Hallo!
Also ich hatte wie schon geschrieben einen Bulli, Paulchen, und besitze nun einen Amstaff ,den Nuno.Erst einmal möchte ich vorweg schicken das man die verschiedenen Charaktere nicht nur an der Rasse festmachen kann.
Generell muss ich sagen das der Bulli, speziell mein Paulchen, wohl wesentlich sturer ist.Auch sein Clownimage kommt nicht von ungefähr, das haben wohl alle Bullis angeboren.Die liebe zu seinem Herrchen stellt er dauernd unter Beweis, wenn auch sehr oft sehr tollpatschig.Er ist superverschmußt gewesen, musste immer dabei sein.
Aber er hatte halt sehr oft seinen eigenen Willen welchen er ohne Rücksicht auf Herrchen auch durchzusetzen versuchte.
Dagegen ist mein Nuno schon etwas anders.Auch er zeigt seine Liebe zur Familie deutlich, ist aber nicht soooo aufdringlich.Er ist leichter zu führen weil er mir gefallen will, auch bei der Unterordnung.Wenn er Blödsinn macht dann kann man Ihn besser mit Worten wieder zur raison bringen.Er ist etwas relaxter wenn er mal alleine bleiben soll.Dann legt er sich auf die Couch und wartet halt.
Und wie gesagt , beim lernen/ Unterordnung stellt er sich wesentlich besser an.
Dazu ist er beim schmusen wesentlich vorsichtiger/sensibler.
Das erst einmal zu den Charaktereigenschaften welche ich für Rassespezifisch halte.
Im alltäglichen Leben unterscheiden sich beide Hunde enorm.
ich würde das aber nicht an der Rasse oder an Rassespezifischen Charaktereigenschaften festmachen sondern an dem Hund und seiner eigenständigen persönlichkeit.
Natürlich ist der Amstaff an sich der sportlichere Hund.Mit Nuno kann ich ohne Probleme auch mal 40 Km Rad/Mountainbike fahren.Das macht ihm total viel Spaß.
Beim ersten Versuch des Radfahrens mit dem Bulli bin ich fast über den Lenker gegangen als Paulchen nach 50 Metern meinte mal ne "Vollbremsung" durch stehen bleiben zu machen
!
Auch speziell zum Rausgehen, der Staff will ausser bei Regen immer raus und rumtollen.Mein Paulchen hat es vorgezogen auch draussen sich die Ruhe anzutun.So brauchte der Bulli ne Sonnenliege im Garten (welche er natürlcih auch bekam) und der Staff will auch hier im Garten immer rennen , Buddeln und den Vögeln auf dem angrenzenden 10 Hektar grossem Feld hinterher jagen.
Der Staff ist also der mit Abstand sportlichere Hund, welcher aber wenn er keine möglichkeit hat zu rennen , sich auch mal die Ruhe antun kann.
Beim Bulli war es so ziemlich umgekehrt.
Im Umgang mit anderen Hunden zeigt sich ein ganz anderes Bild.Ich denke aber nicht das dieses Verhalten an der Rasse liegt.
Mein Anstaff kann gar nicht genug davon bekommen mit anderen Hunden zu spielen.Wenn er auf dem angrenzenden Feld einen Hund( das sind im Prinzip immer die gleichen Hunde und er ist bei allen anderen Hunden superbeliebt) sieht will er dahin und spielen.Am besten Stundenlang und ohne auch nur das geringste Anzeichen von Agressivität.Ich habe noch nie erlebt das er hochkocht.Er unterwirft sich auch wenn er mal einen anderen Hund solange auf die Nerven fällt bis dieser ihn dann mal anraunzt.Also Perfekt, aber keinesfalls Rassetypisch.
Mein Bulli hingegen, hatte für solche Dinge nur wenig Sinn.Andere Hunde gab es, er nahm sie zur Kenntnis aber wehe sie machten nicht was er wollte , kamen nicht geduckt oder gar mit dominanten verhalten auf ihn zu......!
Da konnte mein Paulchen echt übel werden.Er meinte das er der Chef der Hunde und Tierwelt sei und untermauerte das immer wieder.Und das obwohl er mit viel Liebe und dem Versuch ihn top zu sotialisieren groß geworden ist.Ich habe ihn damals gekauft als er so 3-4 Wochen alt war.ich habe dann fast täglich mit ihm beim Züchter gespielt und Ihn mit 11 oder 12 Wochen dort abgeholt.
das Problem bei Paulchen war das er schon als Welpe immer den höchsten Rang hatte.Er kam beim gemeinsamen füttern als letzter Welpe zum Trog und nahm sich selbstverständlich und notfalls mit "Gewalt" den besten Platz indem die andern welpen einfach weggeschubst wurden und zur Not mal gezwickt hat bis sie Platz machten.
Als ich dieses Verhalten festgestellt hatte hatte ich mich aber schon in diesen Hund verliebt.Dieses Verhalten, diese Dominanz und ich sage nun das eigentlich verbotene Wort "Gameness" war halt angeboren.
Und ich habe es in 13,5 Jahren Paulchen nie geschafft ihm diese Unart im umgang mit anderen Tieren, speziell Hunden , auszutreiben.
Er wusste das ich es nicht leiden konnte wenn er mal wieder von jetzt auf gleich Total ausflippte nur weil ein Hund normal auf ihn zukam und er ihn gleich wieder fressen wollte aber das nahm er billigend in Kauf und wusste eine Stunde später beim einscheissen auch, wie er Herrchen wieder bezierpsen konnte.
Zum Menschen hingegen war er 13,5 Jahre das allerliebste Wesen welches man sich vorstellen konnte.nie ein knurren oder ähnliches.
der Staff ist da ganz anders , aber er war auch als Junghund (ich habe ihn mit ca. 6 Monaten aus dem Tierschutz bekommen) schon ziemlich unterwürfig.
er spielt mit allem und jedem.Sogar die Nachbarskatze, welche ihm regelmässig mal eine pfeffert, liebt er heiss und innig auch wenn diese Liebe anscheinend sehr einseitig ist.
Paulchen hätte alles versucht diese Katze ein für alle mal zu "erledigen", spätestens wenn sie ihm zum ersten mal gekratzt hätte!
Wenn andere Hunde den Nuno mal bespringen versucht dieser einfach sich zu befreien und spielt mit diesen Hunden weiter als wäre nichts gewesen.
Auch ein solches Verhalten anderer Hunde wäre bei Paul ein absolutes "No go" gewesen welches er sofort auf seine, nicht nette Weise zu klären versucht hätte.
Nuno geht stundenlang auf die Spielart anderer Hunde ein, wollen sie rennen rennt er mit, wollen sie raufen rauft er mit und wollen sie nur schnüffeln, schnüffelt er mit.
Sollte ein Hund mal agressiv Ihm gegenüber treten geht er einfach weg.Undenkbar bei Paulchen.
Paul hingegen kannte nur seine Interessen und wenn jemand nicht so wollte wie er kam das altbekannte Bild zum Vorschein.
Fazit war das ich Paulchen ausserhalb meines Grundstücks nie habe frei laufen lassen und wenn wir mal unterwegs waren musste ich immer auf andere Hunde aufpassen das sie nicht in seine Reichweite an der Leine kamen.
Nuno hingegen kann ich mit wirklich jedem Hund spielen lassen, ob er ihn kennt oder nicht.Ich kann ihn auch ohne "Radaraugen" auf unseren Feld laufen lassen, weil selbst wenn mal ein anderer Hund kommt welchen er vor mir sieht mit diesem spielt oder wenn der andere sich agressiv zeigt einfach weg geht/rennt.
Aber diese verschiedene Verhalten haben nichts mit Charaktereigenschaften der Rasse zu tun.Das ist der Hund als Individium.Beim Nuno kommen halt die Gene nicht so durch wie bei Paulchen.
Angenehmer für Halter und die Umwelt ist halt das Verhalten vom Nuno, aber ich werde Paulchen trotz seiner Fehler nie vergessen.Ich habe diesen "Köter"
geliebt auch wenn es etwas stressiger war mit ihm unterwegs zu sein.
Zum Abschluss, auch wenn ich mir damit nicht immer in diesem Forum Freunde machen, muss ich sagen das die "Sokas", Anlagehunde oder wie auch immer schon spezielle Hunde sind.Entgegen der hier vorherschender Meinung das kein Hund böse geboren wird usw. bin ich der Meinung das die Sokarassen schon speziell sind.
Nicht unbedingt böse, wie Nuno zeigt, aber sie können halt besser "böse" wie andere Hunde.und das gilt es, zur Not mit immer anleinen wie ich es bei Paulchen gemacht habe, zu unterbinden.
In ihren Genen steckt halt das wofür sie einst gezüchtet worden sind und das ist nun mal der Hundekampf, so pervers wie es ist.
Z.b. ein Dackel ist deswegen so stur und dickköpfig weil er halt zur Jagd gezüchtet worden ist und wenn er im Bau einem Dachs gegenüber steht braucht er genau diese Charaktereigenschaften welche der Mensch als stur bezeichnet.
aber es steckt dem Dackel in den Genen.Er ist willensstark und mutig.wäre er das nicht würde er warscheinlich nicht lebend den Dachsbau verlassen.
Oder diverse Jagdhunde, welche schon im Alter von 12 Wochen apportieren obwohl es ihnen nie jemand gezeigt hat.Es liegt ihnen halt in den Genen.
Und Gene sollten nie unterschätzt werden.
Ich persönlich liebe die Art der Sokas weil sie zwar u.U. sehr agressives/Dominantes Verhalten gegenüber Artgenossen zeigen können aber zugleich auch dem Menschen gegenüber vollkommen loyal sind und alles dafür tun ihr Herrchen zu begeistern.
Diese Liebe zu ihrem Herrchen,(fast) alles zu tun was ihm gefällt zusammen mit dem Mut und Selbstvertrauen wird halt leider von vielen Menschen dazu mißbraucht den Hund zu zweckemfremden.
Gottseidank haben sich , auch durch die strenge Gesetzgebung, die Fälle wo Sokas zweckemfremdet werden minimiert.
Gruß Stephan