(Wakans) Petra
Hier
findet man eine sehr lange Liste mit Tierversuchen, für die es gleichwertige - manchmal sogar bessere - Alternativen gibt.
Wer sich die Frage nach der Motivation für die Tierpfleger in den Laboren stellt, muss sich auch die Frage nach Sinn, Zweck und Verhältnismäßigkeit von Tierversuchen überhaupt stellen.
Man hört immer wieder, dass manche Tierversuche ja durchaus sinnvoll und gerechtfertigt sind, weil damit Menschen- und Tierleben gerettet werden. Aber - sind sie das wirklich? Was macht das Leben eines Menschen oder das Leben eines geliebten Haustiers so wichtig, dass dafür ein anderes, anonymes Tier sterben darf/soll/muss? Und - rettet es wirklich Leben, dass diese Versuchstiere leiden und sterben? Bei Contagan hat das ja wohl nicht so toll hingehauen, oder?
Grundsätzlich gesehen wird ja auch nicht wirklich "Leben gerettet", sondern der unausweichliche Tod wird nur herausgeschoben. Und beklagen wir uns nicht darüber, dass manch alter Mensch künstlich mit aller Gewalt am Leben gehalten wird, statt dass man ihn in Frieden gehen lässt?
Das hat alles nichts miteinander zu tun? Sehe ich anders. Wir sind durch unsere technischen Möglichkeiten und unseren Machbarkeitswahn so sehr abgehoben, dass wir gar nicht mehr merken, wenn unsere "Fortschritte" ins Absurde laufen. Und für mich ist es absolut absurd, dass man gesunde Hunde künstlich krank macht, um an ihnen Diätfutter auszuprobieren, das dann wiederum kranken Hunden das Weiterleben sichern soll. Was soll denn das? Sind die erkrankten Hunde, die das Glück haben, bei liebevollen Menschen zu leben mehr wert, als die ursprünglich gesunden Labor-Beagle?
Und warum müssen 80- oder 90-jährige Menschen mit (tiergetesteten) Medikamenten vollgestopft werden, damit sie es noch ein, zwei Jahre länger machen? Ob diese Jahre dann wirklich glückliche und erfüllte Jahre sind, wage ich zu bezweifeln.
Ein bißchen mehr "back to the roots" würde uns ganz gut tun. Tatsache ist, dass das Leben nunmal zwangsläufig mit dem Tod endet. Daran werden wir niemals etwas ändern können. Ich will nicht zurück ins Mittelalter, aber ich finde, wir haben einen medizinischen Stand erreicht, der völlig ausreicht, manchmal sogar schon über das Ziel hinausschießt. Wir brauchen keine weiteren Medikamente, Operationsmethoden etc. mehr. Meines Erachtens würde es uns wesentlich weiter bringen, wenn wir die dafür aufgewendeten Energien und Gelder dafür nutzen würden, unsere Umwelt wieder in Ordnung zu bringen. Eine gesunde Umwelt gepaart mit den jetzigen medizinischen Möglichkeiten und ein wenig mehr Menschlichkeit im Umgang mit den Schwachen (Menschen und Tieren) würde wesentlich mehr Menschen (und Tieren) ein längeres, gesundes und glücklicheres Leben bescheren als noch so verbissenes Forschen auf dem Rücken vieler Versuchstiere. Und wenn dann irgendwann gar nichts mehr hilft, dann ist die Lebensspanne eben vorbei. Nichts ist natürlicher.
Ich oute mich mal: Ohne die moderne Medizin wäre ich schon lange nicht mehr am Leben. Und ich bin glücklich und dankbar, immer noch leben zu dürfen. Aber wenn ich morgen nur dann weiterleben könnte, wenn ein Medikament mit Hilfe von Tierversuchen entwickelt würde, dann wollte ich es nicht haben. Dann würde ich mich lieber damit abfinden, dass jetzt eben meine Zeit gekommen ist. Denn eigentlich sind schon die letzten 20 Jahre meines Lebens im wahrsten Sinne des Wortes "geschenkte" Zeit.
Ich weiss, dass ich mit meiner Einstellung ziemlich alleine dastehe. Aber genau das ist der Knackpunkt. In einer Gesellschaft, in der sich das einzelne Individuum immer selbst am nächsten ist und "auf Teufel komm raus" möglichst lange leben will - ohne die Kosten zu bedenken - und sich völlig selbstverständlich über die Individuen anderer Species stellt, verbietet sich eigentlich die Frage nach der Motivation von Versuchslabor-Tierpflegern. (@Momo: nicht gegen Dich gerichtet!) Denn auch das könnte eine Motivation sein: "Ich helfe mit meiner Arbeit, dass andere Menschen länger leben können - und vielleicht auch irgendwann mal ich selbst."
Viele Grüße
Petra