Mir war grad danach und daher habe ich dem netten Herrn Tschoepe diese Mail geschickt:
Sehr geehrter Herr Tschoepe,
mit Entsetzen habe ich einem Internetartikel Ihre Pläne zum Einreiseverbot und der Sperrzonenausweitung für bestimmte Hunderassen, die gemeinhin als "Kampfhunde" verunglimpft werden, gelesen.
Sind Ihnen als gebildetem Menschen denn all die Beißstatistiken und wissenschaftlichen Untersuchungen (beispielsweise der Tierärztlichen Hochschule Hannover von Prof. Hackbarth) nicht bekannt, aus denen eindeutig hervorgeht, dass die gelisteten Hunderassen keineswegs häufiger beißen als andere Rassen? Ja dass sogar oft das Gegenteil der Fall ist, wenn man beispielsweise mit den Beißvorfällen von Schäferhunden und Rottweilern vergleicht?
Wie können Sie all diese Fakten so beharrlich ignorieren und Ihr unwissenschaftliches politisches Vorgehen sogar weiter ausbauen, anstatt es anhand neuer Erkenntnisse zu revidieren, wie es vielfach andernorts (Niedersachen, ganz aktuell auch in den Niederlanden) geschieht?
Als Psychologin, die ihre beiden Staffordshire-Bullterrier als Besuchshund in Altenheimen und auf Schulausflügen führt, um Kindern den richtigen Umgang mit Hunden beizubringen und alten, pflegebedürftigen Menschen etwas Lebensfreude zu schenken, schmerzt mich dieses pauschale Vorgehen ganz ungemein.
Es will auch nicht in meinen Kopf, dass Rassimus gegen Menschen völlig zu recht höchst verpönt ist, Rassismus gegen Hunde jedoch politisch ausgeführt und gar gefordert wird. Wir sind stolz auf unser Justizsystem, in dem der Grundsatz "Unschuldig bis das Gegenteil bewiesen ist" gilt - nur für ganze Hunderassen wird dieser Grundsatz ohne jede wissenschaftliche Grundlage umgedreht. Mit welchem Recht?
Abschließend bitte ich Sie einfach nur eindringlich, den Mut zu haben, den Hunden, die sie verbannen wollen, in die Augen zu sehen. Dies können Sie hier tun:
Dort auf der Seite finden Sie hunderte angeblich gefährliche Hunde, wie sie in den Medien nicht gezeigt werden - weil es sich schlicht nicht verkauft und die gängigen Vorurteile nicht bestätigt würden. Und zum Umdenken sind leider nur sehr wenige Menschen fähig.
Es sind diese Hunde und diese Halter, die unter Regelungen, wie der von Ihren propagierten, leiden: Verantwortungsvolle Menschen, die ihre Hunde als Familienhunde halten.
Die asozialen Individuen, die ihre Hunde abrichten und gefährlich machen, verstoßen schon heute gegen so viele Gesetze, dass eins mehr oder weniger da keinen Unterschied macht. Was soll das ganze also bringen außer weiteren bürokratischen Aufwand und noch mehr Ungerechtigkeit, nur weil man sich in de Präferenz der Hunderasse nicht dem öffentlichen Druck beugt?
Desweiteren wird diese Regelung sicher auch zu finanziellen Einbußen der Stadt Bremen führen, denn viele Menschen, die bisher mit ihrem gelisteten Hund aus Niedersachsen zum Einkaufen oder für Abendveranstaltungen nach Bremen kamen, werden dies sicher aufgrund der neuen Regelung überdenken. Für mich als NRWlerin, die gerne Urlaub in und um Bremen gemacht hat, fällt dies zukünftig selbstverständlich auch flach, da meine angeblich gefährlichen Hunden für mich feste Familienmitglieder sind, die mich stets begleiten.
In der Hoffnung, dass Sie Ihre Einstellung noch einmal überdenken und vor weiteren unnötigen Gesetzesentwürfen die neuesten wissenschaftlichen und emprischen Erkenntnisse berücksichtigen, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Natalie XXX
P.S.: Albert Einsein sagte einst: Ein Atom ist einfacher zu zertrümmern als ein Vorurteil.
Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass dies offenbar auch für die hochgebildete Schicht der Gesellschaft gilt - gerade das Thema "Kampfhunde" gibt ihm aber leider regelmäßig Recht.