1. Frage: Was heißt spacken??
Tschuldigung. In diesem Fall:
Rumjaulen, sich immer wieder vorarbeiten. Nicht mehr vorpreschen, aber sich in regelmäßigen Abständen in die Leine werfen.
Bei Kommandos erstmal hysterische Anfälle kriegen.
"Neineinein, das mach ich jetzt nicht. Das ist schrecklich, du bist gemein und tust mir weh und überhaupt! Neeeeee! Will nicht!"
Wir haben am Samstag in der Stadt eine Mutter mit einem etwa 14jährigen, offenbar leicht geistig behinderten Mädchen gesehen, das sich ganz genau so aufführte. Putzigerweise in einer ganz typischen Schlüsselsituation: An der Ampel warten, bis Grün ist, und nicht vorpreschen und vors Auto laufen. Ich sagte spontan zu meinem Mann: "Ich fühle mich mit der Frau solidarisch, das ist genau, was Garri immer mit mir macht." - Und er darauf, etwas überrascht: "Ja, du hast absolut Recht!"
(Ich habe mich davon noch NIE beeindrucken lassen. Er musste deswegen noch nie etwas NICHT machen. Ehrlich! Aber er probiert es immer wieder.)
2. Ich würde das nicht so ausdrücken. Eigentlich ist es fast immer so, daß sich die Hunde bei Fremden anders verhalten als beim HF. Für mich hat das erst einmal damit zu tun, daß das verhalten des HF für den Hund berechenbar ist, und sich dann halt immer dieselben Verhaltensmuster abspielen ( ..... so wie bei alten Ehepaaren, bei denen seit Jahrzehnten jedes Gespräch immer in einem Streit über das gleiche Thema endet
)
Ich glaub, das trifft es ganz gut!
Also, Daß hört sich für mich jetzt so an, als ob dein Hund eigentlich doch entscheidet, wie er sich heute benehmen darf? Du wartest erst mal seine Tagesform ab und hoffst jeden Tag, daß er sich dafür entscheidet, es Dir heute einfach zu machen?
Nee. Oder doch? Wahrscheinlich schieß ich mir selbst ins Knie.
Sollte vielleicht dazu sagen, dass es vornehmlich um die Leinenführigkeit geht. Und es mir dabei genau so geht, wie du oben beschrieben hast: Es ist halt ne Dauerbaustelle bei uns. Und das nervt mich nicht nur, es schmerzt mich zumindest momentan auch körperlich.
Was das angeht, würde ich gern NICHT dauernd mit meinem Hund rumschimpfen müssen. Und wir haben immer so Phasen, da REICHT ein ruhiges, bestimmtes Kommando "Fuß" für ein wunderbares "Fuß!" - Also benutze ich erstmal ein ruhiges, bestimmtes Kommando "Fuß!". Nur um - an manchen Tagen bzw. in manchen Situationen zu merken: Dat war es jetzt nicht.
Warum mußt Du zu Beginn des Spaziergangs schon wissen wie er laufen wird?
Es ist doch so, daß Du willst, daß Gary das Verhalten x nicht mehr zeigt, oder?
Dann mußt Du immer beim Auftreten von Verhalten x dieselbe reaktion zeigen!! Erst recht dann, wenn du einen unstabilen Hund hast! Das ist eine Frage der Berechenbarkeit Deines Verhaltens und darauf ist gerade der unsichere Hund angewiesen!
Ja, so etwa hatte ich das befürchtet.
Wieso? Das würde es doch letztlich für Euch einfacher machen.
Für mich nicht, denn unter dem ständigen Leinenruck leidet der Hund deutlich weniger als ich. Den kann ich auch im Moment gar nicht reproduzierbar setzen (oder vermutlich
immer nicht reproduzierbar setzen), weil ich je nach MEINER Tagesform Probleme habe, die Arme zu heben.
Habe ja auch "Klick und Blick" bzw. Schnalz und Blick ausprobiert, aber das geht draußen deutlich schlechter. Alles, was "drahtlos" funktioniert, läuft bei uns extrem schlecht, weil Garri Gehörtes unter Stress einfach ausblendet. Er hört ja auch auf einem Ohr sehr schlecht oder gar nicht. Der klinkt sich einfach aus, wenn ihm was zuviel wird. (Oder nicht passt).
Kann also schon sein, dass
ich unterbewusst den einen oder anderen Ruck vermeide, wenn's mir grad mal wieder nicht so gut geht - oder auch an guten Tagen bestimmte Marotten gar nicht als korrigierenswert ansehe, die mir an anderen recht schmerzhaft aufstoßen.
Ist etwas nun ein absichtliches "Ich spring nach vorne?", oder ein versehentliches "das Tempo nicht Halten"? - Man sollte meinen, das merkt man an der Intensität, aber vermutlich sind meine persönlichen Rückenbeschwerden dafür ein ziemlich schlechter Indikator.
Das ist mir jetzt zu konfus! Du meinst also, wenn ein Hund sich an einem Tag 23 stunden und 50 min. gut benimmt, dann willst du in nicht für die 10 Minuten bestrafen, wo er sich schlecht verhält?
Nein. Das meinte ich nicht.
Etwas ausführlicher:
Unsere momentane Hausaufgabe ist: Hund soll auf Kommando "Fuß" an lockerer Leine
neben mir laufen, nicht mehr schräg vor mir. Am besten mit Halsband auf Höhe Knie. DAS habe ich so festgelegt, weil das für mich ein reproduzierbarer Zustand ist.
Läuft Hund vor, kommt (momentan) Leinenruck/ Kommando: "Garri Nein! Fuß!" - und Lob, sowie Hund wieder dort geht, wo er soll.
So. Nun hast du Tage, da reicht "leichter Leinenruck, gesprochenes Nein, Fuß!" für eine längere Fußsequenz aus.
Es gibt Tage, da wird das komplett ignoriert und sofort wieder vorgeschnürt, nach dem Motto: "Hab ich jetzt nicht verstanden!" (Glaub ich nie und nimmer. )
Na gut, dann wird das ganze eben so lange wiederholt, mit steigender Tendenz, bis Hund "zusammengefaltet" endlich Fuß geht. Und dabei massiv gestresst wirkt.
Am "besten" sind aber die Tage, wo er das Kommando befolgt, und zwar genau so lange, bis das Lob einsetzt, um sich dann sofort mit Wonne wieder in die Leine zu werfen. Das sind dann auch die Tage, wo dann ein energisches Leinensignal oder auch nur ein laut gesprochenes Kommando sofort einen hysterischen Ausbruch zur Folge hat (s.o.).
Da das ehrlich klingt, als würde der Hund geschlachtet, hat man dann sofort irgendwelche Leute am Hals, die einen der Tierquälerei beschuldigen. Dabei würde in dem Fall auch das Kommando "Sitz!", "Platz!" oder was auch immer, exakt das gleiche Geschrei verursachen.
Das ist halt alles etwas - anstrengend.
Vermeide ich daher dann bestimmtes Verhalten? - Ja, vielleicht. Weil ich keine Lust, habe, dass mir schon wieder mit dem Amtstierarzt gedroht wird, weil ich meinem Hund das Kommando "Sitz!" gegeben habe. Bin also dann betont ruhig, auf dass die gequälte Umwelt erkennt, dass der Hund ein Problem hat, das nicht von mir ausgeht. Aber, wie gesagt, ich bestehe drauf, dass mein Kommando ausgeführt wird (und das passiert unter viel Gezeter (vom Hund) dann auch üblicherweise.)
Genau das habe ich oben schon gesagt, Du solltest für den Hund berechenbar sein. Vielleicht denkt auch er zu Beginn des Spaziergangs: Mal sehen wie Margit heute so drauf ist
??
Kann gut sein. - Denn, wie gesagt, ich fürchte, auch
das variiert ziemlich, wenn ich genau darüber nachdenke.
Ich bin eigentlich nicht besonders launisch. Aber mir ist gerade in den letzten Wochen (ich habe seit kurzem manuelle und Physiotherapie, dir wirklich was bewirkt) aufgefallen, dass die Stabilität meines Geduldsfadens extrem vom Zustand meines Rückens abhängt.
Ich glaube, ich hatte in den letzten 5 oder 6 Jahren kaum einen Tag gar keine Rückenschmerzen, ich merk die oft bewusst gar nicht mehr. Erst jetzt, wo sie teilweise nicht mehr da sind.
Da kann der Hund natürlich gar nichts für.
Hmmh - "Frau Doktor, bitte helfen Sie mir - mein Hund und ich sind uns zu ähnlich!"
LG, Lektoratte