ich muß nochmal was zu der (manchmal nicht vorhandenen) Erziehung loswerden. Ich hab mich gerade versucht zu erinnern wie es "früher" war. Mir fiel dabei auf daß wir Kinder durchweg ALLE irgendein Haustier hatten. Mindestens ein Wellensittich oder ein Hamster fand sich überall.
Es gab viel mehr Hunde in der Nachbarschaft, die Rasse spielte nie irgendeine Rolle. Hund war Hund. Wir selbst hatten einen Dackel, ich war zudem noch Gassigänger für 2 Jagdhunde in der Nachbarschaft (Mutter und Sohn). Wir Kinder DAMALS (vor gefühlten 100 Jahren) wären NIE auf die Idee gekommen ein Tier BEWUSST zu quälen. Keiner hätte je einen Stein auf einen Hund geworfen und wenn es einem eingefallen WÄRE dann hätten ihm die anderen Kinder sicherlich "in die Schuhe geholfen"
Ich kann mich noch gut erinnern als ich mir eine Ratte wünschte - meine Mutter meinte damals:
"OK, aber du kümmerst dich alleine drum" (sie hatte eine Mäusephobie *g*) "dann lernst du Verantwortung"(!!!) das klappte auch prima.
Wir hatten z.B. auch eine Lehrerin mit einem Schäferhundmix den sie ab und an in die Schule mitbrachte, es war uns Kindern immer ein Fest und kein Elternteil wäre je auf die Idee gekommen sich darüber aufzuregen oder das für gefährlich zu halten.
Ich wurde einmal von einem Collie gebissen - der war vor dem Friedhof angebunden und ich mußte als Kind ja jeden Hund streicheln, war auch kein Problem bis zu dem Zeitpunkt als ich damit aufhörte und weitergehen wollte. Da biß er zu. Heute vermute ich ich habe irgendeine schmerzende Stelle gestreichelt. ...Einziger Kommentar meiner Mutter "Der wird schon seinen Grund gehabt haben" - wir sind zum Arzt, der hat die Wunde genäht und kein Hahn hat danach gekräht.
So, nun Schluß mit den Anektoten aus besseren Zeiten - worauf ich hinauswill: wir hatten damals alle Tiere - alleine das "erzog" uns schon zu Kindern die diese Wesen als schmerzempfindlich und mit einer Seele ausgestattet empfanden.
Quälereien an Tieren hätten weder meine Eltern noch die meiner Freunde geduldet! Das Donnerwetter daß es da gegeben hätte mag ich mir gar nicht vorstellen!
Sowohl die Eltern als auch die Lehrer waren entspannter im Umgang mit Tieren und v.a. haben sie uns die Chance gegeben zu lernen an eigenen Tieren bzw. im Unterricht auch immer versucht uns Tiere zu "erklären". In meiner Kindheit hab ich den Spruch "Quäle nie ein Tier zum Scherz denn es fühlt wie du den Schmerz" bestimmt Tausendmal gehört!
Heute sieht es schon ganz anders aus - jeder ist sich selbst der Nächste, selbst ein Hamster oder Wellensittich macht "Dreck", kostet Zeit und Geld und kommt von daher "nicht ins Haus".
Die Freundinnen meiner Tochter platzen vor Neid auf unsere Hunde, fast jede von denen hätte auch gerne ein Tier aber bekommt keines (aus welchen Gründen auch immer) - bis auf die denen die Angst vor Hunden praktisch anerzogen wurde. die dürfen uns aber nichtmal besuchen....
Bei den Jungs im Freundeskreis sieht es seltsamerweise etwas anders aus. Die finden Hunde nur "cool" zum angeben, als "Beschützer" damit sie sich anderen Jungs gegenüber ein paar Frechheiten herausnehmen können (so ala mein großer Bruder wird dir ...)
Das mag noch am Alter liegen (Durchschnitt 12 Jahre) aber viel anders sind die älteren Jungs die ich kenne auch nicht.
Was aber am Schlimmsten ist kann ich durch ein Beispiel zeigen:
Vor 4 Jahren am Tag vor Silvesterwollte ich mit Schoko (damals 4 Monate alt) Gassi gehen. Ein paar Kinder standen an der gegenüberliegenden Strassenseite mit Böllern. Gut, Schoko ist davon nicht beeindruckbar wenn sie in 5 m entfernung losgehen und das hat die offensichtlich gewurmt.
Sie haben dann angefangen sie auf uns zu werfen (auch auf mich!) Meine Schoko versuchte sie zu fangen(!) einer traf mich (nix passiert) ich hab dann Schoko schnell zurück ins Haus und bin rüber zu den Kids (ausschließlich Jungs) - zugegeben - ich war stinksauer!
Alles andere als pädagogisch wertvoll hab ich ihnen gesagt sie sollen sich verpi...en bevor ich ganz
übel ausflippe und ihnen mal Schmerzen zufüge....Ausser ein breites Grinsen kam keine Reaktion.
Ich hab dann versucht zu erklären daß Tiere auch Schmerzen empfinden, sie erschrecken, sie könnten beißen aus Notwehr etc. einzige Antwort "Verpiss dich Alte" "Hunde sind ******** und sollen tot sein" - mir blieb echt die Spucke weg. Die Plagen waren zwischen 6 und 10 Jahren....
(mal abgesehen davon daß wir damals niemals so frech zu Erwachsenen gewesen wären...) die Aussage hat mich voll getroffen.
Ich bin dann ins Haus zurück und hab gewartet (2 Stunden denn sie haben gelauert) bis sie verschwinden.
Meine Tochter kannte einen der Jungs und ich hab dann später seine Eltern aufgesucht zu einem Gespräch. (War schwierig genug denn ich kann kein Türkisch...) Kernaussage der Eltern: "Das hat er gut gemacht!"
Kein Wort des Bedauerns, nur ein debiles Grinsen und vollste Zustimmung zum Verhalten des Sohnes. (Mein Vater hätte mir schon aufgrund der Tatsache daß ich eine Nachbarin als "Alte" bezeichne den Hosenboden zu Recht stramm gezogen)
Beispiel 2 aus der Schule - Meine Tochter kam aus der Grundschule (2. Klasse) heulend heim mit einer Schuhschachtel unterm Arm. Darin befand sich eine tote Amsel...
Ich hab sie logischerweise gefragt was das soll und ob sie die gefunden hat da erzählte sie mir daß
andere Kinder mit der bereits toten Amsel im Pausenhof FUSSBALL gespielt haben.
Die Lehrer sahen tatenlos zu! Erst als meine Tochter und ein anderes Mädchen heulend verlangt haben daß eingeschritten wird tat sich etwas. Die Kinder wurden alle KOMMENTARLOS reingeschickt. Keine standpauke, keine auch nur geringe Kritik am Verhalten.
Meine Tochter hat dann nach der schule im Laden gegenüber den Karton organisiert, die Amsel eingepackt und sie zum Beerdigen mit heim gebracht. Sie bekam ein WÜRDIGES Grab unter einem Baum.
Beim Elternabend hab ich die Lehrer darauf angesprochen - ausser einem Schulterzucken und "ja mei, sind halt Kinder" kam weder von den Lehrern noch von den anderen Eltern (2 Ausnahmen gabs) irgendetwas. Kein "daran müssen wir arbeiten" kein "wir werden mit den Kindern sprechen" kein gar nichts!
Es ist als ob man gegen Windmühlen kämpft.
Ich hätte noch viele solcher Beispiele die uns selbst passiert sind aber ich will auch keine Romane hier schreiben nur eines noch - auch meine Hunde wurden im Garten gepiesackt, es wurden Steine über die (180m hohe) Mauer geworfen, Müll, Böller jedes Jahr, Schokoriegelreste oder Glasscherben) Es wurde gebrüllt hinter der Mauer, es wurde versucht drüber zu klettern etc. etc.
Gespräche mit den Eltern bieben allesamt total fruchtlos denn "es sind halt Kinder"
Wir sind dann irgendwann aus einem anderen Grund zum Glück umgezogen sonst wär ich (oder die Hunde!!!) womöglich irgendwann ausgetickt.
Und ganz ehrlich - ich hätte sehr gut verstanden wenn meine Hunde sich mal gewehrt hätten.
Ich habs verhindert - logisch - aber innerlich hätt ich es dem einen oder anderen der Plagen echt gegönnt. Dafür könnt ihr mich jetzt steinigen aber ich steh dazu. Ich hab heute noch eine Hasskappe wenn ich daran denke wie die uns das Leben dort vermiest haben. Die Kinder und v.a. diese Ignoranten, dummen Eltern!
Was den Rotti betrifft - ich hab Verständnis für den Hund. Total. Der Halter war doof, er hätte die Eskalation verhindern müssen - aber daß der Rotti jetzt dahin nicht mehr zurück muss dürfte für den Hund ein Segen sein. Nicht wegen dem Halter denn ich unterstelle mal daß er seinen Hund liebt sondern wegen der piesackenden Kinder.
Vielleicht findet das Tierheim ja ein schönes Zuhause ohne Kinder und mit viel Ruhe für die Hündin.
Ich wünsche es ihr jedenfalls.
Und den Kindern dort wünsche ich die Erkenntnis daß Tiere liebenswerte Wesen sind....die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt