Qualzuchten
Definition
Unter Qualzucht versteht man Tiere, die vom Menschen bewusst erschaffen wurden und nur unter massiven Beeinträchtigungen und/oder Schmerzen lebensfähig sind.
Laut des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft gilt als Qualzucht wenn „... bei Wirbeltieren die durch Zucht geförderten oder die geduldeten Merkmalsausprägungen (Form-, Farb-, Leistungs- und Verhaltensmerkmale) zu Minderleistungen bezüglich Selbstaufbau, Selbsterhaltung und Fortpflanzung führen und sich in züchtungsbedingten morphologischen und/oder physiologischen Veränderungen oder Verhaltensstörungen äußern, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind“.
Formen der Qualzucht
massiv erhöhte Krankheitsanfälligkeit
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Hüftgelenksdysplasie (Verformung des Caput femoris, Osteoarthrose und Kapselfibrose mit spontane schmerzhafte Lahmheit)
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Größe
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Zwergwuchs bzw. Chondrodysplasie (Starke Disposition zu frühzeitigem Bandscheibenvorfall)
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Riesenwuchs (erhöhte Erkrankungsrate der Wirbelsäule und Gelenke)
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fehlende oder deformierte Körpermerkmale bzw. Körperteile
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Schwanzdefekte: fehlender Schwanz, bzw. Brachy- , Anurie und Verkrüppelung der Schwanzwirbelsäule (Störungen der Bewegungsabläufe der Hintergliedmaßen bis zur Lähmung, sowie Harn- und Kot-Inkontinenz)
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zu großer Kopf (Nackenprobleme, Schwergeburten, etc.)
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Deformierung der Nase
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zu lange o. zu kurze Beine
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extreme Kurz- oder Rundköpfigkeit, was zu Kieferbeschwerden, Schluck- und Atembeschwerden führt
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Brachyzephalie / Brachygnathie bzw. Breiter, runder Schädel bis hin zu primatenähnlichem Rundkopf und / oder Verkürzung der Kiefer- und Nasenknochen (Schwergeburten, Neigung zu Gehirntumoren, Hydrocephalus, Neigung zu Schädelverletzungen, verkleinerte Nebenhöhlen, dadurch Atembeschwerden, zu langer und weicher Gaumen, Störungen der Wärmeregulation, Schluckbeschwerden, mangelhafte Gebissfunktion)
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Hauteinstülpungen am Rücken bzw. Dermoid (Dermoidzysten) (Lähmung der Hinterläufe, Schmerzempfindlichkeit, entzündliche Veränderungen durch Infektionen wie z.B. Meningitis, Myelitis)
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fehlendes Fell / Haarlosigkeit (Sonnenbrandneigung, Kälteempfindlichkeit, Allergien, Schwerwiegende Gebissanomalien, Immundefizienz, empfindliche Haut, Verletzungen, Fliegenbefall und klimatische Adaptionsstörungen)
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übermäßige, permanente Hautfaltenbildung (Disposition zu vernarbten, Haarlosen Hautstellen und Hautentzündungen, bei kurzköpfigen, rundschädeligen Hunden außerdem Reizung und Entzündung der Hornhaut)
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Augen
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Ektropium bzw. Auswärtsrollen des unteren Augenlidrandes (unvollständiger Lidschluss, dadurch Tränenfluss, Konjunktivitis und u.U. Veränderungen der Hornhaut
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Entropium bzw. Einwärtsrollen des Augenlidrandes (sekundäre Trichiasis mit Hornhaut- und Bindehautirritationen, bis hin zu Konjunktivitis und Keratitis)
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Farbe
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Schwarze Hunde (neigen zu Krebs)
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Blue-dog-Syndrom, bzw. Blauer-Dobermann-Syndrom (Disposition zur Alopezie und Hautentzündung, Pigmentmangel-Syndrom, Haarausfall mit Schuppenbildung, Papeln und Pusteln, sowie sekundärer follikulärer Pyodermie, verändertes Lymphsystem, Ödeme und Nebennierendysplasie)
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Grey-Collie-Syndrom (Störung der Blutbildung, starke Disposition für Infektionen, besonders der Schleimhäute, häufig Tod schon vor der Geschlechtsreife)
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Merlesyndrom bzw. Depigmentierung mit variabel ausgeprägten Sinnesorgandefekten (Anomalien der Augen und des Ohres, dadurch eingeschränkte Seh- und Hörfähigkeit, Störungen des Gleichgewichtsorgans und der Reproduktion)
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Sozialverhalten
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Übersteigertes Angriffs- und Kampfverhalten (erschwertes Sozialleben, Kontaktprobleme mit anderen Hunden)
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Deformierte Hunde haben aufgrund fehlender Möglichkeiten zur Körpersprache häufig Probleme im Sozialverhalten. Auf andere Hunde wirken diese feindselig. Z.B. Rhodesian Ridgeback, schwarze Hunde, etc.
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Verbot von Qualzuchten
Seit 1986 sind Qualzuchten laut § 11b im Tierschutzgesetz verboten. Doch wissenschaftlich klar festgelegte Kriterien gibt es nicht. Darüber hinaus sind umfassende Kontrollen schwer möglich. Das Qualzuchtgutachten verbietet keine ganzen Rassen. Nur Hunde mit extrem überzogenen Merkmalen müssen aus der Zucht genommen werden.
Beim Ridgeback gilt dieser Punkt:
Hauteinstülpungen am Rücken bzw. Dermoid (Dermoidzysten) (Lähmung der Hinterläufe, Schmerzempfindlichkeit, entzündliche Veränderungen durch Infektionen wie z.B. Meningitis, Myelitis)
Quelle:
* Dermoid / Dermoidzysten
Definition: Hauteinstülpungen am Rücken, die bis in den Wirbelkanal hineinreichen können.
Auftreten: Rhodesian Ridgeback, Thailand Ridgeback
Genetik: Wahrscheinlich autosomal unvollständig dominant mit Kopplung an das Gen „Ridge“ (Haarstrich mit gegenläufigem Wuchs).
Symptomatik: Vor und hinter dem „Ridge“ treten am Rücken Zysten auf, die sich im Embryo aus einer unvollkommenen oder ausbleibenden Trennung von Haut und Rückenmark entwickeln. Bleibt die Verbindung zu Wirbelkanal und Rückenmark bestehen, kann dies zur Lähmung der Hinterläufe und zu Schmerzempfindlichkeit führen. Außerdem treten durch Infektionen entzündliche Veränderungen auf (Meningitis, Myelitis).
Quelle: