Die beschriebenen zitternden, sabbernden, augenverdrehenden Hunde meinte ich mit "normal". Der SEK-Hund, der aus dem 4ten Stock springt, der Hund, der vor lauter Trieb durch die Hürde läuft und das Springen vergisst, der Hund, der blasses Zahnfleisch bekommt, weil er gleich arbeiten darf.
Warum werden die nicht krank?? Das kann doch dann nicht sein, denn das sind doch absolute Extremfälle - gemessen an den Erklärungen hier.
Womit mal wieder eines bewiesen wäre: Was als "krank" bewertet wird oder nicht, kommt durchaus auf die Umgebung an. Und ob etwas, das als "krank" bewerten werden sollte (ein Hund, der aus dem 4. Stock springt, gehört für mich durchaus dazu), dazu führt, dass der betreffende Hund oder Mensch kein lebenswertes Leben mehr führen kann oder "zu nichts zu gebrauchen ist", ist ja auch noch lange nicht gesagt.
Da braucht man sich ja nur manche selektiv hochbegabten Leute anzugucken, die sonst absolute Sozialkrüppel sind.
Oder, als anderes Beispiel, zB den Geiger Paganini. Der litt, soweit ich weiß, an einer Erbkrankheit, die alle Gelenke sehr biegsam und flexibel macht, und wo alle Gliedmaßen sehr lang sind. Der hatte also richtig lange, dünne Spinnenfinger, dazu zufällig noch das absolute Gehör, und konnte darum im Wortsinn Geige spielen wie niemand sonst auf der Welt. (Und anders als viele Leidensgenossen hatte er wohl das Glück, nicht in jungen Jahren an einem Aortenaneurysma zu sterben.) - Da hat niemanden interessiert, dass er eigentlich nach medizinischer Definition "krank" war, ihn selbst eingeschlossen.
In ihrer Rasse und ihrer Verwendung allerdings durchaus normal und auch gewünscht.
Dass etwas "gewünscht" ist, und darum durch Selektion "normal" wird - und eben in einem bestimmten Kontext einen Sinn hat - heißt nicht unbedingt, dass es im physiologischen Sinne "gesund" ist. Das gilt übrigens auch für viele menschliche Leistungssportler.
Womit ich aber nicht sagen will, dass Sporthunde alle "krank" sind. Dann wären ja auch alle Windhunde krank, oder alle Stöberhunde, oder wwi. - Jeder Hund, bei dem man einen Schalter im Gehirn umlegen kann.
Solchen Hunden die nötige Selbstbeherrschung beizubringen und diesen Wahnsinnstrieb zu kanalisieren ist eben genau die Kunst, an der ich so viel Spaß habe. Und glaubt es mir - wenn solche Hund nicht gearbeitet werden, werden die eins ganz bestimmt nicht: ruhiger.
Ich würde dir aus meiner sehr begrenzten Mali-Erfahrung heraus zustimmen.
Ich glaube, das Problem ist, wie Dieter schon sagt, eher dann gegeben, wenn der Hund nicht abschalten kann. Und auch das kann Veranlagung sein. Ich weiß nicht, wie es sich bei Darla verhält.
Bei meinem Hund funktioniert das Gehirn in dieser Hinsicht leider wie ne Einbahnstraße, und das ist nach Aussage von zwei verschiedenen Tierärzten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit organisch bedingt. Es gibt Regelkreise für Spannung - Entspannung im Gehirn, und der zweite Teil davon bzw. die entsprechenden Leitungsbahnen sind bei Garri ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen.
Was den Hundesport angeht, war ich ja auch mal mit ihm auf dem Platz (beim DSV Ratingen). Die fanden ihn zwar nett, sagten mir aber auch klipp und klar, dass er im Hundesport eigentlich nichts verloren hätte. Dafür sei er nicht stabil genug, und das würde seine speziellen Probleme nicht lösen. Ich hatte keine Suggestivfragen gestellt. Vereine sind so gar nicht meins, aber wenn es ihm geholfen hätte, hätte ich für Garri sogar mit dem Hundesport angefangen, und das auch nicht nur so nebenbei.
Und dieses: Wenn der Stresslevel zu hoch ist, und wir zB schon 4 Hunde auf den ersten 500 m Spaziergang getroffen haben, fangen wir an, alles mögliche zu hetzen (flatternde Blätter, vorbei fahrende Autos, Reflektoren an Fahrradreifen), was uns normalerweise nicht die Bohne interessiert, kenn ich auch. Wird Stress abgebaut, ist auch dieses Verhalten weg. Ich denke, da kanalisiert sich selbst was.
Aber der Hund ist absolut nicht unglücklicher, wenn er nicht unter Strom steht. Im Gegenteil.
Das liegt aber AUCH daran, dass zumindest Garri wenn, dann immer unter negativen Stress gerät. Der ist nie (in diesem extremen Maße) freudig erregt, das geht immer nur über Angst/Unruhe/Orientierungslosigkeit. Und DIE würde ich ehrlich gesagt lieber ganz abstellen, als sie zu kanalisieren.
Eins ist mir grade noch eingefallen.
Hatte ja auch schon oben geschrieben: Für manche Hunde ist körperliche Aktivität auch Stressabbau. Andere drehen dann immer weiter auf. Sie dabei sich selbst zu überlassen, finde ich äußerst unfair.
Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Hund, der in der Lage ist, sich totzuspielen, vom sportlichen Standpunkt sehr wertvoll ist - und zu Höchstleistungen fähig, wenn man ihn entsprechend arbeitet - und dabei vor sich selbst schützt. Dass das GESUND ist, oder NORMAL, glaube ich aber einfach nicht.
Das ist genauso wenig gesund oder normal, wie ein Mensch, der vorm Computer zusammenbricht, weil er einfach nicht aufhören kann, ein bestimmtes Spiel zu spielen, und 48 h weder gegessen noch getrunken hat.
Sich solche Fähigkeiten zunutze zu machen, ist trotzdem kein Problem - wenn man es kann, ohne dem Betroffenen zu schaden, tut man ihm unter Umständen sogar einen Gefallen damit.
Ehm - wird so etwa klar, was ich sagen wollte?