Meinst du wirklich?
Was ist denn das Moralgefühl der Bevölkerungsmehrheit? Heute?
Und was war das Moralgefühl der Bevölkerungsmehrheit gestern? Oder vor 40 Jahren (als ernsthaft, durch breite Schichten des linken Politikspektrums, darüber debattiert wurde, dass Pädophilie straffrei sein sollte, weil sie den Kindern nicht wirklich schade?)... Oder vor 75? -Oder im Jahr 2000, als die Bevölkerungsmehrheit der Ansicht war, alle Hunde mit breiter Schnauze gehörten am besten standrechtlich erschossen zum Schutze der Bevölkerung......
Oder übermorgen, wo vielleicht Leute, die in Foren posten, statt sich "transparent" auf FB zu tummeln, als Heimlichtuer an den virtuellen Pranger kommen...
Der Gedanke ist nur auf den erste Blick ein guter, fürchte ich.
Deine Antwort geht haarscharf an dem vorbei, worum es mir eigentlich ging ....
Keine Frage, dass sich das Moralgefühl im Lauf der Zeit ändert - ob zum besseren oder schlechteren ...who knows?
Jede Zeit wird wohl der Meinung sein, dass es genau "jetzt" richtig ist
.
Das Problem von (aufrufen zu) Selbstjustiz oder einer Vorstufe dazu, sehe ich aber vorallem dann, wenn das Vertrauen in den Staat schwindet, "angemessen" auf Straftaten zu reagieren.
Letztlich ist das ja auch ein Grund, warum sich Gesetze und Strafen im Lauf der Zeit wandeln...
Davon wieder zu unterscheiden die öffentlich Meinung zu THemen, die keine Straftaten sind (dein Beispiel von 2000 mit dicknasigen Hunden) - ähnlich, aber nicht direkt dazu passend ...
Gesetze dem pöbelnden Mob anzupassen ist ein ganz gefährlicher Gedanke, den man wirklich erstmal zu Ende denken sollte, bevor man ihn ausspricht.
KEIN Gesetz dieser Welt - außer vielleicht das Recht zum Aufknüpfen "Andersgläubiger" (damit sind alle gemeint, die nicht der Meinung vom momentanem Mob sind) wird die Massen ausreichend befriedigen.
Bleiben wir beim Tierschutz:
Wieviel ist das Töten eines Kaninchens wert?
Geldstrafe? Freiheitsstrafe? Todesstrafe? Zusätzlich noch Exkommunion, damit der Täter selbst im Tode keinen Frieden findet?
Ist Opa Unger, der einen Stall Schlachtkaninchen hält (und tötet) genauso schuldig, wie der Teenie?
Natürlich nicht, denn der Teenie hat etwas "moralisch" Falsches getan - nur wie will man Moral in Gesetze fassen, damit auch der letzte "Gutmensch" in seinem Gerechtigkeits-/Rechtsempfinden bestätigt ist? DAS geht leider/GsD nicht, somit wird es immer Leute geben, die sich (dank I-Nets) zu einem Mob zusammenfinden, um ihre moralische Entrüstung über Etwas/Jemanden zum Ausdruck bringen.
Mir gefällt übrigens gerade bei TS-Mobs ein Spruch/Gedanke zur französischen Revolution ein:
"Die Revolution frisst ihre Kinder" - ein Sinnbild für die Gutmenschen im TS und bei solchen Mobs im Allgemeinem.
Noch ein Nachtrag über das unterschiedliche Empfinden wie "gerecht" Strafen sind:
Mir ist am Donnerstag so ein bekloppter Fahrradterrorist, im Dunkeln, ohne Beleuchtung, auf der falschen Seite fahrend vors Auto gefahren und hatte auch noch die Frechhheit mir einen Vogel zu zeigen.
Hätte ich die Polizei gerufen, wäre dieser Vollpfosten vielleicht mit einem Verwarngeld, wegen fehlender Beleuchtung und eventuell mit einem "Dudu" wegen dem Vogel davongekommen.
Mein persönliches Rechtsempfinden lag aber dahin gelagert, diesen Deppen von seinem Rad zu ziehen, ihm mit seinem Pseudomountainbike eine überzubrezeln und das Bike als Strafe mit einem Hummer (die Militärvision, nicht die "Neureichenproletenschleuder") in den Asphalt zu stampfen.
Zum Glück gibt der Gesetzgeber meinem Rechtempfinden nicht nach, sonst hätten die Bremer Fahrradterroristen bald nichts mehr zu lachen.