TAGEBUCHEINTAG 1
Wie aus "Männlein" und "Weiblein" "Fuzzi" und "Ilse" wurden
... und warum die beiden dringend Paten suchen...
Was im Vorfeld geschah:
Anfang Oktober erhielten wir einen Anruf aus Thüringen. Die Anruferin erzählte von ihren Nachbarn, die Probleme mit ihrem Miniaturbullterrierwurf hatten. Es gab Probleme mit 2 von den Hunden. Die beiden wären sehr klein und verkümmert. Die Hündin... hat ein Problem mit dem Knie, der Rüde mit den Augen. Wir wurden gebeten bei der Vermittlung zu helfen, bzw. die Tiere bei uns aufzunehmen. Wir baten um nähere Angaben, aber das Gespräch mit dem Gegenüber gestaltete sich zunehmend schwieriger. Es war zunächst nicht klar, wer wo die Welpen hatte. Ob es wirklich Minis, "Midis" oder Standards waren?
Zwischenzeitlich fanden wir in unendlichen, mühseligen Telefonaten heraus, dass der Vater tatsächlich ein Mini ist. Er stammt von einem sehr angesehenen VDH-Züchter. Die damaligen Welpenkäufer hatten über ein Jahr auf einen Hund von ihm warten müssen und machten einen seriösen und solventen Eindruck. Sie befanden es leider nicht für nötig den Züchter zu informieren, als sie den Hund mit 3 Jahren verkauft haben. Der Züchter hatte seiner Zeit, als der PLL-Test neu war, alle seine Welpenkäufer über die Möglichkeit des Testes informiert und dazu aufgefordert den Test durch zu führen. Auch die Käufer des Rüden. Mittlerweile gehen wir davon aus, dass der Rüde zu diesem Zeitpunkt bereits weitergeben worden war. Über diverse Umwege gelangte der Rüde zu den Thüringer Vermehrern. Diese, begeistert von dem Gedanken einen echten VDH-Mini zu besitzen, hatten nichts Eiligeres zutun als sich nach einer Hündin um zu sehen. In der Nähe von Magdeburg wurden sie fündig. Es muss dort eine Vermehrerin geben, die im großen Stil "Minis" produziert. Wir gehen davon aus, dass unser Eddie auch daher stammt. Er ist so ein typischer Mini in Anführungszeichen. Wir vermitteln ihn als Standard, der er unserer Meinung nach auch ist. Leider war es bis jetzt nicht möglich nähere Angaben zu der Vermehrerin zu erhalten. Wir wären sehr daran interessiert die Dame einmal zu besuchen.
Auch unser Thüringer Vermehrerpärchen konnte keine Angaben machen. Angeblich hat der Mann, der die Hündin dort gekauft hat, vergessen, wie der Ort, der "Zwinger", oder die Verkäuferin hieß.
Die Hündin wurde, wie sich das bei einem ordentlichen Hinterhofwurf gehört, mit der ersten Läufigkeit belegt. Die Frau hatte in den Telefonaten zugegeben, dass sie einen Wurf beabsichtigt hatte, es aber nicht so funktioniert hatte. Sie hatte den Rüden noch auf die Hündin gesetzt, aber die beiden hatten angeblich keine Lust. Ja und dann muss es doch irgendwann geklappt haben. Der Mann behauptete es sei ein "Unfallwurf" gewesen und erst eine Woche vor dem Wurftermin ist ihnen klar geworden, dass es doch Welpen geben wird. Alles hat prima funktioniert. 6 Welpen kamen auf die Welt. 4 der Welpen hatten sie ganz hervorragend verkauft. Auch den einen Hund, der taub war, hatten sie super verkauft. Nur die 2, die würden ihnen Kummer bereiten. Bullterrier in Not e.V. ist doch dafür da den Tieren zu helfen. Deshalb soll BiN jetzt für geeignete Plätze sorgen. Außerdem sind sie jetzt völlig überlastet mit den Tieren und den Problemen mit ihren eigenen Kindern und und und...
Als wir die Leute daraufhin gewiesen haben, dass der Vater der Welpen aus einer PLL-Träger mal Träger Verpaarung stammt und nachgefragt haben, ob der Rüde denn getestet sei, wurde dies verneint. Aber sie haben alle Käufer über PPL (PLL) aufgeklärt.
Solchen geistigen Dünnschiss kommentarlos ertragen zu müssen und dabei noch, im Interesse der Tiere, höflich und freundlich zu bleiben ist seelische Schwerstarbeit, wenn nicht gar seelische Grausamkeit!
Ich denke dann immer an ein Lied von, Pe Werner, "Dieses Kribbeln im Bauch ", nur geht der Text bei mir anders: "Dieses Kribbeln in der Faust!".
Angeblich ist unser Pärchen mit den Hunden in einer Tierklinik gewesen. Wir kontaktieren die Tierklinik. Obwohl wir keine Namen der Besitzer haben, ist die Dame vom Empfang bereit zu suchen und anhand einer der diversen Mobilfunknummern findet sie einen Eintrag. Allerdings ist da ein Golden Retrieverwelpe vorgestellt worden und keine Minis. Den Namen der Leute will sie jedoch aus Datenschutzgründen nicht nennen. Es steht jetzt der Verdacht im Raum, dass zusätzlich zu den Minis auch mit Goldies die Haushaltkasse aufgebessert werden soll. Später wird sich herausstellen, dass die beiden tatsächlich einmal vorgestellt wurden. Der Rüde wegen der Augen, die Hündin wegen des Knies. Allerdings unter einem ganz anderen Namen und einer weiteren Handynummer.
Wir bitten um Fotos von den Kleinen (Diese Bilder werden wir hier aus Urheberrechtsgründen nicht veröffentlichen). Die Hunde wirken klein, jedoch ist die tatsächliche Größe nicht abschätzbar. Die Haut wirkt an den Pfötchen leicht verändert. Ähnlich wie bei einer Allergie. Die Augen bläulich. Es wird uns versichert, dass beide Hunde in der Lage sind zu sehen.
Und leider die wichtigste Frage, kann der Verein es sich finanziell leisten die Beiden auf zu nehmen? Was wird an Tierarztrechnungen auf uns zu kommen? PLL? Sind die Hunde vermittelbar? Wie lange werden wir für sie aufkommen müssen? Solche Fragen sind für uns grausam. Das Herz sagt: Wir müssen helfen und wir wollen helfen! Der Verstand und ein Blick auf den Kontostand sagen: Es geht definitiv nicht.
Es tut unendlich weh, wenn man aus Verstandesgründen "nein" sagen muss. Aber es ist leider Teil unseres Alltags.
Auch bei den beiden Welpen sagten der Verstand und Konto deutlich "nein". Aber kann man wirklich diesen armen Würstchen die Hilfe verweigern?
Wir haben hin und her überlegt und uns dann entschlossen, dass wir sie aufnehmen. Irgendwie werden wir es schaffen! Wir müssen es schaffen!
Wir suchten händeringend nach einer Pflegestelle für die 2 Kleinen. Welpen im Tierheim, dass finden wir nicht gut. Plötzlich kam ein Anruf der Nachbarin. Sie teilte uns mit, dass die Frau des Vermehrerpärchen die Hunde jetzt ganz toll untergebracht hätte. Der 21-jährige Neffe der Frau, frisch nach einer 4-jährigen Haftstrafe aus dem Knast entlassen, hätte in seiner Einraumwohnung genug Platz und Zeit hätte er auch, da er ja arbeitslos sei und dieses sicher auch länger bliebe.
Auch dieses - eine Erfahrung, die man häufiger macht. Man rödelt, tut und macht und plötzlich ist dann eine angeblich ganz "tolle" Lösung durch die Problemverursacher gefunden. Die Erfahrung zeigt auch, dass diese ganz "tollen" Lösungen selten nachhaltig sind. Aber dennoch, zunächst waren uns die Hände gebunden. Bis dahin war es uns noch nicht einmal geglückt, die genauen Namen oder die Anschrift heraus zubekommen.