Ich wiederhole mal: wenn Tierärzte auf einem Kongress über eine höchstwahrscheinlich lebenslange Immunität von TW bei grundimmunisierten Hunden sprechen, wieso wurde dann exakt der selbe Impfstoff jährlich geimpft?
Woher stammt die Angabe über den 3jährigen Rhythmus - am Medikament selbst wurde zwischen der jährlichen Impfempfehlung und der 3jährigen NICHTS geändert!
Selbes Medikament, selbe Zusammensetzung, selber Wirkstoff und plötzlich ist der mal eben so 3 Jahre länger wirksam?
Das kann ich Dir sagen. Wenn ein neuer (Tier)impfstoff entwickelt wird, dann hat der Hersteller vor der Zulassung nachzuweisen, dass der Impfstoff sicher ist und hat Zahlen ueber die Wirksamkeit vorzulegen. Bei Tierimpfstoffen passiert das meistens im Tierversuch. Die sind teuer (teurer je laenger sie dauern), und bringen ethische Bedenken mit sich. Der Hersteller hat also wenig Interesse daran, eine ewig lange Studie anzusetzen. Wenn eine einjahrige Frist zwischen den Impfungen empfohlen wird, dann garantiert der Hersteller, dass bei fachgemaesser Anwendung ein einjaehriger Schutz besteht - aber das heisst nicht, dass nicht auch laenger Antikoerper vorhanden sind. Den meisten Impfstoffherstellern ist also ein Einjahresintervall genug.
Ich bin mir in diesem Fall nicht 100% sicher, aber ich nehme mal an, dass die Erweiterung der Schutzdauer von einem auf drei Jahre aufgrund von klinischen Studien mit Titerbestimmung passiert ist.
Klar waere es besser, wenn solche Studien ueber lange Zeit (ein Hundeleben = 10-15 Jahre) und von einer unabhaengigen Gruppe duchgefuehrt wuerden, aber wer soll das machen, aus welchem Interesse, und vor allem, wer soll solche Studien bezahlen? Ich kann garantieren, dass die meisten Heimtierimpfstoffe einfach kommentarlos vom Markt genommen wuerden, wenn von den Herstellern verlangt wuerde, dass sie eine 10jaehrige unabhaengige Studie bezahlen.
Die Wirksamkeit und Sicherheit eines Impfstoffes muss also durch Studien vor der Zulassung bewiesen sein. Im Umkehrschluss - worauf stuetzen sich denn die Advokaten von "verantwortungsvoll impfen", oder "gar nicht impfen"? Zum allergroessten Teil auf die Erfahrung oder die Meinungen Einzelner. Auch ein Tierarzt, der 40 Jahre praktiziert hat und vielleicht "alles gesehen" hat, hat nur eine Einzelmeinung und ist keine Studie.
Wenn einer seinen Hund lieber titert statt in regelmaessigen Abstaenden zu impfen, dann ist das zwar auch nicht 100% sicher (Titer sagt nichts ueber die Antikoerperqualitaet aus), aber ok. Das ist halt dann mit Mehrkosten fuer den Tierhalter verbunden. Wenn einer aber sagt, ihm sei das Impfrisiko zu gross, und der Aufwand zur TIterbestimmung zuch zu hoch, drum macht er/sie lieber mal gar nichts, dann finde ich das ein bisschen kurzsichtig.
Ich kann die Geschichte von der boesen Pharmaindustrie, die nur Geld verdienen will ohne sich um die Patienten zu scheren, langsam nicht mehr hoeren. Ja, es gibt Impfschaeden, und das kann furchtbar sein fuer den einzelnen Hund und dessen Halter. Ja, die Produkte der Pharmaindustrie sind nicht perfekt. Ja, es ist eine Industrie, keine gemeinnuetzige Stiftung. Eine Industrie moechte an ihren Produkten unter anderem auch Geld verdienen. Aber die Produkte der Pharmaindustrie sind erheblich besser kontrolliert und ueberprueft als die jeder anderen Industrie der Welt. Mit welchem Argument soll denn ein Produkt, das ohne so stringente Kontrollen verkauft werden darf (wie z.B. Nahrungsergaenzungsmittel und Homoeopathika), sicherer sein?
Ich kann auch die Jenny McCarthys dieser Welt nicht mehr hoeren, deren Kind angeblich von der Impfung autistisch wurde, und das sie dann mit irgendeiner Hokuspokus-Medizin wieder "geheilt" hat. Nicht nur, dass in mehreren gross angelegten (unabhaengigen) Studien NIE ein Zusammenhang zwischen Autismus und Impfung gezeigt werden konnte, sondern auch, dass das angeblich die erste und einzige erfolgreiche "Heilung" von Autismus sein soll... aha.
Wieso glaubt man so jemanden - einer einzelnen Person, die eine Geschichte erzaehlt - mehr als einer (zugegebenermassen anonymeren) Studie, die ordentlich durchgefuehrt wurde???
Grade bei Masern/Mumps sind doch Impfschäden bei Kindern bekannt und nachgewiesen. Impfschäden die sich mit den EVENTUELLEN Folgeschäden von einer durchgemachten Infektion absolut messen können.
Ist also gehupft wie gesprungen, zumindest für das eigene Kind.
Ja, und trotzdem sind die Impfstoffe noch zugelassen, weil es aus epidemiologischer Sicht einfach viel mehr Sinn macht. Sprich: das Risiko an Folgeschaeden zu erkranken, die durch eine natuerliche Infektion in einer ungeimpften Population entstehen ist sehr viel grosser als das Risiko, bei einer kontrollierten Impfung an einem Impfdurchbruch zu erkranken.
Es ist also zwar tragisch, wenn ein Kind erkrankt, und es hat ganz sicher auch den Beigeschmack, dass Eltern/Aerzte/die Pharmaindustrie das dem Kind "angetan" haben (waehrend eine natuerliche Infektion leichter mal als "Schicksal" gilt"). Es ist aber keineswegs "gehupft wie gesprungen".
Wir haben hier in Alberta eine groessere Population an religioesen Vereinigungen, die Impfungen ablehnen und auch ihre Kinder nicht impfen. Das ist zwar (auf eine sehr zynische Weise) medizinisch / epidemiologisch interessant, aber teilweise wirklich nicht schoen.
Warum ist denn Deutschland heute tollwutfrei? Ganz bestimmt nicht, weil die Hundehalter so verantwortungsvoll geimpft haben. Deutschland ist heute (Wild)tollwutfrei, weil der Staat in Zusammenarbeit mit der boesen Impfstoffindustrie eine sehr grosse, sehr aufwandige, und sehr teure Wildtierimpfung durchgefuehrt hat und das immer noch managt. Davon profitieren wir alle.
Sowohl meine Hunde als auch ich sind gegen Tollwut geimpft und werden das auch weiterhin nach Herstellerangaben betreiben.