Also, ich denke das kommt darauf an, ob es ein Ehrenamtlichenprogramm gibt und wie die einarbeiten. Bei uns damals musste man eigentlich einige Schichten im Treff an der Theke arbeiten, damit die Kollegen sehen konnten, wie man mit dem Klientel zurecht kommt, wie man Stressituationen händelt etc..
Und wenn Du auf die Straße wolltest, musstest Du noch einige Zeit mit dem Kollegen direkt mitgehen, zum Einen, damit er Dich vorstellt, zum anderen auch zur Einarbeitung.
Ich hab damals mein Praktikum dort gemacht, dh ich war 8 Wochen im Treff und auf der Straße, jeweils eine halbe Woche und habe danach noch zusätzlich als Honorarkraft im Haus gearbeitet. Als Kollegin auf der Straße hatte ich lange eine Kommilitonin, dh wir haben auch nicht nur Kaffee verteilt, wir haben Sozialarbeit gemacht.
Aber auch "nur" Kaffee und eventuell Brötchenverteilungstrupps gab es (die konnten immer nicht verstehen, dass wir so lange brauchten *g*). Das ist auch ok, man muss nur vorher eine Einarbeitung haben und die Grenzen kennen, dass man dann zB keine Beratungen macht, sich klar von den anderen abgrenzt bzw auf diese verweist.
Ob Hannover zB ein Ehrenamtlichenprogramm hat weiß ich nicht, frag doch einfach mal nach *g* Ich weiß auch nicht, wie der Kältebus besetzt ist und ob der nur abschippert, um in die Notunterkünfte zu fahren oder vor Ort da ist, damit es einen warmen Ort gibt, das ist dann ja nochmal eine andere Arbeit (nämlich wieder Streetwork, das andere ist ja eher ein, sehr wichtiger, Taxidienst).
Davon ist natürlich auch abhängig, wieviel Patz vorhanden ist...
Zum Thema Gefährlichkeit: Es geht eigentlich, zumindest früh am Tag *g* Nein, ehrlich, ich hab das vier Jahre gemacht und es gab zwei Vorfälle, die nicht so witzig waren. Einmal flog eine Wodkaflasche (ich war nicht gemeint, ich fands trotzdem nicht witzig, wie sie an meinem Ohr vorbei flog...) und einmal hatte jemand einen psychiotischen Schub und glaubte ich hätte ihm sein Kleingeld geklaut. Das war nicht ganz so witzig, löste sich allerdings auf, indem ich schlicht aufstand und ging und die Kollegin ihn runterkochte und dann meine Sachen mitnahm. Ich stand so, dass er mich nicht mehr sah, ich aber ihn und die Kollegin noch, so dass ich zur Not wieder hätte eingreifen können. Aber dass ich aus dem Blickfeld war reichte, um die Situation zu beruhigen. Er hatte sich halt völlig eingeschossen, kommt vor.
Man muss sich halt vor Augen halten, dass man bei den Leuten "Zuhause" ist, dh wenn es Stress gibt, gehe ich. Umgekehrt finde ich es schwieriger...
Ich hab es immer so gehalten, dass ich gesagt habe, ich habe bestimmte Grenzen (ich möchte zB nicht, dass sich jemand direkt vor meiner Nase einen Druck setzt, find ich einfach nicht schön, muss ich nicht haben). Entweder die Leute gehen beiseite, lassen es in dem Moment oder ich gehe. Das war immer klar, ohne Zwang, es ist eine Entscheidung, möchtest Du den Kontakt, dann mit gewissen Grenzen, möchtest Du ihn nicht oder ist anderes gerade wichtiger, ist das ok.
Das ist in meiner Arbeit heute zB anders. Klar, wir arbeiten immernoch akzeptierend, dh jedeR kann frei entscheiden, was er macht, ob er weiter konsumiert, ob er aufhören möchte, wie er das möchte. Wir unterstützen jeden, bis zu der Grenze, wo es jemand nicht mehr selbst einschätzen kann (also zB hatte ich jetzt jemanden, bei dem das Gas abgestellt wurde, wegen Nichtzahlen (schlicht den Überblick verloren, doe Person ist auch so ziemlich der Inbegriff von verrückt...lange Zeit gingen solche Sachen noch, jetzt nicht mehr.). Darlehen für Gas, Rücksprache mit Energieversorger, dass sie wieder anstellen, all das ging. Nur müssten die beim Anstellen in die Wohnung- das ging nicht, Mörder lässt diese Person nicht rein, Ende der Durchsage. Es gab verschiedene Versuche sie zu überzeugen, unter anderem mit Techniker und Sozialarbeiter (Kollege, ich war schon verbrannt zu dem Zeitpunkt) eine Stunde durch die Wohnungstür diskutieren. Keine Chance. Da habe ich eine Meldung ans Gericht gemacht und um Einrichtung einer Betreuung gebeten mit Hinweis auf die Eigengefährdung (ich hoffe, die haben jetzt nach Weihnachten endlich mal reagiert...).
Aber ich schmeiß auch Leute raus, wenn sie dermaßen zu sind, dass ich mich nicht unterhalten kann und sage ihnen, sie sollen am nächsten Tag nüchterner wiederkommen (letztens erhielt ich danach einen Anruf von der Übernachtung, die mir mitteilten, nüchterner gäbe es diesen Menschen nicht...gut, dann muss ich damit versuchen zu arbeiten).
Und im Grunde wird bei uns im Haus nicht konsumiert (wir haben sogar Toiletten mit Schwarzlicht, damit man die Venen nicht sehen kann- und ich bin dankbar dafür! Also die Mitarbeitertoiletten haben richtiges Licht und auch dafür bin ich dankbar *g*). Wobei, so kalt wie es letzte Woche war, da weigere ich mich, die Leute vor die Tür zu setzen. Dh wenn die dann im Treppenhaus sitzen und sich eine Spritze aufziehen, tue ich so, als ob ich es nicht gesehen hätte, ist mir lieber, als wenn sie es draußen machen und dann bei den Temperaturen noch in die Nachschlafphase fallen. Aber grundsätzlich ist es bei uns nicht erlaubt, zumal die Kollegen ja auch Familien, teils mit Kleinkindern, beraten, das muss nicht sein...
Also es ist schon ein ziemlicher Unterschied zur Straßensozialarbeit, es ist Behörde, es ist viel höherschwelliger, auch wenn wir uns bemühen, die Schwellen abzubauen. es ist nicht nur freiwillig, sie müssen herkommen, um einen Pennplatz zu bekommen und sie müssen so oft kommen, wie ich es will. Und ich muss auch Dinge ablehnen usw.. Es ist anders und ich vermisse die Arbeit auf der Straße sehr! Ich bin froh, dass ich einen festen Job habe, in meinem Bereich (und nicht beim christlichen Träger, wobei für DEN Job würde ich es machen *g*), ich bin froh um mein Team und alles, aber ich beneide jeden, der auf der Straße arbeiten kann. Für mich ist es, sofern es nicht gerade -10 Grad hat, ein Traumjob, der viel Fingerspitzengefühl erfordert und dre verdammt wichtig und viel zu wenig geachtet ist!
LG
Sina