Naja - wenn wir alle mal einen Schritt zurück treten, wird - denke ich wenigsten - den meisten wieder bewusst, dass es eben nicht immer nach dem geht, was man mag.
Ich würde gemütliches Laissez-faire mit "Wir bewegen uns als perfektes Team durch die Natur und machen Dinge zusammen, aber gefordert wird nie etwas, das kommt alles freiwillig" auch ganz toll finden.
- Und bei einem Hund, der auf diese Weise nicht gesellschaftsfähig zu kriegen ist, dennoch wieder anders handeln. Und ja, dann auch so banale Dinge wie "Sitz" und "Platz" so lange üben, dass der Hund sie so verinnerlicht hat, dass er das im Notfall schon ausführt, bevor er nachdenkt.
Dazu kommt, dass, was gesellschaftsfähig ist, extrem von der Wohngegend abhängt.
Da ich weder in der Rhön noch im Siegerland noch der Eifel oder einer sonstigen abgegelegenen Gegend unseres schönen Landes wohne, wo ich stundenlang "einfach so" mit meinem Hund unterwegs sein könnte, ohne jemandem zu begegnen... - würde ich hier einen deutlich besser leinenführigen, umgänglichen und in die Grundregeln des Straßenverkehrs eingewiesenen Hund benötigen - und idealerweise auch einen, der das kleine Einmaleins des hündischen Umgangs mit Artgenossen beherrscht.
Anders wird es stressig, unangenehm, teils sogar gefährlich - und es macht keinen Spaß mehr, mit dem Hund zusammen etwas zu unternehmen. Mir nicht und dem Hund - auch nicht.
Diese Arbeit und teils auch diesen Drill müsste ich investieren, um dem Hund ein gefahrloses und innerhalb der herrschenden Regeln dann angenehmes Leben hier zu ermöglichen.
Ob ich das mag oder viel lieber wegen meiner angeborenen Trägheit und Unorganisiertheit einen gemütlichen Laissez-faire-Hund hätte - ist völlig egal. Es gibt halt Aspekte, da funktioniert Laissez-faire bei aller Liebe nicht.
Das gilt bei Kindern übrigens genau wie bei Hunden!
Es gibt aber Menschen die einfach abstreiten, dass es solche Hunde gibt. Die meinen mit einer guten Bindung zum Hund und viel Freiheit wird alles gut. Kein Hund ist von Natur aus böse oder handelt gefährlich. Egal ob in der Stadt oder auf dem Land.
Wenn ich solchen Leuten dann erklären will: Ich habe meinen Hund zwar vom Welpenalter an und habe alles nach Lehrbuch und mit viel Liebe gemacht - aber mein Hund würde gefährlich werden, wenn ich die Zügel loslasse. Mein Hund würde andere gefährden. Wildtiere, Menschen, aber vor allem andere Hunde. Mein Hund braucht einen gewissen, nennt es meinetwegen "eingedrillten" Gehorsam, damit ich in Notfällen noch zur ihr durchdringen kann. Mein Hund könnte keinerlei Freiheit haben, ohne diesen Gehorsam. Mein Hund braucht auch leider manchmal die Rückmeldung, dass sie nicht Chef ist und ich das zur Not auch körperlich durchsetzen kann. Mein Hund braucht jemanden der auf Spaziergängen zu 100% wach ist. Nebenbei mit dem Handy daddeln und den Hund einfach mal schön spielen lassen geht nicht. Das wird nie gehen. Und ich hätte es mir wirklich anders gewünscht, aber es ist nunmal wie es ist.
.... jedenfalls, wenn ich sowas äußere, halten mich solche Leute für einen Unmenschen der a) irgendwas schlimmes mit seinem Hund angestellt haben muss, denn sonst wäre das Tier ja nicht so schwierig oder b) sein eigenes Ego und seine trainerische Unfähigkeit mit Drill, Unterordnung und aversiven Methoden aufwerten muss.