Ich seh es im Wesentlichen wie Coony.
Und ich lamentiere bestimmt nicht, ich bin froh, dass es mir gut geht.
Und was den "geschichtlichen Exkurs" angeht... (das geht jetzt an HSH2
Mag sein, dass die von zB Dunni erwähnten Zustände "bei euch da drüben" sozusagen "prähistorisch" waren, da sie im Wesentlichen vor der Staatsgründung geherrscht hatten, und danach nicht mehr... - und damit, da prähistorisch, irgendwie ziemlich fern und nicht der Rede wert erscheinen.
Aber einiges von dem, was Dunni erwähnt hat, war "hier bei uns" noch in meiner Kindheit und Jugend Realität (etwa, dass Kinder unverheirateter Mütter automatisch unter der Vormundschaft vom Jugendamt standen), oder dass "Vergewaltigung in der Ehe" strafrechtlich nicht existierte etc. Frauen nur den Namen des Mannes annehmen konnten - nachher gab es immerhin wenigstens die - in meinen Augen allerdings ziemlich unsäglichen - Doppelnamen...
Es war auch im Westen in weiten Kreisen der Bevölkerung (also: quer durch alle Schichten) üblich, für Mädchen die Schulbildung doch eine Kategorie niedriger anzusiedeln als für eventuell männlichen Nachwuchs. Ich kenne gar nicht so wenige Frauen, die halt nur ein
bisschen älter sind als ich, die hätten auf's Gymnasium gehen oder studieren können - es aber nicht durften, weil "Frauen ja irgendwann sowieso heiraten" oder "dafür am Ende doch keinen Kopf haben" oder ww. (Gab ja auch noch kein Bafög, da wollte so eine Investition auch gut überlegt sein.)
Okeeeh, daraus kann der kundige Leser schließen, dass ich nicht mehr ganz so taufrisch bin...
- aber ich bin auch noch keine gar so alte Schachtel, und "prähistorisch" fühle ich mich ganz und gar nicht.
Für mich ist die Emanzipation der Frau
insgesamt daher keineswegs überbewertet.
Wie gut sie unterm Strich gelungen ist, zeigt sich aber wohl am besten an Bemerkungen wie der von tina. Wenn sie denn so gemeint war, wie Coony sie liest.
Es wäre ja auch das Gegenteil möglich, nämlich, dass sie meint, Emanzipation sei insofern überbewertet, als sie bisher nicht wirklich was erreicht hätte. In wesentlichen Bereichen gäbe es immer noch schreiende Chancenungleichheiten...
Dem würde ich mich dann
nicht anschließen. Natürlich schon darin, dass es immer noch Ungleichheiten gibt - aber nicht darin, dass nichts Wesentliches erreicht wurde.
Wie ich über gewisse Auswüchse des Phänomens denke, steht auf einem anderen Blatt. Ob zB eine universelle Quotenregelung sinnvoll ist - da habe ich meine Zweifel. Es gibt sicher Bereiche, wo das so ist, etwa an Hochschulen. Und andere, wo es eben nicht so ist.
Naja, und stures Pochen auf Gleichberechtigung aus Prinzip, wo dann auf der Verteilung von 50 Prozent Haushaltspflichten auf jeden Partner gepocht wird, auch wenn nur einer arbeitet... das ist irgendwie dumm, da hat einer das Prinzip nicht ganz verstanden.
Dazu fällt mir immer eine Begegnung ein, die ich mal in Hannover hatte. In der Nähe meiner Wohnung war ein Altglascontainer. Eines Tages, als ich an dem vorbei ging, kam mir jemand aus der Nachbarschaft entgegen, vermutlich ebenfalls eine Studentin, ca. 1,65 groß, in sehr "alternativem" Aufzug.
Diese schleppte einen riesigen Rucksack und zwei schwere Taschen voller Altglas zum Container, mit einem damals in meinem Umfeld wirklich recht typsichen verbissenen "Selbst ist die Frau und ich kann das alleine"-Ausdruck... und neben her ging ein (ihr?) Freund, der gute 1,90 hatte, mir leeren Händen, und erzählte ihr irgendwas.
Und ich dachte spontan: "Joar - genau so sieht die "Gleichberechtigung" mittlerweile aus... Frau darf jetzt ganz viele Dinge "auch noch" machen, aus denen Mann sich fein heraushalten kann - und andere darf sie dafür immer noch nicht!"
Was natürlich gnadenlos überzogen ist... aber wenn man nur auf Prinzipien herumreitet, ohne das Hirn einzuschalten - dann kann es einem immer - auch im Fall der Emanzipation - passieren, dass man sich am Ende nur hat vor einen anderen Karren spannen lassen, und immer noch der Depp ist, der ihn zieht. Was man vor lauter Unentspanntheit aber gar nicht mehr merkt.
Und das - naja, im besten Fall belustigt man damit andere, im schlimmsten hat man mit Mitte 30 Rücken und kann gar nix mehr.