Afghanen: Wenig hündisch, unerziehbar und Probleme mit DSH

L

la loca

... wurde gelöscht.
München, 25.11.01

Das Gesicht der Leute, die Frau Paradzik zum ersten Mal treffen, sich ein wenig mit ihr unterhalten, und dann nach einer Weile fragen, was diese nette Dame denn so mache, dieses Gesicht dürfte gerade in letzter Zeit sehr lustig aussehen, wenn Frau Paradzik sagt: „Ach wissen Sie, ich habe sehr gut zu tun. Schließlich lebe ich mit neun Afghanen zusammen.“

Marianne Paradzik könnte auch Windhunde sagen, Afghanen klingt ihrer Meinung nach hübscher. Stolze, temperamentvolle, ziemlich hochnäsige und nachtragende Tiere seien das, sagt sie. Sie ist eine freundliche, ruhige Frau, mit blonden, kurzen Haaren, die meist erst ein wenig überlegt, bevor sie antwortet, was sehr angenehm ist. „Ich mag an ihnen besonders, dass sie so wenig wie andere Hunde sind, so wenig hündisch.“ Für andere Hundehalter dürften Afghanen allerdings weniger als Hunde in Frage kommen, sondern eher als Albtraum. Kein begrüßendes Schwanzwedeln, keine sabbernde Devotheit, keine unnötige Liebesbekundung. Ein Afghane schätzt es, wenn man ihn in Frieden lässt. Er könnte apportieren, macht das aber nur ungern – wenn er Lust dazu hat, also eher selten. Kommandos hört er sich an, Konsequenzen hat das meist nicht. In der Wohnung liegt er meist auf dem Sofa und schaut fern. Bellen oder Kläffen findet er albern. Vielleicht könnte man sagen, dass der Afghane der ideale Hund ist, für Menschen, die eigentlich eine Katze wollten.

Es sei wohl nur ein Zufall, sagt Marianne Paradzik, aber die einzige Rasse, mit der ihre Afghanen ein Problem hätten, sei der Deutsche Schäferhund. „Die sind wohl einfach zu verschieden. Ich weiß aber wirklich nicht, wie es zu dieser Antipathie kommt.“ Sie weiß nur, dass der Lieblingshund der Deutschen, den sich ohne Ausnahme alle ihre Nachbarn gekauft haben, halb wahnsinnig wird, wenn sie mit einem ihrer Windhunde vorbeikommt.

Seit dreißig Jahren hat sie Afghanen. Damals, Anfang der Siebziger, kamen sie in Mode, weil manche Leute mit viel Geld und wenig Verstand dachten, dass sich diese Tiere mit den schönen langen Haaren und dem eleganten Gang gut zum Fransenteppich machen würden. Irgendwann merkten sie, dass man sie stundenlang kämmen und säubern muss, damit sie hübsch aussehen. Seit etwas über zehn Jahren ist der Trend vorbei. Heute wollen nur noch wenige die 1600 Mark für ein zehn Wochen altes Welpen zahlen. Sie verkauft selten Tiere und auch nur, wenn ihr die Leute währende des langen Vorstellungsgesprächs gefallen haben. Sie habe über hundert Pokale in den letzten Jahren gewonnen, sie habe „einen Ruf zu verlieren“, sagt sie. Einmal ist sie zu einer Familie gefahren, und hat den Hund wieder mitgenommen. „Ich hatte gehört, dass sich diese Menschen nicht richtig um ihn gekümmert hatten“, sagt sie.

Von den neun Hunden, die sie zurzeit hat, wird sie keinen verkaufen. Es ist ihr egal, dass sie sich jeden Tag mindestens vier Stunden mit ihnen beschäftigen muss.

Früher hatte sie eine halbe Stelle bei einem Anwalt. Das geht jetzt aber nicht mehr, seit dem es so viele Tiere geworden sind. Ihr Mann ist Makler und verdient offenbar ganz gut. Herr Paradzik muss ein sehr verständnisvoller Mann sein. In Urlaub fahren Paradziks schon lange nicht mehr. Den Gartenzaun musste er auf eine Höhe von über 180 Zentimeter bringen. Zwar könnten die Hunde ihn trotzdem noch überspringen, sie würden sich aber daran verletzen, darum lassen sie es. In dem Hundehäuschen im Garten sind sie fast nie. Sie liegen auf dem Sofa. Herr Paradzik daneben. „Das sieht lustig aus“, sagt Frau Paradzik.

Nicht so lustig wie Gassigehen. Bei Windhunden erinnert das an Wasserski auf Land. „Sobald sich was in der Umgebung bewegt, stürmt die Meute los. Kein Mensch könnte gleichzeitig meine neun Hunde an der Leine halten. Die würden einen einfach hinter sich her schleifen. Mit zweien ist es schon schwer“, sagt sie. Früher sei es häufig vorgekommen, dass sie mitten im Winter im Grunewald gestanden habe und mehrere Stunden in der Kälte auf den Hund warten musste. „Der musste ein Weile für sich sein.“ Dafür müsse man Verständnis haben, findet sie.

Mittlerweile fährt Marianne Paradzik nicht mehr in den Grunewald. Zwei bis drei Mal in der Woche bringt sie die Hunde in ein Auslaufgehege, das die Stadt bereit gestellt hat. Da können ihre Windhunde das tun, was sie am liebsten machen. Rennen. Der Afghane ist ein Sichtjäger, er riecht die Beute nicht, er sieht und hetzt sie. Es gäbe Windhunde, die einen halben Kilometer in knapp 35 Sekunden laufen könnten, sagt sie. Allerdings seien das höchstens fünf oder sechs auf der Welt.

Viele Iren und Spanier mögen Windhundrennen. Sie finden es sinnvoll, darauf zu wetten, welches Tier am schnellsten hinter einen Hasen rennen kann. Marianne Paradzik findet das schlimm. Auch das mit V.iagra. Vor einiger Zeit hat der irische Windhundverband das Mittel verboten. Einige Züchter hatten ausprobiert, ob es als Dopingmittel wirkt.

Wenn sie vor dem Fernseher sitzt und die Bilder aus Afghanistan sieht, achtet sie immer darauf, ob nicht irgendwo im Hintergrund ein Hund zu sehen ist. Sie hat noch nie einen gesehen. „Keine Hunde in Kabul.“ Ab und zu ein Esel, aber Hunde, nie. Vielleicht habe man sie gegessen, sagt sie.



saludos la loca



simsons.gif


a dogs life...
is not only for christmas.

[email protected]
 
  • 9. Mai 2024
  • #Anzeige
Hi la loca ... hast du hier schon mal geguckt?
  • Gefällt
Reaktionen: Gefällt 22 Personen
#VerdientProvisionen | Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.
Prima,neun unerzogene Hunde... in dreissig Jahren kein Wissen über Hunde erworben und sich wundern,dass sich die Greyhounds im Grunewald "vergnügen"

doberman_guarding_gate_md_wht.gif

Wolfgang,Angela,Sabrina
Rambo+Gina
online.dll
 
Wenn dir die Beiträge zum Thema „Afghanen: Wenig hündisch, unerziehbar und Probleme mit DSH“ in der Kategorie „Presse / Medien“ gefallen haben, du noch Fragen hast oder Ergänzungen machen möchtest, mach doch einfach bei uns mit und melde dich kostenlos und unverbindlich an: Registrierte Mitglieder genießen u. a. die folgenden Vorteile:
  • kostenlose Mitgliedschaft in einer seit 1999 bestehenden Community
  • schnelle Hilfe bei Problemen und direkter Austausch mit tausenden Mitgliedern
  • neue Fragen stellen oder Diskussionen starten
  • Alben erstellen, Bilder und Videos hochladen und teilen
  • Anzeige von Profilen, Benutzerbildern, Signaturen und Dateianhängen (z.B. Bilder, PDFs, usw.)
  • Nutzung der foreneigenen „Schnackbox“ (Chat)
  • deutlich weniger Werbung
  • und vieles mehr ...

Diese Themen könnten dich auch interessieren:

Shakira123
Hallo, In der Wohnung findet sie "Klamotten" doof :) Aber sobald es raus geht - benimmt sie sich wie immer! Da hat sie glücklicherweise keine Probleme mit! Gruss
Antworten
2
Aufrufe
555
Shakira123
Shakira123
Andreas
Antworten
1
Aufrufe
1K
Silke2
L
Hi! Also ich find's witzig. Ist doch so oberklar, dass das ne Veräppelung ist, findet ihr nicht? Ist doch herrlich! Soz. Raster für Mensch und Hund. Du musst registriert sein, um diesen Inhalt sehen zu können. Tharin
Antworten
2
Aufrufe
515
T
Simone A.
Hallo, ich bin auf der Suche nach den DVDs Fremdsprache Hündisch. hat die zufällig einer bei sich rum liegen und möchte sie mir verkaufen? lg Simone
Antworten
0
Aufrufe
655
Simone A.
Simone A.
M
Hallo, ich suche die DVDs Fremdsprache Hündisch von Birgit Leinen. Bin an allen 3 Teilen interesssiert.
Antworten
0
Aufrufe
796
Mel_und_Dobby
M
Zurück
Oben Unten