ich hab mal versucht, meine weihnachtliche traurigkeit zu Word zu bringen
ps. im anhang das bild, das eig. mitten im text ist...
ps. im anhang das bild, das eig. mitten im text ist...
Heiligabend 2009
Weihnachten – was ist das eigentlich?
Ein Tierheimhund erzählt seine Geschichte
In letzter Zeit reden wieder alle Menschen von Weihnachten. Gestern zum Beispiel, als meine Teilzeit-Mama nach Hause gegangen ist, da hat sie mich ganz traurig angeschaut und ganz leise gesagt „Frohe Weihnachten, mein Kleiner“.
Dabei weiß ich doch gar nicht, was das ist, dieses „Weihnachten“!? Ich glaube, Weihnachten ist, dass eine Frau uns Hunden abends ein Stück Leberwurstbrot oder Schinken bringt. Aber, wisst ihr, danach geht sie immer nach Hause und dann sind wir wieder allein. So wie immer. Deswegen versteh ich das nicht so ganz, was an diesem Weihnachten so toll sein soll!?
Ups, ich hab mich ja auch noch gar nicht vorgestellt! Entschuldigt, ich bin manchmal etwas schusselig…
Mein Name ist Balu und ich wohne im Tierheim. Geboren wurde ich im Dezember 2005 irgendwo in Tschechien. Wo genau, das weiß ich nicht, schließlich war ich da noch ganz klein und hatte ja auch noch geschlossene Augen, zumindest am Anfang. Wirklich erinnern kann ich mich an diese Zeit auch nicht, aber irgendwie muss ich dann nach Deutschland gekommen sein, zu meinen 1. Besitzern. Aber da hab ich wohl was falsch gemacht, denn ich musste wieder weg. Auch die neuen Leute, zu denen ich dann kam, wollten mich nicht behalten. Ich weiß gar nicht so richtig warum, bin ich denn wirklich so schlimm?
Auf jeden Fall kam ich dann zu meinen 3. Besitzern. Ihr ahnt es vielleicht, auch dort durfte ich nicht lange bleiben. Sie brachten mich in diesen seltsamen Ort, den sie „Tierheim“ nennen. Sie sagten, sie hätten keine Zeit mehr für mich. Da war ich ein halbes Jahr alt. Deshalb kann ich mich auch kaum erinnern an die Leute von damals, schließlich war ich da noch ein Baby.
Außerdem ist das ja auch schon sehr lange her, ich bin nämlich schon 4 Jahre alt. Und ich bin auch nicht mehr so allein wie damals, ich habe jetzt einen Teilzeit-Papa und eine Teilzeit-Mama. Der Papa, der hat sich damals um mich gekümmert, als ich ins Tierheim kam und hat mir ganz viele Sachen beigebracht; also, wie man sich als braver Hund verhalten muss. Die Mama übt auch immer mit mir, die beiden wechseln sich ab, weil sie nicht so viel Zeit haben.
Ich würde so gerne immer bei Papa oder Mama sein können, aber das geht nicht, sagen sie, weil sie mich nicht zu sich nehmen können – das macht sie auch immer sehr traurig.
Manchmal kommen Menschen, die suchen sich dann einen von uns aus und der darf dann bei ihnen wohnen – für immer! Das muss toll sein.
Aber für mich kommen solche Menschen nie… entweder sie wollen mich gar nicht kennen lernen oder sie gehen dann einfach wieder. Ok, ganz stimmt das nicht, ich durfte auch schon ein paar Mal Probewohnen, aber irgendwas hab ich auch da immer falsch gemacht, glaube ich. Ich musste immer wieder zurück.
Beim 1. Mal war ich noch ein Baby, und da musste ich nach ein paar Stunden wieder zurück, weil ich nicht so viel konnte wie die Leute wollten.
Danach hat mich ein Mann mitgenommen, der war vorher ganz oft da und hat zu mir gesagt, dass ich für immer bei ihm wohnen darf und dass er jetzt mein Papa ist. Da war ich sehr froh – aber irgendwie hab ichs dann wohl wieder vermasselt und er hat gesagt, ich passe doch nicht zu seinem Lebensstil. Nach 2 Wochen hat er mich zurückgebracht und da war ich total durch den Wind. Ich war doch nur überfordert gewesen und wollte meine Ruhe haben; wisst ihr, ich bin manchmal ein bisschen unsicher und dann brauche ich einen Menschen, der auf mich aufpasst. Aber das hat er wohl nicht verstanden…
Ein paar mal waren noch Leute für mich da, aber geklappt hat es nie.
Bin ich denn wirklich so schlimm?
Ich geb mir doch Mühe und ich habe gelernt, mich zu beherrschen, auch wenn ich aufgeregt bin. Und ich weiß doch auch, was man machen muss, wenn Jogger oder Radfahrer oder Nordic Walker kommen, das hab ich doch alles gelernt! Und ich streng mich doch so sehr an. Es klappt halt nicht immer alles, aber das ist bei euch doch auch so, oder nicht? Manche Menschen, die mich kennenlernen wollten, fanden mich dann blöd, weil ich nicht gleich angetatscht werden wollte. Das versteh ich nicht; mit Mama und Papa und den anderen Tierheim-Menschen schmuse ich doch auch – aber die anderen Leute kannte ich doch noch gar nicht! Woher soll ich denn wissen, ob die nett sind oder ob die mir was Böses wollen? Nicht alle Menschen, die ich in meinem Leben getroffen habe, waren nett zu mir – da habe ich gelernt, nicht gleich jedem zu vertrauen. Aber ist das denn meine Schuld?
Vielleicht liegt es ja an meinem Fell, dass mich keiner haben will? Weil ich doch so schwarz bin? Ich hab mal gehört, dass schwarze Hunde böse sein sollen. Aber meine Teilzeit-Mama sagt immer, dass ich ein ganz großes Herz habe und dass ich für meine Menschen durchs Feuer gehen würde. Komisch, was stimmt denn nun?
Oder es liegt doch an meinen Ohren? Oder meiner Nase? Ach, ich weiß doch auch nicht, warum mich keiner haben will.
Ich mein, das Tierheim ist schon okay, die Menschen sind nett und ich hab ja meinen Teilzeit-Papa und meine Teilzeit-Mama. Aber so lange können die beiden ja auch nie bleiben und den restlichen Tag weiß ich dann gar nicht, was ich machen soll. Das ist so furchtbar langweilig und ich fühl mich dann schon ziemlich einsam. Ich will ja eigentlich nicht zeigen, dass ich mich manchmal fühle wie ein kleiner Welpe – deswegen belle ich manchmal ganz laut, damit man das nicht merkt. Aber Mama sagt immer, ich brauche das nicht, sie kümmert sich schon.
Nun, ich geb mir Mühe. Denn wenn meine Menschen mit mir zufrieden sind, dann ist das für mich das Tollste. (Bei meiner Teilzeit-Mama merkt man das immer sofort, die schwebt immer richtig neben mir her, wenn sie stolz auf mich ist… Und je länger wir üben, desto öfter ist sie ganz furchtbar stolz auf mich.)
Wisst ihr, für mich wäre Weihnachten, wenn ich endlich ein richtiges Zuhause mit meinen Menschen hätte, wo ich geliebt werde und endlich angekommen bin.
Wo ich mich sicher und geborgen fühle und meinen Menschen vertrauen kann.
Menschen, die auf mich aufpassen, die mir Sicherheit geben und die mich so lieben wie ich bin.
Menschen, die mich nicht wieder abgeben, weil ich etwas falsch gemacht habe.
Meine Menschen.
Mein Zuhause.
Mein Traum.
Mein Weihnachten.
Aber wie lange wird es noch dauern?
Wie viele Weihnachten werde ich noch hier allein im Zwinger verbringen?
Wie oft wird Mama mir noch mit Tränen in den Augen „Frohe Weihnachten“ wünschen?
Wann endlich bekomme ich meine Chance?
Wann?
Balu,
mein kleiner Bär, mein Clown, mein Spatz, mein Sonnenschein…
Es ist nicht immer einfach.
Wer weiß das besser als wir beide.
Immer weiter üben, jeden Tag aufs Neue, sich nicht von Rückschlägen entmutigen lassen, nicht aufgeben.
Aber es lohnt sich.
Es lohnt sich, an dich zu glauben, denn du hast immer wieder bewiesen, dass du alles gibst. Das ist es, was du mich lehrst, jeden Tag aufs Neue.
Die Hoffnung nicht aufzugeben, an dich und an mich zu glauben und alles zu geben.
Und deshalb, gerade deshalb hättest du es so verdient, endlich DEIN Zuhause zu haben, endlich zur Ruhe kommen zu können.
Ich wünsche es dir so.
Gib nicht auf, mein kleiner Kämpfer, dein Tag wird kommen.
Ich werde immer an dich glauben.
Wir schaffen das – zusammen.
Frohe Weihnachten, mein Kleiner.