Seine Stacheln schützen den Igel weitestgehend vor natürlichen Feinden. Jedoch gegen seinen größten Feind sind sie machtlos - den Mähroboter.
Meldung im Wortlaut:
Freilassing - Beinahe täglich muss Sabine Strobel ihre Tränen zurückhalten. Grund dafür sind die vielen verletzten Igel, die Tag und Nacht von Tierfreunden zu der Freilassinger Tierretterin gebracht werden. Bei einigen fehlen Gliedmaßen, andere wurden überall an ihrem kleinen Körper aufgeschlitzt. Die Verletzungen sind ebenso vielfältig, wie schrecklich anzusehen, berichtet bgland24.de. Der Übeltäter, der für dieses unfassbare Leiden der kleinen Stachelwesen verantwortlich ist, ist stets derselbe – Der ab der Dämmerung eingesetzte Mähroboter.
Engagierte Hilfe für verletze Tiere
„Vielen Gartenbesitzern ist das vielleicht auch gar nicht bewusst, was sie mit dem vollautomatischen nächtlichen Mähen anrichten. Deshalb hoffe ich, durch diesen Artikel so viele Menschen wie möglich wachzurütteln“, so Strobel sichtlich erschöpft. Die letzten Tage und Nächte seien wieder extrem kräftezehrend gewesen, erzählt sie. Vor allem das Schicksal von Hr. Müller, einem einst wunderschönen Igelmännchen, geht ihr dabei einfach nicht mehr aus dem Kopf: „Hr. Müller kam das erste Mal im Dezember 2022 zu mir.
Es war sehr kalt und es lag Schnee, da wurde er halb erfroren und beinahe verhungert von einer tierlieben Familie bei deren Mülltonnen liegend gefunden und zu mir gebracht.“ Nachdem sie das arme Tier lange und intensiv aufgepäppelt habe, sei der wunderschöne Igelmann im Februar wieder bereit für einen kurzen geschützten Winterschlaf gewesen, den er in Strobels Garten absolvieren durfte. Nachdem Hr. Müller im April wieder wach wurde und gesundheitlich fit war, durfte er zurück zu seinen Findern, die ihn schon sehnsüchtig erwarteten, erinnert sich Sabine Strobel.
Die Familie freute sich unglaublich, dass ‚ihr‘ Igel überlebt hatte. Auf dem Grundstück der Tierretter wurde Hr. Müller dann im Mai sanft ausgewildert. Das heißt, er wurde zunächst in ein Außengehege gesetzt, um ihn wieder an die Umgebung zu gewöhnen, bevor er dann wieder in die Freiheit entlassen werden konnte. „Die Familie habe ihn weiterhin gefüttert, auch als er bereits komplett ausgewildert war“. Hr. Müller nahm diesen „Service“ dankend an und kam regelmäßig zum Fressen vorbei. Alle waren glücklich. Doch das Glück währte nicht lange.
Vor rund zwei Wochen schleppte sich Hr. Müller schwer verletzt in den Garten seiner einstigen Retter, wo er mehr tot als lebendig gefunden wurde. „Die Familie hat sofort bei mir angerufen und ich bin gegen 22 Uhr los, um Hr. Müller abzuholen. Doch erst zu Hause wurde das ganze Ausmaß seiner Verletzungen sichtbar“, erzählt Strobel, den Tränen nahe. Der arme Igel hatte am ganzen Körper Schnittverletzungen. An der Stirn sei er schwerstverletzt gewesen, ebenso an einem Hinterbein. „Dort sah man den Knochen.“ Von dem einstig wunderschönen und frechen Igelmann, der Groß und Klein so viel Freude bereitet hatte, war nicht mehr viel übrig. Er war augenscheinlich unter einen Rasenmähroboter geraten.
Mähroboter trifft auf Igel
Doch was sind Mähroboter überhaupt, und warum laufen die Tiere nicht einfach davor weg? Vollautomatische Rasenroboter sieht man immer öfter. Sie erleichtern das Leben jedes Gartenbesitzers, der nicht allzu viel Zeit mit der Rasenpflege verbringen möchte. Abgeschaut von grasenden Tieren in der Natur lautet das Prinzip der Hersteller, den Rasen häufiger zu mähen - dafür jedes Mal nur ein kleines bisschen. Und das funktioniert simpel und ohne viel Aufwand. Im Grunde muss der Gartenbesitzer nur einmal das zu mähende Grundstück ausmessen und die Daten in seinen Roboter eingeben. Dann kann er gemütlich die Füße hochlegen, denn er muss das Gerät nur noch einschalten und die Maschine bringt den Rasen Reihe um Reihe schonend, ohne Anstrengung und vor allem ohne Lärm in Form. Eigentlich eine super Erfindung. Es gibt dabei nur ein Problem: In der Dämmerung oder nachts treffen diese selbstfahrenden lautlosen Maschinen leider immer wieder auf Igel. Die Tiere sind in dieser Zeit auf Futtersuche und erkennen die stumme Gefahr nicht. In der Folge fliehen sie auch nicht und werden von den Geräten regelrecht gemetzelt. Und das ganz leise. Denn Sabine Strobel weiß: „Igel schreien nicht. Sie leiden und sterben stumm.“