ will auch Stefan Cordes nichts wissen. „Eher würde ich mein Grundstück mit einem Elektrozaun umgeben, um die Katze hier zu halten.“ Eine Leine sei nicht eben eine Wohltat für so ein freiheitsliebendes Wesen. „Das passt nicht in ein Katzenleben.“
Eine Lanze für ihren Kater „Bruno“ bricht Christiane Bauer. „Bis jetzt hat er noch keinen Vogel angebracht, nur ab und zu mal 'ne Maus.“ Leine - nein danke, sagt auch die Barrierin. „Ich kann doch nicht mit einem Kater Gassi gehen.“ Andererseits sei es auch schwierig, einer Katze zu erklären: Bis zum 15. Juli bleibst du im Haus! Vielmehr versuche sie, ihren „Bruno“ nachts reinzuholen. „Das klappt meistens, wenn ich ihn mit Fressen locke.“
Wohlgemerkt: Verpflichtet sind die Katzenhalter zu nichts. „Der Leinenzwang gilt nur für Hunde“, bestätigt Angelika Kehl vom städtischen Ordnungsamt in Syke. Und für Hundehalter gilt: „Wer sich nicht dran hält, riskiert ein kostenpflichtige Verwarnung oder ein Bußgeld.“ Katzenfreunde sollten aber das Jagdgesetz kennen. Danach sind Revierinhaber befugt, streunende Katzen (wie auch Hunde) in ihrem Jagdbezirk zu töten.
© 2002 nordwest.net
(Quelle: Weser-Kurier online vom 05.04.2002)