Du sprichst von "Selbstmitleid und Frust" ich von "Wertschätzung und Anerkennung".
Entschuldige, aber du hast doch selbst die Beispiele eingebracht, an denen die Menschen aus Frust und Selbstmitleid das Ehrenamt niedergelegt haben. Sie möchten z.B. lieber sonntags ausschlafen. Dann tut man sich doch selbst zu sehr leid, wenn man darauf verzichten müsste. Helki hat es schon geschrieben, dafür kann es
gute Gründe geben. Wenn man z.B. die Öffnungszeiten den Besuchern anpassen muss. Es macht wenig Sinn, einem Helfer das Leben möglichst bequem zu machen und die Tiere dann auszuführen, wenn sich mögliche Interessenten im Tierheim befinden. Hilft dann letztlich nicht, sondern schadet möglicherweise sogar dem Tier- um das es doch in erster Linie geht! Wenn im Sommer die Temperaturen auf 30 Grad ansteigen, sind meine Hunde um 8 Uhr sogar schon lange wieder drin, mittags jage ich die dann auch nicht mehr vor die Tür. Um nur mal ein paar Gründe zu nennen, mir fallen spontan aber noch einige andere ein. (Vielleicht habe ich aber schon deshalb überhaupt kein Verständnis, weil ausschlafen für mich als Mutter und Hundehalter ohnehin ein Fremdwort ist.) Wer sich selbst nur zum
gesunde Katzen streicheln befähigt sieht, der wird möglicherweise eben auch nicht gebraucht. Man kann in einem TH nicht erwarten, nur gesunde Tiere vorzufinden. Hier im Tierheim vor Ort war übrigens in den letzten Wochen das ganze Katzenhaus wegen Katzenschnupfen unter Quarantäne. Haben sich die Tierheimangestellten auch nicht ausgesucht, ebensowenig wie die dadurch entstandene Mehrarbeit und die geleisteten Überstunden. Denen sagt aber auch nicht mal das Finanzamt danke, dass sich bei der "Auszahlung" den größten Batzen einheimst.
Sucht sich selbst jemand schlichtweg den falschen "Job" aus, dann sehe ich tatsächlich nicht, welche Anerkennung er dafür erwarten sollte. Welche Anerkennung erwartet jemand, der lieber ausschläft als Tiere auszuführen?
Ist doch okay, wenn man selbst nicht kann oder will. Es ist aber nicht okay, dafür dann einen Verein verantwortlich zu machen. Lobenswert finde ich es, wenn man dann sagt, okay, das eine Amt kommt für mich nicht in Frage, aber ich kann ja vielleicht etwas anderes machen. In deinen Beispielen haben sich die Menschen dann aber für den Rückzug entschieden.
Ich ganz persönlich bin Dir womöglich näher, als Du glaubst. Gehöre ich doch selbst eher zu den Knüppelharten, bei denen es 10 Mal heftiger als bei vielen anderen kommen muss, bis auch ich sage "Nein, danke".
Du brauchste vielleicht keine Wertschätzung von außen, ruhst völlig in Dir selbst. Ich finde es zeugt von Größe, wenn Du wirklich nur für die Sache dabei bist.
Viele Menschen sind aber anders. Es geht erst einmal um sie selbst und gar nicht um die Sache. Und es ist eben auch die Frage, ob man auf alle die Menschen verzichten kann, die anders gestrickt sind.
Ich finde, es hat nicht einmal etwas mit Größe zu tun, sondern mit Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Wieviel man für sich selbst tut, wenn man sich engagiert, ist ja nicht meine Erfindung, das ist sogar in Studien bewiesen.
(Sehr gut gefällt mir da übrigens die Passage "
ohne viel Tamtam Hunde ausführt..."
)
Und ja, es nervt mich total, wenn Ehrenamtler erwarten, dass man sich in erster Linie um ihre Bedürfnisse und Belange kümmert und dabei das eigentliche Projekt hinten anstehen muss. Nehme ich die Konstellation von bvc mit 90% Ehrenamtlern, dann frage ich mich ernsthaft, wie das die anderen 10% leisten sollten- neben der Arbeit, für die es den Verein überhaupt gibt. Oder hätte irgendjemand tatsächlich Verständnis dafür, wenn sich diese 10% dann auch noch jeden Tag mit einem Ehrenamtler nach dem nächsten ins Büro verziehen, um stundenlang jede Meinungsverschiedenheit und Egokränkung aus der Welt zu schaffen? Ich nicht!
Es ist in einem Verein doch nicht anders als in einem Unternehmen: ohne Motivation wird nur noch Dienst nach Vorschrift geleistet. Und beim Ehrenamt im schlimmsten Fall eben gegangen.
Leider sind Tierheime eben in entscheidenden Punkten in keinster Weise mit einem Unternehmen zu vergleichen. Dann könnte es sich der Unternehmer nämlich aussuchen, wen er einstellt, könnte Aufgabengebiete verteilen und erwarten, dass diese ohne Rumgelaber ausgeführt werden. Das würde es tatsächlich für
alle erleichtern, wenn es so wäre, ist es aber leider nicht. Wenn man sich nun aber freiwillig und selbst dazu entscheidet, durch ehrenamtliche Mitarbeit den Tieren die Notsituation zu verbessern, dann sollte man auch erwachsen genug sein um zu wissen, dass man nur wegen dieser Arbeit gebraucht wird. Zum Egopolieren sucht man sich dann tatsächlich besser etwas anderes.
Es mag zunächst absurd klingen, aber würde der Mensch in vielen Tierschutzvereinen mehr in den Vordergrund gestellt, so würde es nach meiner Einschätzung auch den Tieren noch weitaus besser gehen.
Das klingt nicht nur absurd, das ist es. Entweder will man ein Teil des Projekts sein oder man will, dass man selbst im Vordergrund steht. Letzteres ist nicht zu leisten. Dann bräuchte man die Ehrenamtler nicht, sondern könnte in der Zeit die Arbeit verrichten, wegen der es diesen Verein überhaupt gibt. SabineW hat das in dem anderen Thread sehr schön auf den Punkt gebracht:
Leider kann ich nicht beurteilen, wie andere Vereine das handhaben, aber wenn sich bei uns "Freiwillige" melden, dann fast ausnahmslos Menschen mit Träumen, die sich bei uns nicht realisieren lassen. Bei uns gibt es wenig Ruhm oder Ehre, aber viel Arbeit und das schreckt ab.
Und: viele Ehrenamtliche bedeuten auch viele unterschiedliche Menschen mit vielen unterschiedlichen Ansichten und das konfliktlos auf eine Linie zu bringen, ist fast unmöglich. Aus exakt dem Grund haben wir uns einige Jahre Zeit gelassen, bevor wir einen kleinen (!) Verein gegründet und Posten vergeben haben - im Nachhinein gesehen hat sich das ausgezahlt.
Dann nämlich wirklich besser "klein, aber fein", als mit vielen Menschen auch mehr Konflikte ins Haus zu holen. Qualität statt Quantität.
Da, wo
alle an einem Strang ziehen und ihr
Augenmerk auf die Sache (in dem Fall die Tiere) richten, läuft es. Da, wo man sich den ganzen Tag mit Kindergartenk.acke auseinandersetzt (der hat gesagt, aber der war viel schlimmer und der hat nicht mal....) läuft es nicht. Und solcher Mist läuft ja bei Weitem nicht nur unter Vorständen und Ehrenamtlern, die Ehrenamtler untereinander liegen sich ja mitunter viel schlimmer in den Haaren. Sicher, da kann und sollte man im
Rahmen der Möglichkeiten versuchen, Dinge zu klären. Und Umgangsformen zu beherrschen ist sicherlich im Privatleben genauso förderlich wie im Vereinsleben, darüber besteht bei uns absolute Einigkeit. Aber da ich selbst nicht nur einmal sondern regelmässig erlebt habe, wegen welchem Kleinkram Fronten entstehen, bin ich schon der Meinung, dass allen geholfen ist, wenn man dann lieber den ein oder anderen ziehen lässt.