Religionsdebatte Muslime müssen Freiheit zur Provokation hinnehmen

30.000 Türken kamen im vergangenen Jahr nach Deutschland - 40.000 gingen in die Türkei. Vor allem geblidete Türken kehren Deutschland den Rücken.

Warum gut gebildete Türken Deutschland verlassen

Viele Deutschtürken mit Universitätsabschluss machen lieber in der Türkei Karriere. Deutschland entgehen so Millionen Euro.


Sefa Sendogdu ist gebürtiger Leutkirchner, ein fröhlicher Mann. Er lacht viel und erzählt mit süddeutschem Akzent von seiner Kindheit im schönen Allgäu. „Junge, du sollst mal was Ordentliches werden“, sagte sein Vater, Schlosser von Beruf. Nachdem Sendogdu sein Abitur auf einem Münchener Gymnasium gemacht hatte, studierte er Germanistik. Er blieb nicht im akademischen Bereich, Sendogdu ist wohl eher das, was man neudeutsch einen „Macher“ nennt. Er arbeitete als Veranstaltungskaufmann, wurde Chef eines Callcenters, verkaufte Immobilien. Zuletzt leitete er das Konferenz-Center in einem Berliner Hotel.

Alles an Sendogdu ist deutsch – nur seine Eltern sind türkisch. Und doch ist der 38-Jährige vor vier Wochen von Berlin nach Istanbul gezogen. „Ich vermisse Deutschland schon jetzt“, sagt Sendogdu. „Vom Gefühl her ist es meine Heimat – wenn ich es zulasse.“ Aber: Er sei doch immer der Türke geblieben, das sei schlichtweg so gewesen. „Wenn ich in eine Kneipe ging, wenn ich falsch parkte, wenn ich bei der netten alten Dame, die mich am Telefon so sympathisch fand, zur Wohnungsbesichtigung kam.“ Mit einem ausländischen Namen sei es vor allem schwieriger, einen Job zu bekommen, findet Sendogdu. Und bei den Frauen werde man gleich als Macho abgestempelt.

In der Türkei hingegen falle er als Deutscher nicht auf – Sendogdu ist zuversichtlich, dass sein deutscher Akzent im Türkischen bald verschwindet. In Istanbul hat er einen Fliesenhandel übernommen, ist Hauptimporteur in der Türkei. „Hier ist alles eine Stufe gemütlicher“, sagt er. „Wenn eine halbe Stunde nach einem Termin der Geschäftspartner noch nicht da ist, wird niemand nervös. Es ist nicht so distanziert, eher wie in Amerika, auch Geschäftsleute sprechen sich gleich mit Vornamen an.“ Was in der Türkei aber fehle, sei das disziplinierte Arbeiten, daher seien „Deutschländer“ gern gesehen. In der kommenden Woche holt Sendogdu Frau und Kind aus Deutschland nach.

30.000 Menschen in Deutschland sind im vergangenen Jahr aus der Türkei zugewandert – 40.000 haben Deutschland verlassen und gingen in die Türkei. Viele von ihnen sind hoch qualifiziert. Schlecht oder gar nicht Ausgebildete kommen, gut Ausgebildete gehen. Migrationsforscher nennen so etwas Verschleuderung von Humankapital. Denn dem deutschen Staat entgehen viele Millionen Euro. Er finanziert die Ausbildung, doch seine Steuern zahlt der Akademiker später in der Türkei.

Nach einer Studie des Instituts Futureorg erwägen 36 Prozent der Studierenden und Akademiker türkischer Herkunft, in die Türkei abzuwandern. Die Studie unterscheidet zwischen türkischen Akademikern und türkischen Studierenden in Deutschland. Der Hauptbeweggrund für Akademiker, in die Türkei zu ziehen, ist fehlendes Heimatgefühl in Deutschland (41,3 Prozent). Studierende hingegen geben mehrheitlich an, aus beruflichen Gründen abwandern zu wollen (38,5 Prozent). Insbesondere Frauen versprechen sich eine bessere Chance auf dem türkischen Arbeitsmarkt (34,6 Prozent).
Cigdem Akkaya war lange die Vizechefin des Zentrums für Türkeistudien in Essen. Vor sechs Jahren ging sie zurück nach Istanbul. „15 Jahre lang arbeitete ich eigentlich ausschließlich über Themen in einem negativen Kontext. Die Desintegration der Türken, die Renaissance des Kopftuchs, die Muslime in einem christlichen Europa – ich hatte irgendwann genug“, sagt Akkaya. „In Deutschland werden die Türken in öffentlichen Debatten immer infrage gestellt. Ich wollte mich nicht mehr rechtfertigen müssen.“
Akkaya betreibt ein PR-Unternehmen, arbeitet vor allem für deutsche Firmen, unter anderem auch für das Auswärtige Amt. Die Türkei, sagt sie, werde international sehr hofiert. Unter den weltgrößten Volkswirtschaften hat sich die Türkei mit ihrer pulsierenden Metropole am Bosporus inzwischen auf einen beachtlichen 16. Platz vorgearbeitet (siehe rechts). Bis 2026, so eine Studie des IWF, wird sie sogar Italien und Kanada überflügeln und auf den 13. Rang vorrücken.

Auf dem Weg zur ökonomischen Großmacht scheint die Türkei niemand aufhalten zu können. Der türkische Import ist in den ersten sechs Monaten 2010 um 33,6 Prozent gestiegen. Rund 20.000 internationale und 4000 deutsche Firmen sind in der Türkei ansässig. Was vielen qualifizierten Deutschtürken in Deutschland zum Nachteil wird, ist in der Türkei ihr Kapital. Deutsch wird hier gebraucht, während Türkisch in Deutschland kaum jemanden interessiert. In der Türkei ist man sprunghaft, arbeitet auf den letzten Drücker. Wer in Deutschland gelernt hat, Dinge schnell zu erledigen und vorauszuplanen, hat einen Vorteil.

Cigdem Akkaya hat vieles aus ihrem deutschen Alltag mit in die Türkei gebracht. „Ich spreche hier viel mehr Deutsch als früher“, sagt Akkaya. Viele ihrer Freunde sind Deutsche. Ihr Sohn besucht die Deutsche Schule und wird nach dem Curriculum von Nordrhein-Westfalen Abitur machen. Vor vier Jahren gründete Akkaya einen deutschen Stammtisch in Istanbul. Beim ersten Treffen waren sie zwölf, inzwischen sind mehr als 1000 Deutschtürken in Istanbul über den Stammtisch vernetzt. Fast alle, die sich einmal im Monat in einem Café in Istanbuls Partyviertel Beyoglu treffen, sind Akademiker. Viele kommen, weil sie gern Deutsch reden wollen. Andere wollen berufliche Kontakte knüpfen.

„Genauso wie in Deutschland braucht man in der Türkei Netzwerke beim Zugang zum Arbeitsmarkt“, sagt Akkaya. „In Deutschland können die meisten Gastarbeiterkinder auf diese Netzwerke nicht zurückgreifen. In der Türkei haben deutschtürkische Akademiker bessere Aufstiegschancen.“ Beim Stammtisch gibt es keine Missverständnisse. „Wenn jemand A sagt, versteht der andere auch A“, sagt Akkaya. Man ist gemeinsam sozialisiert. Der Treffpunkt bedeutet ein Stück Heimat für viele Rückkehrer, die eigentlich keine sind: In der Türkei fühlen sich viele zunächst völlig fremd.

Alev Karatas, im baden-württembergischen Kraichtal geboren, ging nach Istanbul, nachdem sie in Berlin arbeitslos wurde, weil ihr Arbeitsgeber pleiteging. „Ich wäre sehr gern in Deutschland geblieben“, sagt Karatas, „aber in der Türkei fand ich einfach schneller einen neuen Job. Ich wollte nicht ewig warten.“ 2003 also zog der heute 40-Jährige in ein fremdes Land. Als Soziologin hatte sie viel Theoretisches über die Türkei als Gesellschaft gelernt, in der die Gemeinschaft zählt. „Doch die Türkei ist ein egoistisches Land“, sagt Karatas. „Nichts von dem, was ich zu wissen glaubte, hat sich bewahrheitet.“ Gearbeitet wird 45 Stunden die Woche, das Klima in den Firmen ist autoritärer – und doch ist alles möglich.

Türkisch sprach sie damals längst nicht so gut wie Deutsch. Dennoch machte sie in Istanbul Karriere, zunächst als Managerin in einem Textilunternehmen, heute arbeitet sie für die deutsche Firma Telc, ein Tochterunternehmen des Deutschen Volkshochschulverbandes, das europäische Sprachenzertifikate verleiht. Karatas leitet die Abteilung Qualitätssicherung. In der Türkei schätzt man, ähnlich wie in den USA, Patchwork-Lebensläufe. Karatas empfand das als Geschenk – sie mag es, die Richtung zu wechseln. „Nach vier Jahren in der Textilbranche wollte ich eine neue Herausforderung. Der türkische Arbeitsmarkt ist viel offener.“

Zwar gibt es genug qualifizierte Arbeitskräfte in der Türkei, dennoch stehen hier besonders jungen Akademikern viele Türen offen – Stellenausschreibungen verlangen oft nach Bewerbern unter 30 Jahren. Die Bezahlung liegt bisweilen sogar über der deutschen. Beinahe wäre Karatas im Sommer nach Berlin zurückgekehrt. Für ein Werbeunternehmen sollte sie die Projektkoordination übernehmen.

Letzten Endes aber sagte sie ab – die Agentur hatte sie für 2500 Euro brutto einstellen wollen. In der Türkei verdient sie wesentlich mehr. „Hier kann ich mir einen höheren Lebensstandard leisten.“ Dennoch vermisst sie Berlin. Die Vielfalt, das Grün mitten in der Stadt im Gegensatz zur lärmenden, chaotischen 13-Millionen-Metropole am Bosporus. Doch wahrscheinlich hätte sie in Deutschland weniger Erfolg gehabt als in der Türkei.
Regelmäßig fliegt Karatas nach Berlin oder besucht ihre Schwestern und Nichten, die in Deutschland geblieben sind. „Wer mit türkischen Eltern in Deutschland aufwächst, kann niemals nur deutsch oder nur türkisch sein.“ Sie ist froh, dass sie die aktuelle Integrationsdebatte derzeit nur aus der Distanz wahrnehmen muss. „Wenn man immer nur als derjenige angesprochen wird, der Ärger macht, der anderen auf der Tasche liegt, dann geht einem das an die Knochen“, sagt Karatas. „Ich liebe Deutschland. Aber in der Türkei fühle ich mich gleichberechtigter.“



 
  • 4. Mai 2024
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Hi HSH2 ... hast du hier schon mal geguckt?
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Ich kenne nur sehr wenig Ausländer, die hier alles abstreifen und mit der Heimat oder ihrer Kultur nichts mehr am Hut haben, assimiliert sind. Genaugenommen kenn ich gar keinen.

Ich weiß nicht genau, wie du "nichts mehr am Hut haben" meinst, aber Leute, die so wirken, als hätten sie nie woanders gelebt, und also auch gar nicht als "Ausländer" auffallen (auch nicht als "integrierte") kenne ich mehrere.

Quasi bis auf meinen Opa meine gesamte Verwandtschaft mütterlicherseits, etwa.

Und Personen, die sich aktiv "auf die deutsche Kultur hin" orientieren - obwohl sie zwangsläufig durch ihre auch hier lebende Familie natürlich nicht einfach "alles abstreifen" können - eine. Einen Türken. ;)

Womit ich nicht sagen möchte, dass es gefälligst jeder andere auch so handhaben muss - sondern anmerken, dass man die Betreffenden vermutlich gar nicht als Ausländer erkennt, wenn sie vor einem stehen. (Was dann wieder die Wahrnehmung verzerrt.)

Im Übrigen ist es ja auch nix Neues, dass sich gerade deutsche Auswanderer nicht gerade durch ein Übermaß an Anpassungsfähigkeit an die "neue Heimat" auszeichnen.

Meine (dort lebenden) spanischen und griechischen Bekannten sind zumindest ganz klar dieser Ansicht - ob es wirklich so ist, weiß ich nicht, aber ich halte es nicht für unvorstellbar. ;)
 
Ich kenne nur sehr wenig Ausländer, die hier alles abstreifen und mit der Heimat oder ihrer Kultur nichts mehr am Hut haben, assimiliert sind. Genaugenommen kenn ich gar keinen.

Ich weiß nicht genau, wie du "nichts mehr am Hut haben" meinst, aber Leute, die so wirken, als hätten sie nie woanders gelebt, und also auch gar nicht als "Ausländer" auffallen (auch nicht als "integrierte") kenne ich mehrere.

Quasi bis auf meinen Opa meine gesamte Verwandtschaft mütterlicherseits, etwa.

Und Personen, die sich aktiv "auf die deutsche Kultur hin" orientieren - obwohl sie zwangsläufig durch ihre auch hier lebende Familie natürlich nicht einfach "alles abstreifen" können - eine. Einen Türken. ;)

Womit ich nicht sagen möchte, dass es gefälligst jeder andere auch so handhaben muss - sondern anmerken, dass man die Betreffenden vermutlich gar nicht als Ausländer erkennt, wenn sie vor einem stehen. (Was dann wieder die Wahrnehmung verzerrt.)

Im Übrigen ist es ja auch nix Neues, dass sich gerade deutsche Auswanderer nicht gerade durch ein Übermaß an Anpassungsfähigkeit an die "neue Heimat" auszeichnen.

Meine (dort lebenden) spanischen und griechischen Bekannten sind zumindest ganz klar dieser Ansicht - ob es wirklich so ist, weiß ich nicht, aber ich halte es nicht für unvorstellbar. ;)
Ich meine eigentlich eher auf die Studie bezogen:

Das heißt also, wenn jemand z.B. zu fünf Punkten zustimmt, dass Menschen aus der Türkei in Deutschland die Kultur ihres Herkunftslandes bewahren sollen und zu null Punkten zustimmt, dass sie die deutsche Kultur übernehmen sollten, dann gilt er nach dieser Messung als stark distanziert gegenüber Integration und nach medialer Übersetzung als Integrationsverweigerer“

Eigentlich alle Ausländer, die ich kenne, leben in 2 Kulturen, seien es nun Türken, Chinesen oder Algerier. D.h., sie leben und arbeiten hier, nehmen am kulturellen Leben teil, ihre Kinder gehen in deutsche Schulen (logisch :D ). Trotzdem würden sie sich nie als "Deutsche" im Sinne der Kultur bezeichnen, also ihren Heimatanteil abstreifen.
Das tut einer guten Integration auch keinerlei Abbruch, im Gegenteil. Multikulturell geht schon ganz gut, auch wenn man es mittlerweile fast als Unwort benutzt.
 
Danke.

Wie gesagt, ich kenne auch solche, die das eben doch tun:

Trotzdem würden sie sich nie als "Deutsche" im Sinne der Kultur bezeichnen, also ihren Heimatanteil abstreifen.

Und von daher ist es natürlich in dem Moment absolut widersinnig, sie, wie ich das eben mit meinem Bekannten getan habe, als "Türken", "Slowenen" oder was auch immer zu bezeichnen. Er hat türkische Eltern und wenigstens zum Teil noch türkisch sprechende Geschwister. Mehr sozusagen nicht. Interessierter an Deutschland, der deutschen Geschichte und Kultur kann auch kein in der zigsten Generation hier auf demselben Hof lebende Spross deutscher Landwirte oder -adeligen sein.

Aber ist ja eigentlich auch wurscht. Ich seh's im Grunde genau wie du: Respekt und Interesse auf beiden Seiten vorausgesetzt, kann auch multikulturell gut funktionieren.
 
An was sollen sich Ausländer/ Muslime anpassen? An die typisch deutschen Verhaltens- und Lebensweisen? Welche sind das denn bitte sehr?

Es gibt doch nicht den oder die typisch als Deutsche/n sich verhaltende Person. Sollen sich Ausländer/ innen das herauspicken, was ihnen zusagt und dann entweder der morderne, stylische, Karriere orientierte Mann/ Frau mit dickem Auto, werden, die vielZeit im Fitnessstudio und Szenelokalen verbringen etc.

oder soll man der Naturliebende sozialromantiker Typ sein, der kein Fleisch ist, mit dem Fahrrad unterwegs ist, bei Länderspielen immer gegen Deutschland ist etc.

oder vielleicht wie der Nachbar, der den ganzen Tag vor der PS3 sitzt, sich eine Tüte nach der anderen zieht, noch nie gearbeitet hat und mit 16 Vater wurde, aber zur Mutter des Kindes keinen Kontakt hat ?

Unter Deutschen gibt es unglaublich viele unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Weltanschauungen und Lebensmodellen. Das ist natürlich gut so und auch normal. Bei Ausländern darf es dagegen wohl nur eine Ausrichtung geben, sonst ist man nicht angepasst.
 
Das ist natürlich gut so und auch normal. Bei Ausländern darf es dagegen wohl nur eine Ausrichtung geben, sonst ist man nicht angepasst.

Ja, und zwar eine, die bitte irgendwie so gar nicht auffällt... ;)
 
Unter Deutschen gibt es unglaublich viele unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Weltanschauungen und Lebensmodellen. Das ist natürlich gut so und auch normal. Bei Ausländern darf es dagegen wohl nur eine Ausrichtung geben, sonst ist man nicht angepasst.
:lol:
Stimmt, auch ein interessanter Aspekt.
Wie isser denn, DER Deutsche?
Und woran genau soll sich der Ausländer orientieren?
 
Fragst du unsere Nachbarn, dann haben die schon sehr klare Vorstellungen, etwa über die Farbe der Garagentore oder die Gestaltung der Vorgärten - die gelten aber für alle Zugezogenen, gleich mit welchem Pass. :lol:
 
Meine Eltern waren zum Beispiel sehr große Deutschland-Freunde, die alles in Deutschland toll fanden und das auch so an uns Kinder weitergegeben haben. Mein Vater hat am liebsten Marschmusik gehört und seine lieblingshunderasse waren D. Schäferhunde. Beim Fußball wurde immer zu Deutschland gehalten und jeder, der etwas Schlechtes über Deutschland gesagt hat, bekam es direkt mit ihm zutun. Meine Mutter hatte nur deutsche Freundinnen und Bekannte und hat bei uns im Geschäft ein Poster der Deutschen Nationalmannschaft (1974) aufgehangen.

Trotzdem haben beide fast nur griechisches Fernsehn geschaut und konnten sich bis zum Schluss nicht wirklich mit deutschem Essen anfreunden. Wir Kinder mussten trotzdem privaten Griechischunterricht nehmen und wurden mit griechischer Kultur vollgeballert. Gleichzeitig sind wir auf einen deutschen Kindergarten gekommen und danach auf deutsche Schulen bzw. Gymnasien.

Meine Eltern hatten den Traum, irgendwann nach Griechenland zurück zu kehren, aber wollten in Deutschland beerdigt werden. Auf ihrer Beerdigung waren außer den Verwandten nur Deutsche eingeladen, aber die griechischen Lieblingslieder meiner Eltern gespielt. Am offenen Sarg meines Vaters haben wir mit den griechischen Verwandten und deutschen Freunden auf sein Wohl eine Flasche Ouzo geleert.

Ich will damit sagen, dass man in fremde Gebräuche und Verhaltensweisen oft viel mehr hineininterpretiert wird, als diese eigentlich tatsächlich für die betroffenen Leute wichtig sind.
 
Fragst du unsere Nachbarn, dann haben die schon sehr klare Vorstellungen, etwa über die Farbe der Garagentore oder die Gestaltung der Vorgärten - die gelten aber für alle Zugezogenen, gleich mit welchem Pass. :lol:
:lol:
Ja, DIE deutsche Gründlichkeit und Ordnung. Als ein Freund aus der Türkei das erste Mal nach Deutschland kam, war er sichtlich beeindruckt von der Sauberkeit der Orte, den vielen bunten Mülltonnen. Allerdings verstand er nicht, wieso auf der Autobahn Stau war und keiner auf dem Standstreifen fuhr.
Kein Wunder, denn in Istanbul fährt er so:

Crazy Rider @

Ich hatte nach so einem Ritt auf jeden Fall ein völlig neues Gefühl von Geschwindigkeit - und Angst, als er mir zeigen wollte, was 1000 kubik sind. Natürlich ohne Helm ... :lol:
 
Du hast ja coole Freunde :D

Wie mein Mann immer so schön sagt *Immer schneller sein als der Unfall* :rolleyes: :D
 
Ja, die Hells Angels von Istanbul sozusagen :D

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Man beachte den leicht fertigen Eindruck und die windschnittige Frisur :D

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das war der Ofen

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Hier geht's dann schon wieder :lol:

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und der obligatorische Straßenhund, ohne die in Istanbul gar nichts läuft ;)
 
Hier noch einige völlig unterdrückte und geknebelte Muslimas

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den Schleier haben sie extra für die Fotos abgelegt :D

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is ja alles schön und gut und meine Frage ist auch am Thema vorbei.

Habt ihr eigentlich bei diesem Thema auch ständig die Werbung für eine muslimische Partnervermittlung am Schirm?
...wenn es denn dann wenigstens passend wäre, ich mag aber keine Mädels...
 
ähm, nö - ich hab Agila, die mich fragt, ob ich mein Tier liebe :uhh:
 
Frag mal Liesbeth, ob sie sich als Senegalesin fühlt? Sind die hier lebenden Schweizer alle eingedeutscht?


bald fühle ich mich echt senegalesich, meine zahlungsmoral passt sich schon an und wir waren wieder mal vom stromnetz getrennt:eg:

nee, ich fühle mich nicht senegalesich und obwohl ich einen schweizerpass habe und 30 jahre dort gewohnt habe, fühle ich mich auch nicht schweizerisch, fühle mich aber mit beide länder verbunden weil ich doch einen einblick in die kulturen und gewohnheiten habe. Wenns nur nicht so bescheidenes wetter wäre in holland> dort ist für mich das paradies!

ich denke das einen moslem der selber im stande ist zu denken, seine frau nicht mit einem kopftuch rumrennen lässt, respektive eine moslema die denkt und keine angst haben muss, die tücher bald fallen lässt, zusammen mit die tücher wird eins ums andere am richtigen ort fallen.

meine schwiegertochter wurde streng gläubig erzogen, immer in lappen gehüllt, kennt den koran von hinten nach vorne (logisch) und von vorne nach hinten, sie hat sogar koranstunden an kinder gegeben, aber langsam aber sicher nach logische überlegungen hat sie diese welt voller ängste für hölle und und co, weit hinter sich gelassen, ihr vater möchte deswegen nichts mehr mit ihr zu tun haben, sei es so. Mein mann hat auch nichts am hut mit der islam er nennt sich animist.

aber nicht jeder traut es sich rauszubrechen. Mich persönlich beunruhigt die sitation sehr und ich bin froh keine 20 mehr zu sein, meine zeit wirds wohl noch dauern.....
 
Integration hin oder her, ganz gleich welche Religion oder auf welches Land dieser Erde.

Die Landessprache lernen und beherrschen, sowie sich an die dortige Gesetzeslage zu halten sind für mich Grundvorraussetzung. Der "Rest" des Lebens darf gerne nach eigenen Vorstellungen gelebt werden.
 
ich denke das einen moslem der selber im stande ist zu denken, seine frau nicht mit einem kopftuch rumrennen lässt, respektive eine moslema die denkt und keine angst haben muss, die tücher bald fallen lässt, zusammen mit die tücher wird eins ums andere am richtigen ort fallen.

meine schwiegertochter wurde streng gläubig erzogen, immer in lappen gehüllt, kennt den koran von hinten nach vorne (logisch) und von vorne nach hinten, sie hat sogar koranstunden an kinder gegeben, aber langsam aber sicher nach logische überlegungen hat sie diese welt voller ängste für hölle und und co, weit hinter sich gelassen, ihr vater möchte deswegen nichts mehr mit ihr zu tun haben, sei es so. Mein mann hat auch nichts am hut mit der islam er nennt sich animist.

aber nicht jeder traut es sich rauszubrechen. Mich persönlich beunruhigt die sitation sehr und ich bin froh keine 20 mehr zu sein, meine zeit wirds wohl noch dauern.....
Ist schon irgendwie unterschiedlich, wenn man es mit der heutigen Türkei vergleicht. Jahrzehntelang galten Kopftuch und Schleier als Relikt der alten Zeit, in welcher natürlich die Frau eine untergeordnete Rolle spielte. In Anatolien ist das ja auch heute noch verbreitet. Also haben die geblideten Eliten Kopftuch und auch den Fez (die alte muslimische Kopfbedeckung der Osmanen) abgelegt, sich bewusst westlich gekleidet und den Lebensstil weitgehend übernommen. Kopftuchträgerinnen galten in der Folge als hinterwäldlerisch, ungebildet, unterdrückt, eben das "Landvolk". Das ging bis zum Verbot dieser religiösen Zeichen in öffentlichen Einrichtungen.
Nach den Jahren der Regierungszeit der AKP hat sich das Bild gewandelt. In jedem noch so kleinen Dorf entstanden neue Moscheen, die Religion rückte wieder mehr in die Gesellschaft und erstaunlicherweise besannen sich die neuen Eliten auf ihre muslimischen Traditionen. D.h., gebildete Frauen tragen nun Kopftücher, zeigen bewusst ihren Glauben. Sicher auch als Protest gegen die inzwischen reformerisch erstarrten Kemalisten, die sich ja immer als Hüter der Demokratie sahen, nun aber zusehens an Einfluss verlieren, woran gerade der strenge Europa-Kurs der islamischen Partei Erdogans, verbunden mit einem wirtschaftlichen Boom ohnegleichen und einer Verdreifachung des Einkommens der Bevölkerung mitgewirkt haben. Zugegeben, eine Entwicklung, die mich auch überraschte, aber zeigt, daß "Importe" von Demokratiemustern selten perfekt sind und jedes Land seine eigene Form finden muß.

Aufstieg der Gläubigen

Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet eine islamisch-konservative Partei, nämlich die regierende Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) des amtierenden Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, die Türkei auf dem Weg zu einer freieren Marktwirtschaft ein grosses Stück vorangebracht hat. Die AKP mag jüngst zwar einiges an Reformelan eingebüsst haben. Zu den politischen Besonderheiten der Türkei gehört aber weiterhin, dass die AKP von ihren Gegnern gleichzeitig «islamistisch» wie auch «neoliberal» geschimpft wird. In der Tat ist es seit Jahren vorab die neue religiöse Elite, die sich in der Türkei für Markt und Wettbewerb einsetzt. Das alte kemalistische Establishment hingegen, das sich in seinem westlichen Selbstverständnis stets als die fortschrittliche und aufgeklärte Kraft des Landes versteht, bleibt erstarrt in einem ebenso autoritären wie undemokratischen Staatsverständnis. Zur Modernisierung von Städten wie Istanbul hat die AKP in wenigen Jahren mehr geleistet als die Kemalisten in Jahrzehnten zuvor.


Man muss daher nicht bis nach Zentralanatolien reisen, um das Phänomen der selbstbewussten islamischen Mittelklasse beobachten zu können. Ein Spaziergang durch Istanbul genügt. Entlang des Bosporus und in den Parkanlagen der Millionenstadt hat die AKP in den vergangenen Jahren zahllose Fitnessgeräte aufstellen lassen, die nun vorab von elegant und körperbetont gekleideten Frauen, die ihren Kopf indes mit einem Tuch bedeckt halten, für Leibesübungen in Beschlag genommen werden. Die nach islamischer Sitte gekleideten Frauen und ihre Familien, die früher meist in den Elendsgürteln der Stadt hängenblieben, haben längst den Weg in die bürgerlichen Wohnquartiere gefunden. Die alteingesessene säkulare Oberschicht – oft als «weisse Türken» bezeichnet – mag noch so die Nase rümpfen, dass nun «schwarze Türken», für die der Koran ähnlich wichtig ist wie das vor über 80 Jahren aus der Schweiz adaptierte Zivilgesetzbuch, in ihre Nachbarschaft ziehen. Die Entwicklung aufzuhalten vermögen sie nicht. Schliesslich sieht sich selbst Regierungschef Erdogan als «schwarzer Türke», und Präsident Gül bekennt sich stolz dazu, ein «islamischer Calvinist» zu sein.





Der Artikel stammt von 2009, mittlerweile führen Frauen dieser neuen Elite Konzerne, tragen dabei oft ganz selbstverständlich ihr Kopftuch. Trotzdem wird nichts verordnet oder unterdrückt. Man sieht in Istanbul den Minirock neben der Burka und es scheint durchaus zu funktionieren.
 
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