70er und früher 80er, wenn man es mal auf die Provinz bezieht, es dauert ja immer noch ne Weile, bis es wo durchkommt...
Aber natürlich hat das den Grundstein für alles Übel der heutigen Zeit gelegt, zumindest, wenn man manchen Erziehungswissenschaftlern glaubt: Die verzogenen Kinder von damals sind die Eltern von heute, die deswegen weder Respekt vor ihren eigenen Eltern noch Ahnung von Erziehung haben...
(Ich gebe zwar zu, dass ich die Aussage nicht für komplett überzogen halte, aber zwischen "nicht komplett überzogen" und "absolut zutreffend" gibt es sicher noch die eine oder andere Möglichkeit.)
Das ist natürlich eine sehr provokante These, gleichzeitig sehr spannend.
Eins der Probleme der antiautoritären Erziehung war meiner Meinung nach, dass die Eltern, die damals begeistert auf die antiautoritäre Erziehung abgefahren sind, gar nicht genau wussten, was antiautoritäre Erziehung ist.
Und was sie dann praktizierten, war eher Laissez-faire.
Antiautöritäre Erziehung setzt dem Kind durchaus Grenzen.
Und zwar genau da, wo die Rechte des Anderen beginnen.
Interessant sind dazu die Bücher des A.S.Neill, dem Begründer von Summerhill.
Ich lese sein Kinder-Erwachsen"märchen" "Die grüne Wolke" immer wieder gern.
Das sind Gute-Nacht-Geschichten, die er den Kindern in Summerhill erzählt hat und er hat sie aufgeschrieben und die Kommentare der Kids hinzugefügt.
Köstlich
Ich sehe schon einen Zusammenhang zwischen der Laissez-Faire Erziehung und der Gesellschaft von Heute.
Diesen Kindern wurden kaum Grenzen gesetzt, sie waren der "Nabel der Welt" und durften sich ungebremst ausleben.
Sicher hatte das auch gelegentlich mit der Bequemlichkeit der Eltern zu tun.
Es ist viel einfacher, die Kinder machen zu lassen und sich nicht mit Erziehung zu belasten.
Wenn diese Kinder wiederum Kinder in die Welt setzen, mit dem ihnen vermittelten Weltbild: "Ich darf alles und es steht mir alles zu", werden sie diese Haltung oft auch an ihre Kinder weiter geben.
Und wenn "Ich" alle Rechte, aber wenig oder keine Pflichten habe, dann werde ich weniger Mitgefühl, soziale Fähigkeiten, Verantwortungsgefühl entwickeln als Kinder, bei denen das in der Erziehung gefördert wurde.
Ich gebe zu, ich bin altmodisch:
Ich schätze gutes Benehmen, gute Essmanieren, Höflichkeit, Kinder, die für alte Leute im Bus aufstehen.
Und so habe ich auch meine Ziehsöhne (deren 3) miterzogen.
Grundsätzlich war und ist unser Verhältnis partnerschaftlich, aber es gab und gibt Dinge, die ich bestimme und vorgebe.
Ich bin sicherlich nicht autoritär, aber ich bin auch keine Kumpeline oder Freundin meiner Ziehsöhne.
Die finden sie draussen in der Schule.
Sie können sich auf mich verlassen, aber sie haben auch Pflichten.
Und wenn sie rumzicken und es geht um etwas Wichtiges, z.B. Vokabel lernen, die Gesundheit bewahren, sich nicht gefährden, dann gilt mein letztes Wort.
Natürlich habe ich mir als Ziehmutter schon mal den Satz sagen lassen müssen:
"Du hast mir gar nichts zu sagen, Du bist nicht meine Mutter"
Das habe ich natürlich sofort eingesehen.
Aber wenn ich nichts zu sagen habe, dann brauche ich auch nicht den Lieblingsjoghurt einzukaufen, das Lieblingsessen zu kochen oder die heissgeliebte Jeans pünktlich zum wichtigen Date zu waschen
Was dazu führte, dass wir uns schnell wieder geeinigt hatten