Massieren statt Einschläfern

Wolfgang

KSG-Haarspalter™
Corinna Wilke-Junker eröffnet in Gohfeld eine Praxis für Hunde-Physiotherapie

Löhne. Charly „fliegt“ geradezu auf die junge Frau. Das Vertrauen des fremden Hundes zu gewinnen, ist für Corinna Wilke-Junker scheinbar ein Kinderspiel. „Hunde waren schon immer mein Ding“, sagt sie und krault den grauen Mischling ausdauernd an Kopf und Schnauze. Der läßt sich das nur zu gern gefallen. Dann demonstriert sie mit ihm Hunde-Krankengymnastik. Und prompt liegt der sonst so quirlige Charly geradezu gottergeben auf der großen Matte und lässt alles mit sich machen.

In ihrem Haus am Hartsiekerweg 93 in Gohfeld, einem früheren Bauernhof, eröffnet Corinna Wilke-Junker am kommenden Montag eine Praxis für Hunde-Physiotherapie. „Gerade nach Operationen und zur Schmerzlinderung können auch bei Tieren Massage und gymnastische Übungen erfolgreich eingesetzt werden, nicht anders als bei Menschen“, sagt sie.

Gleichzeitig streicht sie dem Test-Patienten Charly, der sich auf der Matte lang macht, mit leichtem Druck langsam immer wieder über den Rücken. „Solch eine leichte Massage dient zunächst einmal dazu, das Tier zu beruhigen“, verrät sie. Selbst bei dem lebhaften Charly gelingt ihr das schier mühelos.

Dann tastet sie Pfoten, Beine und sämtliche Gelenke sorgfältig ab, beugt und streckt sie vorsichtig und spürt dabei, ob die Gelenke des Tieres in Ordnung sind oder ob womöglich eine Arthrose vorliegt.

Der Hund scheint das für ein nettes Spiel zu halten und macht, so scheint‘s, weiterhin sehr gerne mit. „Charlys Gelenke sind noch hundertprozentig in Ordnung, trotz seiner elf Jahre“, stellt Corinna Wilke-Junker fest und schmunzelt: „Mit ihm könnte ich noch kein Geld verdienen.“

Normalerweise behandele sie ja kranke Hunde. Wenn ein Tier Schmerzen habe, würden Untersuchung und gymnastische Übungen natürlich nicht so leicht fallen, merkt sie an.

Auch ein Becken für Unterwassermassage fehlt nicht

In der alten Deele ihres Bauernhauses hat Corinna Wilke-Junker alles aufgebaut, was sie zur Hundegymnastik benötigt: Ein kleines Trampolin, eine große Matte, eine Wippe, ein Mini-Hürden-Parcours und sogar ein Becken für Unterwassermassage. „Das ist für Tiere gedacht, die Verletzungen auskurieren müssen“, erklärt die Tier-Physiotherapeutin.

Mit Charly und Speedy, einem zweiten Testhund, demonstriert sie an den Geräten gern einige krankengymnastische Übungen. Die beiden Hunde machen begeistert mit und folgen ihren Anweisungen aufs Wort. Oder vielleicht folgen sie auch ein klein wenig den Leckerlies, die Corinna Wilke-Junkers ihnen dabei vor die Nase hält.

Das Erlebnis einer Bekannten beim Tierarzt war für Corinna Wilke-Junker die Initialzündung, sich mit Gymnastik für Hunde zu befassen. „Der Tierarzt diagnostizierte beim Hund meiner Freundin eine Arthrose und fragte rundheraus, ob er das Tier nicht besser sofort einschläfern soll.“

Für ihre Freundin sei diese Frage geradezu ein Schock gewesen. Und Corinna Wilke-Junker war sofort überzeugt: „Mit ein wenig Massage und einigen Übungen kann ihrem Hund geholfen werden.“

Der Entschluss, ihren Job in einem Fotogeschäft aufzugeben und eine einjährige Ausbildung zur Hundephysiotherapeutin zu machen, sei ihr nach dieser Erfahrung leicht gefallen, erklärt die junge Frau: „Ich war schon immer tierlieb und wollte beruflich unbedingt etwas mit Hunden machen.“ Praktische Erfahrungen sammelte sie bislang in den Tierheimen der Umgebung: „Dort helfe ich unentgeltlich, weil die Tierheime ja kaum Geld haben.“

Vor der Eröffnung ihrer Hunde-Krankengymnastikpraxis wandte sie sich an Tierärzte und -kliniken, um für diese Form der Behandlung zu werben. „Manche Hundehalter und Tierärzte stehen Neuerungen leider nicht sonderlich aufgeschlossen gegenüber“, bedauert sie, „es kostet bestimmt noch viel Überzeugungsarbeit bis zur Einsicht, dass man kranke Hunde nicht unbedingt gleich einschläfern muss, sondern ihnen möglicherweise schon mit einer simplen Massage helfen kann.“


Interview: Charly und Speedy
Krankengymnastik für Hunde? Das gab's bislang noch nicht in Löhne. Die NW schickte den abgeklärten ostwestfälischen Straßengraben-Mix Charly (11) und die neugierige portugiesische Windhündin und Dame von Welt Speedy (5) als Test-Patienten zu Corinna Wilke-Junker und befragte sie nach ihren Eindrücken.

NW: Wau.

Charly und Speedy: Wau. Kläff.

NW: Na, sind bei euch noch alle Knochen ganz?

Speedy: Aber ja doch. Das war total entspannend. Mir ist ja so wohlig jetzt.

NW: Und bei Dir, Charly?

Charly: Also, für einen alten Bauernhund wie mich ist Gymnastik ja doch ein reichlich neumodischer Kram . . .

NW: Wieso, gab es Probleme?

Charly: Nicht wirklich. Aber mir reicht's, wenn ich im Garten Nachbars Katze jage. Das hält fit und ist Gymnastik genug.

Speedy: Ich finde aber, auch die beste Katze wird auf die Dauer langweilig. Da tut Abwechslung gut. Die Gymnastik entspannt nicht nur Körper und Seele, sondern ist auch gut für den Teint. Ich fühle mich um Jahre jünger. Und schöner, wenn ich das in aller Bescheidenheit mal so sagen darf.

NW: Würdet Ihr noch einmal zur Hundegymnastik gehen?

Charly: Gott, wenn's denn sein muss. Also, wenn mich das Zipperlein irgendwann einmal ganz schlimm plagt, komme ich wieder.

Speedy: Ich hab' sofort die nächsten Termine klar gemacht. Nur Frauchen muss ich noch rumkriegen. Aber das ist kein Problem.

NW: Vielen Dank für das Gespräch.

VON JÜRGEN NIERSTE

 
  • 7. Mai 2024
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Hi Wolfgang ... hast du hier schon mal geguckt?
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Eine wirklich sinnvolle Sache!!!

Akupressur und Massage können bei älteren (auch bei jüngeren) Hunden wahre Wunder wirken.

Meinem alten Dobi, den manchmal arge Rückenschmerzen geplagt hatten, habe ich damit und auch mit Wärme neben der medikamentösen Therapie wunderbar helfen können.

Achja: Wolfgang, erinnerst Du Dich an uns' Linchen, die neben Deinem Weib ganz entspannt und ruhig mit hängender Rute gestanden hat? Deine Frau hat nichts anderes gemacht und Linchen fand das "voll doll, woll" :D ;)

Sab.
 
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