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la loca
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Gefunden in Kampfhunde-Power
!!! FINANZIERT VON IHREN RUNDFUNKGEBÜHREN !!!
[Und sie macht natürlich auch keine Politik .. ]
Von echten und falschen Kampfhunde, vielen verschiedenen Verordnungen
und dem Schwarzen Peter beim Tierschutz - eine Streitschrift
[www.hr-online.de/cgi-bin/feedbackfs?an=hessenfernsehen]
von Claudia Ludwig,
Fernsehjournalistin & Redakteurin von "Herrchen gesucht"
Für das, was am 26. Juni vergangenen Jahres in Hamburg geschehen ist,
gibt es keine Entschuldigung. Auch ist verständlich, dass viele
spätestens seit diesem Vorfall solch banale, wenn auch wahre Sätze wie
"Man kann im Prinzip jeden kräftigen Hund zur gefährlichen Waffe
machen" oder "Der eigentliche Schuldige befindet sich am anderen Ende
der Leine" nicht mehr hören können. Denn das alles ist zwar vollkommen
richtig, nutzt aber den Opfern, den schwerverletzten, mitunter
lebenslang verunstalteten Menschen, die von Hunden angefallen oder,
wie im Falle des Hamburger Erstklässlers, sogar totgebissen wurden,
ausgesprochen wenig.
Es gab also Handlungsbedarf, und zwar nicht erst seit dem schwarzen
Montag im Juni 2000, sondern bereits seit vielen Jahren zuvor. Und so
lange schon haben die Tierschützer selbst auf das Problem hingewiesen und
die Katastrophe vorausgesagt.
Ständig, immer wieder, unermüdlich - und unerhört - leider im wahrsten
Sinne des Wortes. Kaum ein Politiker oder Verantwortlicher
interessierte sich damals für die Warnungen der Tierschützer. Die
forderten nämlich schon seit Jahren ein Zuchtverbot und genaue
Kontrollen darüber, wer einen zu den Kampfhunderassen gehörigen Hund
besitzt und besitzen darf. (Die Tierschützer selbst kontrollieren ja
sogar - unabhängig von Rasse oder Mischung - sämtliche ihrer
Vermittlungen ganz genau und holen bei einem schlechten Eindruck ihre
Schützlinge auch wieder zurück; also zumindest bei einem anständig
arbeitenden Vereinen ist das so.)
So wie es in den USA durch die unkontrollierte Schusswaffenverbreitung
immer wieder zu - mitunter leicht vermeidbaren - Blutbädern kommt, so
werden bei uns, vor allem im kriminellen Milieu, abgerichtete Hunde
bestimmter Rassen und Kreuzungen erfolgreich und folgenschwer als
Waffe eingesetzt. Und so wie die Vereinigten Staaten dringend ein
Waffengesetz brauchen, brauchen wir eines, dass die Haltung und den
Missbrauch gefährlicher Bestien verbietet. Das kann nämlich sowohl
Menschen- als auch Tierleben schützen.
Das bedeutet aber auch, mutig im (kriminellen) Milieu einzugreifen,
einen Hund, wie den Hamburger Killer, der samt seines Besitzers schon
längst auffällig und z.B. mit Maulkorbzwang belegt worden war, dann
auch einzuziehen. Stattdessen wurde nicht einmal das Tragen eines
Maulkorbes kontrolliert! Und keiner sagte etwas, als Kampf-
hunde auf einem Schulhof (!) abgerichtet wurden. So etwas passiert
nicht still und leise. Wo waren da die Anwohner, die später auf die
Strasse gingen, um - zu Recht -gegen kriminellen Hundebesitz zu
demonstrieren?
Was in Hamburg geschah, war ein Verbrechen, eine kriminelle
Verantwortungs-losigkeit und ein Akt der Gewalt, der nichts mit
"normaler" Hundehaltung zu tun hat. Am Jahrestag seines Todes wurde
ein Baum an der Stelle gepflanzt, an der das Unglück geschah - in
Gedenken an den kleinen Volkan - aber auch, um zu mahnen und daran zu
erinnern, dass so etwas nie wieder passieren darf. Und das ist auch
richtig so!
Und jetzt kommen wir zu den Konsequenzen:
Hysterie ist immer ein schlechter Ratgeber. Populismus erst recht. Und
übereilte Verordnungen, jetzt auf einmal mit heißer Nadel gestrickt,
nachdem die meisten Politiker und Behörden das Problem lange Zeit
verschlafen haben, sind keine Lösung, sondern peinlich und
unprofessionell. Ein Demonstrant trug vor dem Düsseldorfer Landtag ein
Plakat mit der folgenden, wie ich finde, geradezu genialen Forderung:
Sachkundenachweis für Politiker!"- Wirklich tolle Idee! Das trifft das
Problem genau. Was ist dem noch hinzuzufügen?
* Sinnvoll und langfristig effektiv ist es, ausnahmslos ein
Zuchtverbot für die auffälligsten Rassen bzw. Kreuzungen
durchzusetzen, natürlich in Kombination mit einem genauso strikten
Einfuhrverbot für Pitbull, Staffordshire Terrier und Bullterrier. Aber
auch alle gutmütigen Vertreter dieser Rassen sollten kastriert werden.
Das Problem würde aussterben, auch wenn natürlich zu befürchten ist,
dass sich Zuhälter, Dealer und Co. ziemlich schnell anderer Rassen
bedienen werden!
* Notwendig ist es, dass wirklich aggressive Hunde, die Menschen oder
andere Hunde grundlos übel zurichten oder gar totbeissen,
eingeschläfert werden. Doch das haben die Tierschutzvereine auch vor
dem 26.6. schon getan.
* Obligatorisch sollte darüber hinaus sein, möglichst alle Hunde, die
zu den Kampfhunderassen gezählt werden, mit Mikrochip zu kennzeichnen,
um bei Bedarf deren Halter in die Verantwortung nehmen sowie auf
Aggressivität angelegte Züchtungen zurückverfolgen zu können. (Auch
der Mikrochip ist natürlich gleichfalls bei allen anderen Hunden
ausgesprochen sinnvoll.)
* Unsinnig ist es dagegen, alle Angehörigen von Rassen, die leicht und
erfolgreich in reissende Bestien verwandelt werden können, über einen
Kamm zu scheren und den unbescholtenen Haltern gutmütiger Tiere, die
es nun einmal auch unter Pitbulls,
Staffordshire Terriern und Bullterriern gibt, und zwar nicht wenige,
das Leben unnötig schwer zu machen. Es hilft mehr, endlich den
kriminellen Hundehaltern an den Kragen zu gehen, als die harmlosen zu
schikanieren. Die charakterfesten Hunde, die nie eine Aggression
gezeigt haben, sollen in Ruhe "zu Ende" leben dürfen. Nur auf ihre
Fortpflanzung sollten wir auf Grund der grossen Gefahr des Missbrauchs
und der überfüllten Tierheime verzichten. (Das sollte man aus
Tierschutz-Sicht ja grundsätzlich, also auch bei anderen Rassen,
solange so viele Tiere noch ohne Zuhause sind...) Selbstverständlich
ist in diesem Zusammenhang auch die überhöhte Hundesteuer für diese
Tiere in keinster Weise hilfreich und sinnvoll. Aber das war ja
bereits vor dem Juni 2000 vielerorts so.
Viele Freunde speziell von Bullterriern, Pitbulls, Bullterriern & Co.
protestieren gerade gegen diesen Punkt besonders engagiert und
laufstark. Sie sind gegen ein Zuchtverbot, weil sie diese ihre
Lieblingsrasse ja so ganz besonders niedlich finden. Und zwar finden
sie häufig schlichtweg ALLE Angehörigen ihrer Lieblingsrasse(n)
ausgesprochen und einfach nur süß. Eine ziemlich einfältige
Einschätzung. Natürlich gibt es zahllose extrem nette und goldige
Staffs, Pits und Bullis, Hunde, die keiner Fliege was zu Leide tun.
Aber diese guten Eigenschaften ohne Differenzierung auf alle
Angehörigen dieser Rassen oder Kreuzungen zu übertragen ist genau so
falsch und verantwortungslos wie das Gegenteil zu vertreten. Also im
Prinzip das gleiche wie alle diese Hunde über einen Kamm zu scheren
und als gefährlich oder gar aggressiv einzustufen, so wie es landauf
landab die verschiedenen Landeshundeverordnungen mehr oder weniger
ausgeprägt tun.
Aber noch ein zweites Argument gegen ein Zuchtverbot verdient Kritik.
"Wir möchten nicht, dass diese Tiere nicht mehr gezüchtet werden, weil
wir sie so lieben," erklären diese "Hundefreunde" und denken nicht
dran, sich um die Hunderte von Pitbulls, Staffordshire (Bull)Terriern
& Co. zu kümmern, die in unseren Tierheimen sitzen - nahezu völlig
chancenlos was eine Vermittlung angeht. Nehmt sie doch alle, die
sechzig
im Tierheim Frankfurt,
die .......im Tierheim Offenbach,
die ........ im Tierheim Köln-Dellbrück,
die..........im Tierheim Bochum,
die ......... im Tierheim Düsseldorf,
die ..........im Tierheim Hanau,
die ..........im Tierheim Dreieich,
die in München,
Hamburg,
Leipzig und
Dresden,
die unzähligen, die hinter Gitter mitunter immer mehr durchdrehen, so
dass man fürchten muss, dass selbst die ursprünglich freundlichen
unter ihnen irgendwann nicht mehr so freundlich sind. Das Tierheim tut
diesen Hunden nicht gut. (Anderen natürlich in der Regel auch nicht,
aber bei diesen Hunden ist das folgenschwerer.)
Wer will einmal zusammenzählen, wie viele es zwischen Flensburg und
Berchtesgaden, zwischen Frankfurt an der Oder und Saarbrücken sind?
Wer diese Hunde wirklich liebt, wer diesen Rassen und Kreuzungen etwas
Gutes tun will, der produziert hier nicht noch Nachschub!
Das nächste Argument für die Aufrechterhaltung der Zucht, ist das, das
keine Rassen aussterben sollten. Doch hier verwechseln die Kampfhunde-
Fans etwas, nämlich Tier- mit Artenschutz sowie Tierrassen mit -arten.
Was sind denn die Hunderassen? Etwas, das die Menschen geschaffen
haben, und das nicht immer zum Guten der Tiere. Auf seine Zuchterfolge
muss der Mensch nicht besonders stolz sein. Wir müssen verhindern,
dass immer mehr Tier- (und Pflanzen-)arten aussterben und von diesem
Planeten verschwinden. Aber die Staffordshire Terrier sind keine
selten gewordenen Blauwale, nicht die letzten afrikanischen
Berggorillas und keine Bartgeier, die mühsam wieder angesiedelt werden
müssen.
Wenn wir keine klassischen Kampfhunde mehr haben, dann geht uns nichts
von der Artenvielfalt unserer Natur verloren, sondern ein Problem -
und zwar in erster Linie ein TierSCHUTZproblem. Und das wäre nur
erstrebenswert. (Ja, auch dann, wenn natürlich die kriminelle Szene
auf andere Rassen auszuweichen versuchen wird, und zwar mit Erfolg,
wie zu befürchten ist, vor allem, wenn das neue Problem dann wieder
nicht schon an der Wurzel angepackt werden sollte.)
Und das, auch wenn gerade der - oft ausgesprochen wesensstarke und
kinderliebe - Bullterrier oder auch andere Angehörige der
Kampfhunderassen - natürlich auch zahlreiche gute Eigenschaften
besitzen: Wir brauchen diese Hunde nicht!
Aber wir brauchen Hunde! Und das bitte ich gerade die Hundegegner in
diesen Zeiten nicht zu vergessen. Von den vielen Schosshunden, die
alte Menschen aus der Einsamkeit führen, und fröhlichen Kinderkumpanen
ganz zu schweigen, wir haben zahllosen Hunden - ständig - viel zu
verdanken: Sie retten Erdbeben- oder Lawinen-opfer, finden
Sprengstoff, Drogen, Schimmelpilz und das Loch in der Ölpipeline. Sie
führen Blinde, beschützen Menschen, hüten Tiere und jagen Verbrecher.
Bitte denken Sie daran, wenn Sie morgen einem Hund begegnen. Machen
Sie einen
Bogen um ihn, wenn Sie keine Hunde mögen, oder grundsätzlich Angst vor
ihnen haben, aber pöbeln Sie bitte nicht seinen Besitzer an (auch
nicht, wenn er einen sogenannten Kampfhund an der Leine führt). Es
kann nicht angehen, dass sich Hundefreunde, vor allem mit großen
Tieren, nur noch bei Nacht und Nebel und mit schuldbewusst gesenktem
Blick in die Öffentlichkeit trauen.
Und es kann nicht angehen, dass sich nun eine regelrechte Hatz auf
alle Angehörigen bestimmter Rassen und Kreuzungen hochschaukelt: Es
darf kein einziger unschuldiger und freundlicher Kampfhund getötet
werden,
nur weil er einer Rasse angehört, die - in der Tat - immer wieder für
Katastrophen und negative Schlagzeilen gesorgt hat.
Die Politiker wälzen das Problem auf die Tierheime ab und lassen sie
dann damit alleine - auch mit den Kosten! Vor allem die
Großstadttierheime sind seit Jahren mit sogenannten Kampfhunden
überfüllt und konnten schon vor dem schrecklichen Vorfall und seinen
gesetzlichen Folgen selbst die gutmütigsten dieser Tiere kaum ans neue
Frauchen oder Herrchen bringen. Ein Vermittlungsstau, der die gesamte
Tierschutzarbeit nahezu lahmlegt. Wer sich einen Hund anschaffen
möchte, sollte daher bitte gerade in den schwierigen Zeiten einem
Tierheimschützling den Vorzug geben. Denn jedes vermittelte Tier hilft
den Tierschützern. Sie brauchen gerade jetzt Platz und Zeit, um
weiterhin für die freundlichen Vertreter problematischer Rassen eine
Lösung und im Idealfall ein gutes Zuhause finden zu können.
Und noch ein Vergleich, der zwar auch nicht neu, aber doch, wie ich
finde, passend ist, zumindest zum Nachdenken anregt: Es gibt auch
aggressive und verantwortungslose Autofahrer, die kleine und große
Menschen totfahren, und trotzdem müssen nicht alle Autobesitzer
beweisen, dass von Ihnen keine Gefahr ausgeht, obwohl es bestimmt auch
hier Statistiken gibt und eine Handvoll einschlägiger Marken, die sich
leicht auf eine schwarze Liste setzen ließen.....
Was können wir mit "Herrchen gesucht" zum Guten beitragen?
Seit einem Jahr kann sich unsere Redaktion vor Zuschriften zu unserem
heutigen Thema nicht mehr retten. Wir lesen jeden Brief und jede e-
mail, aber wir können wirklich beim besten Willen nicht alle
beantworten, zumal auch eine Antwort hier häufig länger dauert, d.h.
umfangreicher ist, als die dazugehörige Frage.
Wir nehmen uns jede Kritik und jede Anregung zu Herzen, wir denken
über alles nach. Nur, was in den vergangenen Monaten zum Thema
Kampfhunde bei uns einging, das hatte mitunter nichts mehr mit
Zuschauerpost zu tun, sondern mit gesteuerten unglaublich aggressiven
Anschuldigungen, oft so unsachlich, wie nicht einmal die
undifferenzierteste Landeshundeverordnung ist. Das erschreckt.
Und daher sei an dieser Stelle gleich in weiser Voraussicht und aus
Erfahrung allen Kampfhundehaltern in Erinnerung gebracht: Nicht wir
haben diese verordnungen gemacht. Nicht wir sind verantwortlich für
Maulkorb- und Leinenzwang, sondern die Politiker. Wir können nur
darüber berichten und aufzuklären versuchen. Bei Kritik an unserer
Berichterstattung sind wir die richtige Adresse. Bei Kritik an den
Verordnungen bitten wir doch, sich an die entsprechenden Politiker zu
wenden, die das ganze zustande gebracht haben.
Jedoch kann ich - wie übrigens kein geringerer als unser
Bundespräsident auch, wie er am Samstag bei einer Rede in Wiesbaden
kundtat - die Verzweiflung, die Wut und das Gefühl der Ohnmacht vieler
anständiger Hundehalter sehr gut verstehen, deren geliebte
Familienmitglieder von heute auf morgen kriminalisiert werden und
damit ja ihre Menschen auch. Auf einmal ist ein langjähriges geliebtes
und immer liebenswertes Familienmitglied ein Stein des Anstosses,
etwas, das man am besten versteckt und mit dem man sich am besten nur
noch nachts oder im strömenden Regen oder am allerbesten, wenn alles
beides aufeinander trifft, ins Freie wagt.
Unsere Linie ist daher: Herrchen gesucht stellt nach wie vor
freundliche Kampfhunde weiter in unseren Sendungen vor. Unter
"freundlich" verstanden wir zugegebenermaßen früher in der Hauptsache
MENSCHENfreundlich. Heute engen wir den Begriff weiter ein. Ein
Terrier muss sich nicht mit Katzen verstehen, ein Kampfhund muss sich
von anderen Hunden nicht alles gefallen lassen. Aber Hunde, die
Artgenossen anfallen oder gar totbeißen, Hunde, die über die Maßen
aggressiv gegenüber anderen Hunden sind, die werden wir nicht mehr
vorstellen. Denn wir fühlen uns dem Tierschutz in jeder Beziehung
verpflichtet. Und das Opfer ist uns immer noch wichtiger als der
Täter.
Die beste Werbung, die wir für Bullterrier, Staffordshire Terrier und
Pitbull & Co. machen können, den größten Gefallen, den wir ihnen tun,
ist, immer wieder die liebenswerten Vertreter ohne Anzeichen von
Aggression zu präsentieren. Und wenn wir da - mit Ihrer Hilfe - Woche
für Woche oder eben auch einmal nur alle zwei Wochen - ein tolles
Zuhause bei absolut verantwortungsvollen Menschen finden, dann ist
doch schon einiges erreicht, oder?
eMail: [email protected]
Frau Ludwig freut sich über Post ...
!!! FINANZIERT VON IHREN RUNDFUNKGEBÜHREN !!!
[Und sie macht natürlich auch keine Politik .. ]
Von echten und falschen Kampfhunde, vielen verschiedenen Verordnungen
und dem Schwarzen Peter beim Tierschutz - eine Streitschrift
[www.hr-online.de/cgi-bin/feedbackfs?an=hessenfernsehen]
von Claudia Ludwig,
Fernsehjournalistin & Redakteurin von "Herrchen gesucht"
Für das, was am 26. Juni vergangenen Jahres in Hamburg geschehen ist,
gibt es keine Entschuldigung. Auch ist verständlich, dass viele
spätestens seit diesem Vorfall solch banale, wenn auch wahre Sätze wie
"Man kann im Prinzip jeden kräftigen Hund zur gefährlichen Waffe
machen" oder "Der eigentliche Schuldige befindet sich am anderen Ende
der Leine" nicht mehr hören können. Denn das alles ist zwar vollkommen
richtig, nutzt aber den Opfern, den schwerverletzten, mitunter
lebenslang verunstalteten Menschen, die von Hunden angefallen oder,
wie im Falle des Hamburger Erstklässlers, sogar totgebissen wurden,
ausgesprochen wenig.
Es gab also Handlungsbedarf, und zwar nicht erst seit dem schwarzen
Montag im Juni 2000, sondern bereits seit vielen Jahren zuvor. Und so
lange schon haben die Tierschützer selbst auf das Problem hingewiesen und
die Katastrophe vorausgesagt.
Ständig, immer wieder, unermüdlich - und unerhört - leider im wahrsten
Sinne des Wortes. Kaum ein Politiker oder Verantwortlicher
interessierte sich damals für die Warnungen der Tierschützer. Die
forderten nämlich schon seit Jahren ein Zuchtverbot und genaue
Kontrollen darüber, wer einen zu den Kampfhunderassen gehörigen Hund
besitzt und besitzen darf. (Die Tierschützer selbst kontrollieren ja
sogar - unabhängig von Rasse oder Mischung - sämtliche ihrer
Vermittlungen ganz genau und holen bei einem schlechten Eindruck ihre
Schützlinge auch wieder zurück; also zumindest bei einem anständig
arbeitenden Vereinen ist das so.)
So wie es in den USA durch die unkontrollierte Schusswaffenverbreitung
immer wieder zu - mitunter leicht vermeidbaren - Blutbädern kommt, so
werden bei uns, vor allem im kriminellen Milieu, abgerichtete Hunde
bestimmter Rassen und Kreuzungen erfolgreich und folgenschwer als
Waffe eingesetzt. Und so wie die Vereinigten Staaten dringend ein
Waffengesetz brauchen, brauchen wir eines, dass die Haltung und den
Missbrauch gefährlicher Bestien verbietet. Das kann nämlich sowohl
Menschen- als auch Tierleben schützen.
Das bedeutet aber auch, mutig im (kriminellen) Milieu einzugreifen,
einen Hund, wie den Hamburger Killer, der samt seines Besitzers schon
längst auffällig und z.B. mit Maulkorbzwang belegt worden war, dann
auch einzuziehen. Stattdessen wurde nicht einmal das Tragen eines
Maulkorbes kontrolliert! Und keiner sagte etwas, als Kampf-
hunde auf einem Schulhof (!) abgerichtet wurden. So etwas passiert
nicht still und leise. Wo waren da die Anwohner, die später auf die
Strasse gingen, um - zu Recht -gegen kriminellen Hundebesitz zu
demonstrieren?
Was in Hamburg geschah, war ein Verbrechen, eine kriminelle
Verantwortungs-losigkeit und ein Akt der Gewalt, der nichts mit
"normaler" Hundehaltung zu tun hat. Am Jahrestag seines Todes wurde
ein Baum an der Stelle gepflanzt, an der das Unglück geschah - in
Gedenken an den kleinen Volkan - aber auch, um zu mahnen und daran zu
erinnern, dass so etwas nie wieder passieren darf. Und das ist auch
richtig so!
Und jetzt kommen wir zu den Konsequenzen:
Hysterie ist immer ein schlechter Ratgeber. Populismus erst recht. Und
übereilte Verordnungen, jetzt auf einmal mit heißer Nadel gestrickt,
nachdem die meisten Politiker und Behörden das Problem lange Zeit
verschlafen haben, sind keine Lösung, sondern peinlich und
unprofessionell. Ein Demonstrant trug vor dem Düsseldorfer Landtag ein
Plakat mit der folgenden, wie ich finde, geradezu genialen Forderung:
Sachkundenachweis für Politiker!"- Wirklich tolle Idee! Das trifft das
Problem genau. Was ist dem noch hinzuzufügen?
* Sinnvoll und langfristig effektiv ist es, ausnahmslos ein
Zuchtverbot für die auffälligsten Rassen bzw. Kreuzungen
durchzusetzen, natürlich in Kombination mit einem genauso strikten
Einfuhrverbot für Pitbull, Staffordshire Terrier und Bullterrier. Aber
auch alle gutmütigen Vertreter dieser Rassen sollten kastriert werden.
Das Problem würde aussterben, auch wenn natürlich zu befürchten ist,
dass sich Zuhälter, Dealer und Co. ziemlich schnell anderer Rassen
bedienen werden!
* Notwendig ist es, dass wirklich aggressive Hunde, die Menschen oder
andere Hunde grundlos übel zurichten oder gar totbeissen,
eingeschläfert werden. Doch das haben die Tierschutzvereine auch vor
dem 26.6. schon getan.
* Obligatorisch sollte darüber hinaus sein, möglichst alle Hunde, die
zu den Kampfhunderassen gezählt werden, mit Mikrochip zu kennzeichnen,
um bei Bedarf deren Halter in die Verantwortung nehmen sowie auf
Aggressivität angelegte Züchtungen zurückverfolgen zu können. (Auch
der Mikrochip ist natürlich gleichfalls bei allen anderen Hunden
ausgesprochen sinnvoll.)
* Unsinnig ist es dagegen, alle Angehörigen von Rassen, die leicht und
erfolgreich in reissende Bestien verwandelt werden können, über einen
Kamm zu scheren und den unbescholtenen Haltern gutmütiger Tiere, die
es nun einmal auch unter Pitbulls,
Staffordshire Terriern und Bullterriern gibt, und zwar nicht wenige,
das Leben unnötig schwer zu machen. Es hilft mehr, endlich den
kriminellen Hundehaltern an den Kragen zu gehen, als die harmlosen zu
schikanieren. Die charakterfesten Hunde, die nie eine Aggression
gezeigt haben, sollen in Ruhe "zu Ende" leben dürfen. Nur auf ihre
Fortpflanzung sollten wir auf Grund der grossen Gefahr des Missbrauchs
und der überfüllten Tierheime verzichten. (Das sollte man aus
Tierschutz-Sicht ja grundsätzlich, also auch bei anderen Rassen,
solange so viele Tiere noch ohne Zuhause sind...) Selbstverständlich
ist in diesem Zusammenhang auch die überhöhte Hundesteuer für diese
Tiere in keinster Weise hilfreich und sinnvoll. Aber das war ja
bereits vor dem Juni 2000 vielerorts so.
Viele Freunde speziell von Bullterriern, Pitbulls, Bullterriern & Co.
protestieren gerade gegen diesen Punkt besonders engagiert und
laufstark. Sie sind gegen ein Zuchtverbot, weil sie diese ihre
Lieblingsrasse ja so ganz besonders niedlich finden. Und zwar finden
sie häufig schlichtweg ALLE Angehörigen ihrer Lieblingsrasse(n)
ausgesprochen und einfach nur süß. Eine ziemlich einfältige
Einschätzung. Natürlich gibt es zahllose extrem nette und goldige
Staffs, Pits und Bullis, Hunde, die keiner Fliege was zu Leide tun.
Aber diese guten Eigenschaften ohne Differenzierung auf alle
Angehörigen dieser Rassen oder Kreuzungen zu übertragen ist genau so
falsch und verantwortungslos wie das Gegenteil zu vertreten. Also im
Prinzip das gleiche wie alle diese Hunde über einen Kamm zu scheren
und als gefährlich oder gar aggressiv einzustufen, so wie es landauf
landab die verschiedenen Landeshundeverordnungen mehr oder weniger
ausgeprägt tun.
Aber noch ein zweites Argument gegen ein Zuchtverbot verdient Kritik.
"Wir möchten nicht, dass diese Tiere nicht mehr gezüchtet werden, weil
wir sie so lieben," erklären diese "Hundefreunde" und denken nicht
dran, sich um die Hunderte von Pitbulls, Staffordshire (Bull)Terriern
& Co. zu kümmern, die in unseren Tierheimen sitzen - nahezu völlig
chancenlos was eine Vermittlung angeht. Nehmt sie doch alle, die
sechzig
im Tierheim Frankfurt,
die .......im Tierheim Offenbach,
die ........ im Tierheim Köln-Dellbrück,
die..........im Tierheim Bochum,
die ......... im Tierheim Düsseldorf,
die ..........im Tierheim Hanau,
die ..........im Tierheim Dreieich,
die in München,
Hamburg,
Leipzig und
Dresden,
die unzähligen, die hinter Gitter mitunter immer mehr durchdrehen, so
dass man fürchten muss, dass selbst die ursprünglich freundlichen
unter ihnen irgendwann nicht mehr so freundlich sind. Das Tierheim tut
diesen Hunden nicht gut. (Anderen natürlich in der Regel auch nicht,
aber bei diesen Hunden ist das folgenschwerer.)
Wer will einmal zusammenzählen, wie viele es zwischen Flensburg und
Berchtesgaden, zwischen Frankfurt an der Oder und Saarbrücken sind?
Wer diese Hunde wirklich liebt, wer diesen Rassen und Kreuzungen etwas
Gutes tun will, der produziert hier nicht noch Nachschub!
Das nächste Argument für die Aufrechterhaltung der Zucht, ist das, das
keine Rassen aussterben sollten. Doch hier verwechseln die Kampfhunde-
Fans etwas, nämlich Tier- mit Artenschutz sowie Tierrassen mit -arten.
Was sind denn die Hunderassen? Etwas, das die Menschen geschaffen
haben, und das nicht immer zum Guten der Tiere. Auf seine Zuchterfolge
muss der Mensch nicht besonders stolz sein. Wir müssen verhindern,
dass immer mehr Tier- (und Pflanzen-)arten aussterben und von diesem
Planeten verschwinden. Aber die Staffordshire Terrier sind keine
selten gewordenen Blauwale, nicht die letzten afrikanischen
Berggorillas und keine Bartgeier, die mühsam wieder angesiedelt werden
müssen.
Wenn wir keine klassischen Kampfhunde mehr haben, dann geht uns nichts
von der Artenvielfalt unserer Natur verloren, sondern ein Problem -
und zwar in erster Linie ein TierSCHUTZproblem. Und das wäre nur
erstrebenswert. (Ja, auch dann, wenn natürlich die kriminelle Szene
auf andere Rassen auszuweichen versuchen wird, und zwar mit Erfolg,
wie zu befürchten ist, vor allem, wenn das neue Problem dann wieder
nicht schon an der Wurzel angepackt werden sollte.)
Und das, auch wenn gerade der - oft ausgesprochen wesensstarke und
kinderliebe - Bullterrier oder auch andere Angehörige der
Kampfhunderassen - natürlich auch zahlreiche gute Eigenschaften
besitzen: Wir brauchen diese Hunde nicht!
Aber wir brauchen Hunde! Und das bitte ich gerade die Hundegegner in
diesen Zeiten nicht zu vergessen. Von den vielen Schosshunden, die
alte Menschen aus der Einsamkeit führen, und fröhlichen Kinderkumpanen
ganz zu schweigen, wir haben zahllosen Hunden - ständig - viel zu
verdanken: Sie retten Erdbeben- oder Lawinen-opfer, finden
Sprengstoff, Drogen, Schimmelpilz und das Loch in der Ölpipeline. Sie
führen Blinde, beschützen Menschen, hüten Tiere und jagen Verbrecher.
Bitte denken Sie daran, wenn Sie morgen einem Hund begegnen. Machen
Sie einen
Bogen um ihn, wenn Sie keine Hunde mögen, oder grundsätzlich Angst vor
ihnen haben, aber pöbeln Sie bitte nicht seinen Besitzer an (auch
nicht, wenn er einen sogenannten Kampfhund an der Leine führt). Es
kann nicht angehen, dass sich Hundefreunde, vor allem mit großen
Tieren, nur noch bei Nacht und Nebel und mit schuldbewusst gesenktem
Blick in die Öffentlichkeit trauen.
Und es kann nicht angehen, dass sich nun eine regelrechte Hatz auf
alle Angehörigen bestimmter Rassen und Kreuzungen hochschaukelt: Es
darf kein einziger unschuldiger und freundlicher Kampfhund getötet
werden,
nur weil er einer Rasse angehört, die - in der Tat - immer wieder für
Katastrophen und negative Schlagzeilen gesorgt hat.
Die Politiker wälzen das Problem auf die Tierheime ab und lassen sie
dann damit alleine - auch mit den Kosten! Vor allem die
Großstadttierheime sind seit Jahren mit sogenannten Kampfhunden
überfüllt und konnten schon vor dem schrecklichen Vorfall und seinen
gesetzlichen Folgen selbst die gutmütigsten dieser Tiere kaum ans neue
Frauchen oder Herrchen bringen. Ein Vermittlungsstau, der die gesamte
Tierschutzarbeit nahezu lahmlegt. Wer sich einen Hund anschaffen
möchte, sollte daher bitte gerade in den schwierigen Zeiten einem
Tierheimschützling den Vorzug geben. Denn jedes vermittelte Tier hilft
den Tierschützern. Sie brauchen gerade jetzt Platz und Zeit, um
weiterhin für die freundlichen Vertreter problematischer Rassen eine
Lösung und im Idealfall ein gutes Zuhause finden zu können.
Und noch ein Vergleich, der zwar auch nicht neu, aber doch, wie ich
finde, passend ist, zumindest zum Nachdenken anregt: Es gibt auch
aggressive und verantwortungslose Autofahrer, die kleine und große
Menschen totfahren, und trotzdem müssen nicht alle Autobesitzer
beweisen, dass von Ihnen keine Gefahr ausgeht, obwohl es bestimmt auch
hier Statistiken gibt und eine Handvoll einschlägiger Marken, die sich
leicht auf eine schwarze Liste setzen ließen.....
Was können wir mit "Herrchen gesucht" zum Guten beitragen?
Seit einem Jahr kann sich unsere Redaktion vor Zuschriften zu unserem
heutigen Thema nicht mehr retten. Wir lesen jeden Brief und jede e-
mail, aber wir können wirklich beim besten Willen nicht alle
beantworten, zumal auch eine Antwort hier häufig länger dauert, d.h.
umfangreicher ist, als die dazugehörige Frage.
Wir nehmen uns jede Kritik und jede Anregung zu Herzen, wir denken
über alles nach. Nur, was in den vergangenen Monaten zum Thema
Kampfhunde bei uns einging, das hatte mitunter nichts mehr mit
Zuschauerpost zu tun, sondern mit gesteuerten unglaublich aggressiven
Anschuldigungen, oft so unsachlich, wie nicht einmal die
undifferenzierteste Landeshundeverordnung ist. Das erschreckt.
Und daher sei an dieser Stelle gleich in weiser Voraussicht und aus
Erfahrung allen Kampfhundehaltern in Erinnerung gebracht: Nicht wir
haben diese verordnungen gemacht. Nicht wir sind verantwortlich für
Maulkorb- und Leinenzwang, sondern die Politiker. Wir können nur
darüber berichten und aufzuklären versuchen. Bei Kritik an unserer
Berichterstattung sind wir die richtige Adresse. Bei Kritik an den
Verordnungen bitten wir doch, sich an die entsprechenden Politiker zu
wenden, die das ganze zustande gebracht haben.
Jedoch kann ich - wie übrigens kein geringerer als unser
Bundespräsident auch, wie er am Samstag bei einer Rede in Wiesbaden
kundtat - die Verzweiflung, die Wut und das Gefühl der Ohnmacht vieler
anständiger Hundehalter sehr gut verstehen, deren geliebte
Familienmitglieder von heute auf morgen kriminalisiert werden und
damit ja ihre Menschen auch. Auf einmal ist ein langjähriges geliebtes
und immer liebenswertes Familienmitglied ein Stein des Anstosses,
etwas, das man am besten versteckt und mit dem man sich am besten nur
noch nachts oder im strömenden Regen oder am allerbesten, wenn alles
beides aufeinander trifft, ins Freie wagt.
Unsere Linie ist daher: Herrchen gesucht stellt nach wie vor
freundliche Kampfhunde weiter in unseren Sendungen vor. Unter
"freundlich" verstanden wir zugegebenermaßen früher in der Hauptsache
MENSCHENfreundlich. Heute engen wir den Begriff weiter ein. Ein
Terrier muss sich nicht mit Katzen verstehen, ein Kampfhund muss sich
von anderen Hunden nicht alles gefallen lassen. Aber Hunde, die
Artgenossen anfallen oder gar totbeißen, Hunde, die über die Maßen
aggressiv gegenüber anderen Hunden sind, die werden wir nicht mehr
vorstellen. Denn wir fühlen uns dem Tierschutz in jeder Beziehung
verpflichtet. Und das Opfer ist uns immer noch wichtiger als der
Täter.
Die beste Werbung, die wir für Bullterrier, Staffordshire Terrier und
Pitbull & Co. machen können, den größten Gefallen, den wir ihnen tun,
ist, immer wieder die liebenswerten Vertreter ohne Anzeichen von
Aggression zu präsentieren. Und wenn wir da - mit Ihrer Hilfe - Woche
für Woche oder eben auch einmal nur alle zwei Wochen - ein tolles
Zuhause bei absolut verantwortungsvollen Menschen finden, dann ist
doch schon einiges erreicht, oder?
eMail: [email protected]
Frau Ludwig freut sich über Post ...