Was mit ihm los ist?
Gar nichts - es wird derzeit nur sehr selektiv berichtet.
Warum auch immer...
Denn in dem Zitat hat er mitnichten wörtlich gesagt: "Keine Kinder zu haben, ist egoistisch", sondern: "Eine Gesellschaft mit einer erfolgshungrigen Generation, die sich nicht mit Kinder umgeben will, die sie vor allem als lästig betrachtet, als Belastung, als Risiko, ist eine bedrückte Gesellschaft."
Da steht also: "Es gibt Leute, die keine Kinder wollen. Und wenn die Überhand nehmen, tut das einer Gesellschaft nicht gut, und diese leidet als Ganzes darunter."
Es findet sich eine Aussage zur Auswirkung dieser Einstellung auf die Gesellschaft - aber absolut kein direkter Vorwurf.
Jeder kann darüber nachdenken und seine Schlüsse daraus ziehen, oder nicht...
Und ich meine übrigens, dass mit "Die Gesellschaft leidet", NICHT das finanzielle gemeint ist, und die Sozialabgabendiskussion hier absolut OT ist. Es geht eher um "spirituelles".
Aussage ist: "Kinder tun einer Gesellschaft gut und den Menschen, die darin leben, geht es dann besser" - und zwar geistlich-seelisch, nicht materiell.
Dass ein Papst insofern klare Anweisungen oder Richtlinien für seine Gläubigen ausgibt, finde ich nun absolut nicht so merkwürdig.
Dass die nicht überall den bisherigen Lehren seiner Kiche zuwiderlaufen, überrascht mich auch nicht wirklich... der wäre wohl kaum so lange Priester geblieben, wenn er sich mit wesentlichen Elementen des Katholizismus nicht identifizieren könnte.
Neu ist, dass er eigentlich die positiven Seiten des Kinderhabens betont, statt ständig mit "Steht schon in der Bibel, also bitte, mehret euch!" zu kommen! - Und das finde ich nun gar nicht so verkehrt.
Irgendwie muss er ja seine Arbeit machen.
Aber im Moment wird nach meinem Empfinden recht gezielt "gegen" ihn geschrieben.
Ich bin nun gar nicht katholisch, aber über so manches kann ich da nur den Kopf schütteln.
Das ist genau wie die angebliche Aussage, es sei "in Ordnung, Kinder zu schlagen".
Hat er so nie gesagt. - Wobei aus dieser Episode durchaus hervorgeht, dass er es als _gegeben_ hinnimmt, dass es eben weltweit durchaus noch Leute gibt, die ihre Kinder schlagen - und dann schon froh ist, wenn einer sich dabei Gedanken darüber macht, wie und in welchem Maße er das tut.
Aber es wurde hier in der Presse teilweise so getan, als wäre er herumgegangen und hätte gepredigt: "Gehet hin und verwamst eure Bälger, Gott wird es euch danken!"
Und das war nicht der Fall.
Klar ist es vielleicht kritisch, dass jemand, der in dieser Position ist, es für normal (nicht unbedingt "in Ordnung") hält, dass Kinder geschlagen werden... aber andererseits: Betrachte Alter und Herkunft sowie die Tatsache, dass er trotz allem mit Kindererziehung etc. in den letzten 20 Jahren nicht so viel an vorderster Front zu zun gehabt haben dürfte, und dann kommt man halt zu jemanden, bei dem die Wahrscheinlichkeit recht groß ist, dass er sich Erziehung intuitiv erstmal immer noch so vorstellt, wie sie zu seiner Zeit, also in seiner Kindheit, gewesen ist. - Ich vermute, in den schlechteren Vierteln von Buenos Aires ist die auch immer noch so. Ebenso wie in den schlechteren Vierteln von Duisburg, Hamburg oder sonstwo. Muss man nicht gut finden, ist aber eben Realität. - Und ja, dann ist man vielleicht wirklich froh, wenn da einer sagt: Also, ich schlage meine Kinder schon auch, aber nicht ins Gesicht, denn auch sie haben eine Würde." Das ist eine Erkenntnis (auch wenn es an der konsequenten Umsetzung letztlich hapert), die der Mensch dann vielleicht vielen seiner Nachbarn voraus hat.
Aber das passt in die heutigen Medien nicht, das ist viel zu kompliziert.