Ich bin mir nicht sicher, ob es dem TE um rationale Dinge geht wie zum Beispiel die Tatsache, dass "diese Hunde" nicht zu kleinen Kindern sollen, weil sie sie umrennen könnten oder ähnliches.
Sondern dass durch solche Anmerkungen bei ihm ein Kopfszenario entsteht, obwohl er eigentlich "weiss", dass "diese Hunde" in den allermeisten Fällen völlig normale Hunde sind.
Ich kann ihm das sehr gut nachempfinden.
Als wir Paco zu uns holten, war das unser erster Soka.
Auf die Rasse gekommen sind wir durch dieses Forum, wo uns bewusst wurde, wie sehr diesen Tieren Unrecht getan wird und wie chancenlos sie in Tierheimen sitzen.
Nach langen Überlegungen haben wir uns dann entschlossen, einen Staff bei uns aufzunehmen.
Wir waren uns ganz sicher, dass wir mit den Vorurteilen leben können und das wir in dem Hund einen ganz normalen Hund sehen werden.
Die Wahl fiel dann auf Paco, einen gut sozialisierten, katzenfreundlichen Hund, der seit 2 Jahren im TH sass.
Da wir erst unseren Umzug abwarten mussten, bis wir ihn zu uns nehmen konnten und seine Einreise beantragen mussten, haben wir ihn jedes Wochenende im TH besucht und sind mit ihm spazieren gegangen. Dort konnten wir seine liebenswerte Art kennenlernen und sahen auch, wie er mit Katzen und unseren anderen beiden Hunden umging.
Dann kam der grosse Tag, wir holten ihn ab.
Er liess sich problemlos in eine Box verfrachten und wir fuhren 400 km nach Hause.
Dort gingen wir mit ihm in den Garten, wo er erst mal Gartenstühle apportierte und völlig ausser Rand und Band war.
Nach einiger Zeit gingen wir angeleint mit ihm ins Haus,um ihm sein neues Zuhause zu zeigen.
Auf dem Stuhl im Esszimmer sass mein Lieblingskater und schlief.
Paco versuchte, sich auf ihn zu stürzen, mit dem festen Willen, ihn zu zerlegen.
Hätte man ihn in diesem Moment fotografiert, mit diesem geifernden Maul, gefletschten Zähnen - alle einschlägigen Medien hätten das bekannte Bild von dem Staff hinter Gittern sofort mit dem von Paco ersetzt.
Ich war völlig geschockt.
Mt dieser Situation war mein Unterbewusstsein angetriggert.
Ich war der Meinung, dass ich rational keine Vorurteile gegen Sokas hatte. Wir hatten uns lange mit dem Soka-Problem beschäftigt, hatten Sokas kennen gelernt.
Dieses Bild von Paco, wie er in der Leine hing, mit allem anderen als friedlichen Absichten, brannte sich ein und machte mir Angst
Mehr Angst als bei einem "normalen" Hund.
Gottseidank hatte ich meine HT, der ich von meinen Ängsten erzählte.
Sie versicherte mir, dass das okay wäre. Die Medien und die Berichterstattung hinterlassen Spuren und sind bewusst auch genau so angelegt.
Dagegen hätte es der Verstand schwer.
Für die erste Zeit und um meine Verunsicherung in den Griff zu bekommen, gab sie mir einen Tipp, der im ersten Moment leicht idiotisch klang, aber sehr wirkungsvoll war:
Jedes Mal, wenn ich Paco ansah, sollte ich mir und ihm versichern, dass er ein wunderschöner Boxermix sei.
Das tat ich und es wirkte.
Und schon nach einigen Wochen konnte ich auf diesen Kunstgriff verzichten und war stolz auf meine tollen Staffordshire Terrier
Der hatte sich nach einiger Zeit des Einlebens völlig heruntergefahren und wurde ein Traumhund. Lieb zu Mensch und Tier, die blinden Miezen schlafen auf seinem Kopf.
Es gab nie wieder eine bedrohliche Situation.
Mittlerweile bin ich mir sicher, dass nun auch mein Unterbewusstsein weiss, dass Sokas ganz normale Hunde sind.
Anfangs fiel es mir schwer, zuzugeben, dass ich von den Medien beeinflusst war, bei all meinen rationalen Bemühungen.
Heute denke ich, es ist normal. Es muss nicht, aber es kann so sein.
Das Unterbewusstsein lässt sich nicht durch rationale Überlegungen ausser Kraft setzen.
Bei mir brauchte es die Erfahrung, mit Paco zu leben.
Und der ist wirklich ein Traum von Hund