Neue Therapie für Kinder mit Hunde-Phobie
In acht Wochen ist die
Angst verschwunden
Weltweit einzigartiges Behandlungskonzept wurde
vom Ansbacher Bezirkskrankenhaus mitentwickelt
ANSBACH (NZ). – Etwa fünf Prozent aller Kinder, die in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Ansbacher Bezirkskrankenhaus Hilfe suchen, leiden unter einer ernsthaften Angststörung. „Das kann Angst sein, in der Schule zu sprechen oder Angst, von der Mutter allein gelassen zu werden“, erläuterte Klinikleiter Dr. Andreas Mayer gestern in Ansbach.
Eine besondere Form der Angst ist dabei die Angst vor Hunden. Diese kann so weit gehen, dass sich ein Kind nicht mehr aus dem Haus traut, weil es Angst hat, einem solchen Vierbeiner zu begegnen. Für dieses Problem wird in Ansbach ab Oktober eine spezielle Therapie angeboten, in der den Betroffenen – in der Regel Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren – innerhalb von acht Wochen geholfen werden kann. Um den Kindergarten- und Grundschulkindern die Angst vor Hunden auf Dauer zu nehmen, arbeiten die Ärzte des Ansbacher Bezirkskrankenhauses dabei eng mit dem örtlichen Tierheim zusammen.
Ein „Mutspruch“
Bevor die Kinder mit Hunden direkt konfrontiert werden, durchlaufen sie eine Vorbereitungsphase. In dieser Zeit lernen sie zu erkennen, wann ein Hund ängstlich ist oder hungrig, und sie lernen eine spezielle Atemtechnik, die ihnen dabei hilft, ihre Panikanfälle im Zaum zu halten. Darüber hinaus erhält jedes Kind eine eigene „Mutmurmel“, die es immer bei sich tragen kann und die ihm Kraft geben soll, wenn es im Alltag einem Hund begegnet. In diesem Fall, so der Leitende Oberarzt Viktor Kacic, solle sich das Kind unbedingt auch seinen individuellen „Mutspruch“ ins Gedächtnis rufen, den es im Verlauf der Therapie gelernt hat und der es an seine eigene Stärke erinnern soll. „Am beliebtesten“, erläutert Kacic, „ist bei den Kindern der Spruch ,Mit Mut wird alles gut'.“
Ist die Angst des Kindes so weit abgebaut, dass die direkte Begegnung mit Hunden möglich ist, arbeiten die Ärzte und Therapeuten mit wirklichen Hunden – und mit einer Sofortbildka mera. Ein Kind, das sagt, es sei niemals in der Lage, einem Hund die Hand auf den Kopf zu legen, bekommt ein Belohnungsfoto, wenn ihm das Ganze schließlich doch gelingt.
Bislang wurde die neuartige Hundephobie-Therapie an 15 Kindern im hessischen Riedstadt ausprobiert – bei allen mit großem Erfolg. Zwei der Kinder, so Dr. Kacic, wünschten sich im Anschluss an die Therapie sogar einen eigenen Hund. Ab Oktober sollen an der Ansbacher Kinder- und Jugendpsychiatrie (–09 81/46 53-18 70) nun weitere Therapiegruppen eingerichtet werden. Während beim allgemeinen Therapieangebot in der Ambulanz oftmals Wartezeiten von bis zu sechs Monaten in Kauf genommen werden müssen, soll es für die Hundephobie-Therapie eine schnellere Zugangsmöglichkeit geben. Die Therapie, so Klinikleiter Dr. Andreas Mayer, richte sich allerdings nicht an Kinder, die Herzklopfen bekommen, wenn ein Hund bellt, sondern an Kinder, die eine so schwere Angststörungen haben, dass sie deshalb häufig sogar das Haus nicht mehr verlassen können.
Nach Angaben der Initiatoren ist die in Ansbach mit entwickelte Therapie derzeit weltweit einmalig. Bislang gäbe es für Hundephobie kein systematisches und dokumentiertes Modell mit integrierter Erfolgskontrolle. Der von Viktor Kacic mit entwickelte Ansatz mache es nun erstmals möglich, den Therapiefortschritt ständig zu überprüfen. Grundlage dafür ist ein so genanntes Ampelmodell, mit dem die Kinder angeben können, welche Situationen sich für sie im roten, gelben oder grünen Bereich befinden. Schon nach wenigen Sitzungen, so die Erfahrung der Therapeuten, werde der rote Bereich deutlich kleiner.
Internationale Tagung
In der kommenden Woche soll das Therapieverfahren nun auch einer breiten internationalen Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bei der 9. Internationalen Konferenz zum Thema Mensch-Tier-Interaktion, die in diesem Jahr in Rio de Janeiro stattfindet, wird Dr. Viktor Kacic sein Modell vor Wissenschaftlern präsentieren. Rainer Heubeck
In acht Wochen ist die
Angst verschwunden
Weltweit einzigartiges Behandlungskonzept wurde
vom Ansbacher Bezirkskrankenhaus mitentwickelt
ANSBACH (NZ). – Etwa fünf Prozent aller Kinder, die in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Ansbacher Bezirkskrankenhaus Hilfe suchen, leiden unter einer ernsthaften Angststörung. „Das kann Angst sein, in der Schule zu sprechen oder Angst, von der Mutter allein gelassen zu werden“, erläuterte Klinikleiter Dr. Andreas Mayer gestern in Ansbach.
Eine besondere Form der Angst ist dabei die Angst vor Hunden. Diese kann so weit gehen, dass sich ein Kind nicht mehr aus dem Haus traut, weil es Angst hat, einem solchen Vierbeiner zu begegnen. Für dieses Problem wird in Ansbach ab Oktober eine spezielle Therapie angeboten, in der den Betroffenen – in der Regel Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren – innerhalb von acht Wochen geholfen werden kann. Um den Kindergarten- und Grundschulkindern die Angst vor Hunden auf Dauer zu nehmen, arbeiten die Ärzte des Ansbacher Bezirkskrankenhauses dabei eng mit dem örtlichen Tierheim zusammen.
Ein „Mutspruch“
Bevor die Kinder mit Hunden direkt konfrontiert werden, durchlaufen sie eine Vorbereitungsphase. In dieser Zeit lernen sie zu erkennen, wann ein Hund ängstlich ist oder hungrig, und sie lernen eine spezielle Atemtechnik, die ihnen dabei hilft, ihre Panikanfälle im Zaum zu halten. Darüber hinaus erhält jedes Kind eine eigene „Mutmurmel“, die es immer bei sich tragen kann und die ihm Kraft geben soll, wenn es im Alltag einem Hund begegnet. In diesem Fall, so der Leitende Oberarzt Viktor Kacic, solle sich das Kind unbedingt auch seinen individuellen „Mutspruch“ ins Gedächtnis rufen, den es im Verlauf der Therapie gelernt hat und der es an seine eigene Stärke erinnern soll. „Am beliebtesten“, erläutert Kacic, „ist bei den Kindern der Spruch ,Mit Mut wird alles gut'.“
Ist die Angst des Kindes so weit abgebaut, dass die direkte Begegnung mit Hunden möglich ist, arbeiten die Ärzte und Therapeuten mit wirklichen Hunden – und mit einer Sofortbildka mera. Ein Kind, das sagt, es sei niemals in der Lage, einem Hund die Hand auf den Kopf zu legen, bekommt ein Belohnungsfoto, wenn ihm das Ganze schließlich doch gelingt.
Bislang wurde die neuartige Hundephobie-Therapie an 15 Kindern im hessischen Riedstadt ausprobiert – bei allen mit großem Erfolg. Zwei der Kinder, so Dr. Kacic, wünschten sich im Anschluss an die Therapie sogar einen eigenen Hund. Ab Oktober sollen an der Ansbacher Kinder- und Jugendpsychiatrie (–09 81/46 53-18 70) nun weitere Therapiegruppen eingerichtet werden. Während beim allgemeinen Therapieangebot in der Ambulanz oftmals Wartezeiten von bis zu sechs Monaten in Kauf genommen werden müssen, soll es für die Hundephobie-Therapie eine schnellere Zugangsmöglichkeit geben. Die Therapie, so Klinikleiter Dr. Andreas Mayer, richte sich allerdings nicht an Kinder, die Herzklopfen bekommen, wenn ein Hund bellt, sondern an Kinder, die eine so schwere Angststörungen haben, dass sie deshalb häufig sogar das Haus nicht mehr verlassen können.
Nach Angaben der Initiatoren ist die in Ansbach mit entwickelte Therapie derzeit weltweit einmalig. Bislang gäbe es für Hundephobie kein systematisches und dokumentiertes Modell mit integrierter Erfolgskontrolle. Der von Viktor Kacic mit entwickelte Ansatz mache es nun erstmals möglich, den Therapiefortschritt ständig zu überprüfen. Grundlage dafür ist ein so genanntes Ampelmodell, mit dem die Kinder angeben können, welche Situationen sich für sie im roten, gelben oder grünen Bereich befinden. Schon nach wenigen Sitzungen, so die Erfahrung der Therapeuten, werde der rote Bereich deutlich kleiner.
Internationale Tagung
In der kommenden Woche soll das Therapieverfahren nun auch einer breiten internationalen Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bei der 9. Internationalen Konferenz zum Thema Mensch-Tier-Interaktion, die in diesem Jahr in Rio de Janeiro stattfindet, wird Dr. Viktor Kacic sein Modell vor Wissenschaftlern präsentieren. Rainer Heubeck