Ganz schön verfahrene Kiste, so im ersten drauf Schauen.
Ich muss aber mal den Mann in Schutz nehmen.
Was wie Ignoranz aussieht, kann auch “nicht besser wissen” sein. Nur mal so. Nicht jeder, der einen Hund hat, ist auch ein Hundeexperte.
Und für mich klingt das Verhältnis zwischen Hund und Herrchen auch nicht grade, als wären die beiden ein Dream Team.
Der Mann war halt anscheinend die erste Bezugsperson. Vielleicht waren die beiden ja auch eine Weile zusammen allein - also ohne weiteren Partner oder so. Vielleicht wurde der Hund aber auch bei früheren Partnerinnen schon schwierig. Man weiss es nicht.
Vielleicht kommt noch dazu, dass der Hund einen Mann eher akzeptiert, was weiss denn ich. Der Umgang durch Bestrafung das Verhalten zu regulieren, tut vielleicht auch seins dazu. Ich find’s gefährlich. Aber das ist ein anderes Thema. Vielleicht ist das halt sein einziges Rezept.
Ich kannte jedenfalls auch mal jemanden, der hatte einen Hund mit nach meinem Empfinden unmöglichem Benehmen. Und ich weiss er liebte den Hund und er liebte mich. Der Hund blieb so wie er war bis an sein Lebensende. Er wusste es nicht besser. Herrchen wusste es nicht besser. Und ICH im übrigen damals AUCH noch nicht. Ich konnte den Hund auch nicht "reparieren". Alles, was ich damals tun konnte, war ihn zu akzeptieren. Heute würde ich an sowas viel proaktiver rangehen.
Die Situation war chaotisch mit dem Hund. Er war nicht aggressiv, aber anstrengend und einfach ungezogen.
Trotzdem hab ich Rotz und Wasser geheult als er irgendwann starb (nein, er wurde nicht abgegeben).
Die Situation muss unglaublich stressig für die TE sein. Das hört man aus jedem Satz. Kommt sicher auch nicht NUR vom Hund. Viel Hund, viel Baby, viel zu wenig Mann ... vielleicht zur Zeit?
Vielleicht reagiert der Mann aus Hilflosigkeit nicht.
Was soll er auch machen, wenn ein Ultimatum mit Abgabe die einzige Wahl beim Hund ist. Wer weiss, was bei ihm im Job grad Anmach is. Dazu eine total gestresste Frau und ein wunderschönes, aber schreiendes Baby zuhause. Alles zusammen, einiges davon noch recht neu (was sind 7 oder 8 Monate im Leben mit einem Baby).
Manche Männer können aus lauter Hilflosigkeit auch schonmal lethargisch werden.
Wenn das der Fall ist, fühlt man sich nach Vorwürfen und Streit vielleicht erleichtert. Aber im Endeffekt kommt man damit überhaupt nicht weiter. In meinen Augen hilft da am besten Diplomatie, was auch gar nicht so schwer ist, wenn man sich klar macht, dass man damit nicht nur den andern vor der kalten Dusche bewahrt, sondern sich damit in erster Linie selber hilft, weil der andere nicht gleich aus Trotz zumacht ... und dann im Gegenzug sowas fordert, wie den Chi abzugeben ... sondern vielleicht auch überhaupt erstmal bereit ist, die Sache ein bisschen lösungsorientierter und verständnisvoller anzugehen.
Nicht jeder ist dafür gemacht, den Tag als Supermann zu retten ... und trotzdem kann er ein feiner Kerl sein.
Ich kenn den Mann nicht. Ich will nur mal anmerken, irgendwas muss die TE ja mal an ihm gefunden haben, wenn sogar Nachwuchs bei rauskam. Und findet sie vielleicht immer noch.
Bevor die Beziehung an der Sache zerbricht, würde ich als Partnerin versuchen, vielleicht einfach mal geschickt die Umstände für mich zu wenden. Baby bekommt Babysitter, Hund kommt in die Kiste oder Zimmer, kläfft er halt einmal bis er heiser ist, davon geht er nicht kaputt.
Und dann wird geredet und eine Lösung gesucht, in Ruhe und mit dem Ziel, sich dabei nicht zu streiten, sondern mit einem gemeinsamen Plan vom Tisch aufzustehen. Eine Lösung, bei der die Frau ihren Verstand behält und der Mann seinen vierbeinigen Kumpel nicht verliert. Eine Lösung, an der aber BEIDE mitarbeiten müssen. Das Verhalten des Hundes IST nicht allein das Problem der TE. Das muss der Mann einsehen, und bereit sein, gemeinsam mit ihr und einem Trainer ggf. an der Sache zu arbeiten.
Darum kann man ihn bitten. Da bricht kein Zacken aus der Krone. Vielleicht ist ihm in der angespannten Situation noch nicht so ganz klar geworden, dass er nicht der A**** mit dem aggressiven Hund ist, sondern dass seine Hilfe jetzt hier echt mal gebraucht wird. Dringend! Dass er den Tag retten kann.
Der Hund wiederum muss merken, dass alle im Rudel am selben Strick ziehen. Ich glaub das is auch echt von der Rasse unabhängig. Vielleicht auch mal einfach ein bissel offener werden, etwas dazu zu lernen, ausser dem Hund eine zu sengen oder auf den Rücken zu legen. Das geht schnell und ist einfach, aber vollkommen daneben. Einschüchterung is doch keine Taktik. Das muss der Gatte begreifen.
Umgekehrt muss die TE den Willen entwickeln, den Hund zu akzeptieren. Sonst wird das nix. Oberflächlich ist der Wille da. Irgendwo da in der rationalen Seite des Gehirns. Aber ich glaube, der Wunsch, einfach den “Ausschalter” zu finden, ist zu allgegenwärtig und übermächtig momentan.
Zudem müssen sich alle im Haushalt darauf einstellen, dass es dauern wird.
Wenn Hund zur Sicherheit für das Baby MK tragen muss, MUSS er MK tragen. Das ist garantiert das kleinste seiner Probleme. Besorgt man halt was Komfortables und beginnt dann mit dem Training. Is ja nicht für immer mit dem MK (hoffentlich) und Sicherheit geht vor!
Ich denke, dass auch die Situation mit dem Baby den Hund zusätzlich stressen könnte. Verfahren wars sicher vorher schon. Aber das macht's vielleicht auch nicht leichter für ihn. Solche Geräusche allein können einen Hund schon in Aufruhr versetzen. Der eine entwickelt Hegetrieb beim Baby, der andere dreht durch. Wie bei Menschen, jeder ist anders.
Andererseits kann auch Eifersucht dem Kind, dem Mann und/der dem Chi gegenüber eine Rolle spielen. Grad weil alles schon so hochgeschaukelt ist und der JRT für Frauchen eigentlich nur noch Karl A. is. Das merkt der natürlich auch, der arme Kerl.
DAS ist die Aufgabe der TE. Sie muss den Hund akzeptieren und ihm eine Chance geben. Und zwar aus ehrlicher Überzeugung.
Das Verhalten dieses Hundes ist nicht in Stein gemeisselt.
Es spiegelt diverse Disharmonien in der Beziehung Hund- Mann, Hund-Frauchen, Mann-Frau und vielleicht sogar Mann-Frau-Baby.
Die arme S** weiss glaub ich überhaupt nicht mehr wo oben und unten ist. Der tut mir eigentlich schweineleid, weil er kann niemanden im Haushalt “lesen” und sich auf niemanden so richtig verlassen, nichtmal Herrchen. Der hat ja nie Zeit.
Aber deshalb muss ja nicht alles zusammenbrechen. Welche Familie ist schon perfekt! Ich kann Dich auch total verstehen, liebe TE, wie kaputt Du bist.
Dir verlangt das Leben zur Zeit viel ab.
ABER! Du hast Dich auf diese Situation bei vollem Bewusstsein eingelassen, auf jeden Teil davon. Gönn Dir den Erfolg, sie zu meistern. Alles, was Du dafür brauchst, ist Zeit und ein Familien-Team, das mitzieht.
Und ich glaub, wenn in Deinem Mann das steckt, wofür Du Dich in ihn mal verliebt hast, dann ist das auch noch da und Du kannst es mit den richtigen Worten mobilisieren.
Liebe TE, versuch Deinen Gatten zu überzeugen, dass Du bereit bist, an einer Lösung ohne Abgabe zu arbeiten - WENN BEIDE SEITEN MITMACHEN!
DAS machst Du aber erst, NACHDEM Du Dir klar gemacht hast, wirklich klar, ob Du in der Lage bist, diesem kleinen Lebewesen (JRT) noch ne Chance zu geben. In dem Tier steckt der beste Hund der Welt, aber nur für den, der daran arbeiten will, das rauszuholen.
Momentan ist da nur “verkorkst”.
Wenn mehr nicht geht, dann ist ein neues Zuhause vermutlich besser. Das wäre aber - so ehrlich muss ich auch sein - ein Eingeständnis, dass man den leichtesten Weg wählt … genau wie der Göttergatte momentan.
Wir sind alle nur Menschen. Aber ich drück Dir trotzdem die Daumen, dass Du in ein paar Jahren zurückblickst und stolz wie Bolle auf Dich bist, wie Du DAS alles gerissen hast! Es kommen auch wieder bessere - und ruhigere Tage!
Falls Du Dir einen Trainer suchst, wünsche ich Dir mit dem einen guten Griff. Aber auch davon hängt nicht alles ab.
Viele Dinge sind auch einfach nur Wille, Lernen und gesunder Menschenverstand.
Sorry, dass ich zur Abhilfe der eigentlichen Problematik überhaupt nix sage. Aber für den Aufbau Eurer Beziehung (Hund und Du) hier eine Anleitung zu schreiben, ist unmöglich. Dazu reicht nur eine Seite der Geschichte zu hören und den Hund nichtmal erlebt zu haben, nicht aus. Außerdem bin ich ja wie gesagt auch keine Expertin, sondern hab einfach nur meine eigene Meinung zu machen Dingen im Leben.
Ist auch alles nur meine persönliche Meinung, was hier steht. Zieh dir raus, was Dir nützt oder lass alles einfach links liegen. Auch DAS ist DEINE Entscheidung. Du hast so vieles in der Hand. Vielleicht ist DAS die eigentliche Erkenntnis, die Dir momentan noch fehlt. Wer weiss.