Hi.
Vorsicht vorweg - es wird lang!
also, bisher hatte ich 5 Dobermänner und ich möchte auch bei dieser Rasse bleiben, darum bezieht sich mein Posting ausdrücklich auf Dobermänner!
Meine Hunde:
Nr. 1 aus dem Tierheim: Der Hund war ein Goldstück, hatte aber reichlich Verhaltensprobleme. Übersteigerter Schutztrieb (hat auch gebissen), Panik- und Aggroattacken bei Babygeschrei, Wasser etc.
Er stammte nicht aus einer anerkannten Zucht (keine Täto), war gesund und wurde 15 Jahre alt.
Nr. 2 vom VDH-Züchter als Welpe: Der Hund war einfach nur traumhaft! Den konnte ich mir selbst sozialisieren und prägen und der war genau so wie ich mir "meinen" Hund vorgestellt habe: Souverän, lieb, verträglich, Fels in der Brandung, zuverlässig, gehorsam! Der hatte keine Verhaltensmacken!
Dafür war er krank und musste mit 7 Jahren eingeschläfert werden.
OK, er war von einem "Schwarzen Schaf" unter den VDH-Züchtern und ich hatte damals einfach keine Ahnung bei der Züchterauswahl. Kann passieren.
Nr. 3 Secondhand, hatte ich für 1 Jahr als Dauerpflegehund. Der Hund war total verhaltensgestört und völlig aggressiv gegen Mensch und Tier und kaum kontrollierbar. Der Hund war einfach total gaga im Kopp - sicherlich nicht angeboren aber anerzogen und das war in dem Jahr, wo ich sie hatte, nicht wieder hinzubiegen!
Ansonsten hatte der Hund DV-Papiere und war gesundheitlich top!
Nr. 4, Secondhand aus schlechter Haltung, ursprünglich vom DV-Züchter. Überhaupt nicht sozialisiert, dafür verhaltensgestört, hat sich trotz jahrelangem Training als nicht resozialisierbar erwiesen (Artgenossenaggro), ist aber händelbar, wenn auch nur mit viel Nerven!
Gesundheitlich ist der Hund top fit!
Nr. 5 Tierschutzhund ursprünglich aus dem Süden. Kein Chip, keine Täto. Der Hund ist total verhaltensgestört, kaum bindungsfähig, sehr selbständig, unkontrollierbarer Jagdtrieb. Er ist händelbar, aber ebenfalls nur mit viel Nerven. Gesundheitlich ist der Hund nicht in Ordnung, ob es an den Misshandlungen oder an HD/Spondy etc. liegt muss jetzt abgeklärt werden.
Hund 4 und 5 leben momentan bei mir.
Entspannte Spaziergänge sind nicht möglich!
Die Hunde sind stressig und fordern sehr viel Voraussicht und entsprechende "Vorsichtsmaßnahmen" im Umgang mit ihnen.
Der problemloseste und im Verhalten her "beste" Hund war eindeutig der vom Züchter, den ich mir selbst prägen und sozialisieren konnte!
Ich wage zu behaupten, dass 90 % aller Dobermänner im Tierschutz einen Schlag an der Mütze haben! Verhaltenstechnisch gesehen. Es sind anspruchsvolle Hunde, die in der Regel nur dann beim Tierschutz landen, wenn Mensch mit denen nicht mehr klar kommt!
Bei anderen Rassen mag es anders aussehen, beim Dobi nicht!
Finde mal im Tierschutz unter den (inzwischen zahlreichen) Dobermann-Vermittlungen einen Dobermann, der absolut umgänglich mit Männern, Frauen, Kindern, der absolut verträglich mit Rüden, Hündinnen und Kastraten und verträglich mit Katzen ist und der dazu auch noch keinen bzw. kontrollierbaren Jagdtrieb hat.
Wirst Du in den allerseltensten Fällen finden!
Dobermannwelpen im Tierschutz sind äußerst selten und Junghunde können bereits so versaubeutelt sein, dass man jahrelang Freude hat (an ihren Verhaltensstörungen).
Siehe Hund Nr. 4, den ich mit 7 Monaten übernommen habe.
Mein Fazit: Will ich einen vom Verhalten her "sauberen" und zuverlässigen Dobermann, dann geht nix über einen Welpen von einem seriösen, guten Züchter!
Kann ich dagegen mit diversen Verhaltensproblemen leben, dann nehme ich einen Dobermann aus dem Tierschutz oder Secondhand.
Krank werden können beide, wobei ich beim Dobermann vom seriösen Züchter sicherlich prozentual gesehen größere Chancen habe, einen gesunden Hund zu bekommen - denn diese Rasse ist inzwischen alles andere als gesund. Cardio, von-Willebrand, Wobbler, HD, etc. etc.
Nimmt man einen (womöglich Vermehrer-)Hund aus dem Tierheim ist das Risiko auf einen kranken Hund sicherlich größer als wenn man im Vorfeld abchecken kann, ob die Eltern und Großeltern meines Welpen auf Cardio, von-Willebrand, HD etc. untersucht sind.
Ich persönlich tendiere ja trotzdem eher zum Tierschutzhund, allerdings werde ich beim nächsten Dobermann nicht noch einmal den Fehler machen, einen Hund "unbesehen" zu übernehmen und mich auf die Aussage der Abgabestelle/ des Tierheims zu verlassen, denn diese haben oftmals den Wahrheitsgehalt eines BILD-Artikels!
Ich kenne unzählige Leute (Kollegen, Nachbarn, Bekannte), die einen Tierschutzhund (oft direkt aus dem Ausland) haben und die mit diesem Hund eher schlecht als recht zurecht kommen, weil der als "sooo lieb und unkompliziert" angepriesene Hund letztlich doch auf die ein oder andere Weise verhaltensgestört ist. Nun gut, die Leute leben damit und arrangieren sich damit, aber glücklich sind sie nicht damit.
Garantiert werde ich keinen Hund mehr übernehmen, den ich nicht vorher intensiv und unverbindlich kennen lernen (und "testen") kann! Also definitiv kommt mir kein Hund ins Haus, der noch irgendwo im Ausland oder in einem Tierheim in Hintertupfingen sitzt - aus eben dem Grund, dass man sich auf Aussagen nicht verlassen kann!
Das grenzt dann die "grenzenlosen Auswahlmöglichkeiten" doch sehr ein.
Ich verlange garantiert keinen "perfekten" Hund, wenn ich einen aus dem Tierschutz nehme. Aber ich lebe seit 8 Jahren mit einem "Problemhund", der aufgrund seiner sozialisierungsdefizite definitiv nicht resozialisierbar ist. Ich war über 5 Jahre lang ununterbrochen 3 x die Woche mit diesem Hund auf dem Hundeplatz, in verschiedenen Hundeschulen, in Raufergruppen, bei verschiedenen Trainern etc. Sie hat sogar die BH-Prüfung!
Und trotzdem bleibt jeder Hund, der uns draußen begegnet, der "Feind" und wird aggressiv angegangen. Mit so einem Hund gehe ich seit 8 Jahren in einer Gegend mit großer Hundedichte 4 x am Tag spazieren! Kann sich irgendeiner hier vorstellen, was das heißt? Ich sag´s Euch: Das nervt, nervt, nervt! Und ich kann es trotz aller Versuche nicht ändern!
Der Witz mit "Geh doch mal mit dem zur Hundeschule" oder "Such Dir einen Hundetrainer" ist gut, den muss ich mir merken. Das mag bei manchen funktionieren, bei manchen eben aber auch nicht. Bei meiner zum Beispiel!
Dieses Risiko, wieder einen aggressiven, nicht resozialisierbaren Hund zu erwischen, gehe ich nicht mehr ein, zumal nicht vor dem Hintergrund, dass ein Hund hier definitiv bleibt, wenn ich ihn fest übernommen habe - egal was ist und was kommt.
Hund Nr. 3 wurde mir übergeben als "total lieb und unkompliziert" und hat gleich am 1. Tag angeleint (!) einen Mann vom Fahrrad geholt. Dieser Hund war eine Gefahr für die Allgemeinheit und das meine ich wörtlich. Dieser Hund ist in Beschädigungs-, ja Tötungsabsicht Menschen und Tiere angegangen! Ein Glück dass ich sie wegen ungeklärter Eigentumslage nicht übernommen hatte, und dass sie noch vor Erlass der Hundeverordnung NRW verlassen hat. Es gab einige Beißvorfälle mit diesem Hund (nicht bei mir!)
Nr. 5 wurde als "hundeverträglich" "total lieb" und "unkompliziert" geschildert. Weder, noch! Dieser Hund ist nicht ohne mit Artgenossen und hat meinen Bruder nicht unerheblich gebissen. Er ist vom Wesen her "nicht sauber". Es wird aber so langsam. Er ist ein sehr anstrengender Hund.
Mein Bruder hat übrigens selbst einen Dobermann aus VDH-DV-Zucht, als Welpe bekommen. Sein Ersthund. Dieser Hund ist absolut "sauber" im Wesen und unkompliziert im Verhalten, super geprägt und sozialisiert - ein Traumhund.
Leider verwandt mit Hund Nr. 2 und daher auch Erbkrank. Wie gesagt - die Auswahl des Züchters war ein Griff ins Klo - das würde ich beim nächsten besser machen.
Bei mir wird sicherlich irgendwann nochmal ein Welpe vom seriösen Züchter einziehen!
Vorerst aber sicherlich ein Tierschutzdobi - allerdings will ich den vorher genau unter die Lupe nehmen! Noch ein "Überraschungsei" - nein danke!
Gruß
tessa